Backsteingotik von Hinrich Brunsberg

Von Thomas_robbin

Die bereits an mehreren Orten präsen­tierte Wander­ausstellung „Inno­vation und Tradi­tion“ zeigt Werke spät­gotischer Back­stein­archi­tektur von Hinrich Bruns­berg in Pommern und der Mark Branden­burg. Die Bau­werke – Kirchen, Rat­häuser und Stadt­tore – wurden von dem Berliner Foto­grafen Thomas Voßbeck doku­mentiert. Nächste Station der Aus­stellung ist Potsdam, die Eröffnung findet am 25. Januar 2015 statt.

Ausstellungsbeschreibung

Hinrich Brunsberg (um 1350 bis nach 1428) ist neben den Parlern einer der bedeutendsten und auf dem Gebiet der Backsteinarchitektur einer der wenigen namentlich bekannten mittelalterlichen Baumeister im südlichen Ostseeraum. Er wirkte um 1400 vor allem in Pommern und in der Mark Brandenburg. Die mit seinem Namen verbundenen Bauwerke gehören zur Blütephase der Spätgotik in der Region. Die Ausstellung will an Hand der Kirchen, Rathäuser und Stadttore in Pommern (Pomorze Zachodnie bzw. województwo zachodniopomorskie), Brandenburg und der Neumark (Nowa Marchia) die für Brunsberg typische bauliche Gestaltung einer aufwendigen und dekorativen Zierarchitektur vorstellen, die in der Regel mit modernen Bau- und Raumformen der Zeit verbunden wurde. Außerdem will sie zeigen, dass die Mark Brandenburg und Pommern um 1400 einem einheitlichen Kulturraum angehörten.

Eine Inschrift an der Nordkapelle der Katharinenkirche in Brandenburg besagt, dass der Meister Hinrich Brunsberg von Stettin die Kirche 1401 errichtet habe. Diese Inschrift bildet den Ausgangspunkt, eine charakteristische Architekturgestaltung mit seinem Namen zu verbinden. Über das Leben Hinrich Brunsbergs ist wenig überliefert. Vermutlich stammte er oder zumindest seine Familie aus dem Ordensland. Erstmals greifbar wird sein charakteristischer Dekor aus aufwendigen Formsteinprofilen, feingliedrigen Maßwerkfüllungen und Ziergiebeln an dem um 1389 fertiggestellten Chor der Marienkirche im pommerschen Stargard/Stargard Szczeciński. Bauwerke mit vergleichbarer Gestaltung finden sich in Stettin/Szczecin, Königsberg in der Neumark/Chojna, Prenzlau und Gartz.

Ungefähr zur selben Zeit wie die Marienkirche in Stargard begann man in Stettin mit dem Bau der St. Jacobikirche. Die Grundkonzeption mit den Kapellen zwischen den eingezogenen Strebepfeilern ist vergleichbar, allerdings findet sich der für Brunsberg charakteristische Bauschmuck nur an der unteren Zone der südlichen Querhauswand. Die reiche Gliederung der Fassaden und die Giebelgestaltung des später entstandenen Rathauses in Stettin sowie die der Kirche St. Peter und Paul sind Kennzeichen der Architektur des Hinrich Brunsbergs und seines Umfelds.

Hinrich Brunsberg ist jedoch nicht allein in leitender Position auf diesen Baustellen tätig. 1411 wird in Brandenburg der Stettiner Baumeister Nikolaus Craft und 1412 in Prenzlau der ebenfalls aus Stettin stammende und sicher mit Hinrich verwandte Claus Brunsberg fassbar, die für die moderne Technologie sowie den charakteristischen Dekor verantwortlich zeichneten. Offenbar arbeitete Brunsberg mit mehreren hoch qualifizierten Bauleuten eng zusammen. Die reich gestaltete Backsteinarchitektur des Hinrich Brunsberg lässt sich auch als Gegenentwurf zu der sachlich schlichten Architektur norddeutscher Hansestädte verstehen.

Wann und wo

25. Januar bis 12. April 2015

St.-Nikolai-Kirche
Gemeinderaum
Am Alten Markt
14467 Potsdam