Bad Bonn Kilbi 2018: Cosmic Funk im (N)irgendwo.

Erstellt am 9. Juni 2018 von Wavebuzz

(Written by the one and only: Sasa) #linktoherinstabio

Tag 1:

Die Bad Bonn Kilbi startete für mich um 18:30 Uhr mit dem Konzert von Golden Dawn Arkestra auf der Nebenbühne.

Die Band besteht aus neun Personen – von Gitarren und Bass über Synthie-Saxophon und viel Perkussion ist alles mit dabei. Eine Stunde lang befeuern sie uns mit ihrem Cosmic Funk, der teilweise auch an Bands wie Funkadelic erinnert und dem Sonnengott Ra huldigt. Die Musik ist funky und tanzbar: ein paar Personen im Publikum beginnen ihr Tanzbein zu schwingen; richtige Stimmung will jedoch noch keine aufkommen.

Golden Dawn Arkestra

Erst bei der Afro-Punk Band Tshegue ist das Publikum erstmals auch lauthals dabei. Obwohl sie ‘nur’ eine EP mit vier Liedern veröffentlicht haben, schaffen sie es trotzdem eine ganze Stunde zu spielen.

Die schneidende Stimme von Faty Sy Savanet in Kombination mit den schweisstreibenden Rythmen von Nicolas Dacuhna bringen die Leute zu intensivem tanzen.

Tshegue (danke Philipp für das Bild)

Den Abschluss bildete der Headliner Deerhunter auf der Hauptbühne. Im Vorfeld hatte ich mir schon beim Vorbeilaufen am Merch-Stand ein T-Shirt gekauft. Jedoch würde ich

Deerhunter

es am liebsten wieder zurückgeben. Überzeugend waren Deerhunter bei weitem nicht und am Ende blieb nur die Enttäuschung. Die Songauswahl war mässig, es hatte kaum Leute und die Stimmung, die ein wenig aufkam während dem Tshegue Konzert, war vollständig verflogen. Da half es auch nicht, dass uns Bradford auf dem Rückweg noch seine Schnappschüsse von den Mohnblumenfeldern gezeigt hat.

Tag 2

Heute ging es im Vergleich zu gestern früher los. Wir fanden uns bereits um 17:00 Uhr vor der Hauptbühne ein.

Das Wetter war im Vergleich zum Vortag ein Traum. Lido Pimienta hiess der erste Act. Die kleine, hochschwangere Kolumbianerin begeisterte uns sofort mit ihrer Power. Die Songs variierten von Afro-Kolumbianischen Rhythmen über Metal-Gesangseinlagen bis hin zu ruhigen Elektropop-Balladen mit gesellschaftskritischen Texten. Ein fantastischer Einstieg in den Festivalabend.

Weiter ging es mit The Mystery of the Bulgarian Voices Ft. Lisa Gerrard. Dieser Name war mir – wie so alles am zweiten Kilbi Tag – überhaupt kein Begriff. Darum war ich auch umso erstaunter, als knapp 20 Frauen in Trachten sich auf der Bühne verteilten. Angeführt von Dora Hristova und begleitet von Gitarren und Perkussion sangen sie wunderschöne bulgarische Lieder – nur leider etwas zu leise. Der Gesang ging komplett im Stimmengewirr der Masse unter. Auch nachdem das Publikum aufgefordert worden war, leiser zu sein, damit man auch den Chor höre (was er eigentlich meinte, ist wir sollen leiser sein, sonst würde sich Lisa Gerrard weigern die Bühne zu betreten), war es immer noch zu laut.

Das Publikum aufzufordern, leise zu sein, brachte also auch nichts. Im Gegenteil: Nach dieser Ansage hatte ich doch das Gefühl, dass das Publikum sogar lauter geworden war und das ‘cheibe gloif’ noch schlimmer geworden war. Schade.

The Mystery of the Bulgarian Voices 

Tag 3

Der letzte Kilbi Tag war angebrochen. Ein bisschen wehmütig warteten wir auf Horse Lords. Wieder ein Name, der mir unbekannt war.

Die Band besteht aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Saxophon, wobei der Saxophonist auch immer wieder zur Perkussion wechselte. Es dauerte eine Weile bis ich mich ihren Klängen hingeben konnte. Je länger ihre Jams andauerten desto hypnotischer und energetischer wurde es. Die Mischung aus komplizierten Rhythmen und minimalen Gitarren- und Bassklängen bildeten einen perfekten Kontrast zueinander und liessen der Intensität genug Raum um von den Konzertbesuchern aufgesogen zu werden.


Der krönende Abschluss bildete Sevdaliza. Gespannt war ich auf sie, nachdem ich das Bühnenbild entdeckte: ein unheimlicher Kopf auf schwarzem Grund. Dies liess schon Gutes verhoffen. Und wir wurden nicht enttäuscht. Sie sog uns ein mit ihren düsteren Klängen und dem passenden, immer wechselnden Bühnenbildern. Ihre eleganten Bewegungen wurden von einem Tänzer begleitet, der mit seinen Verdrehungen schon fast übernatürlich wirkte. Mit einer Mischung aus R’n’B und Trip Hop vermochte sie es, uns in einen eigenen Kosmos der Klänge zu schicken.