Du bist auf der Suche nach einem Unternehmensberatung-Praktikum und steckst aktuell im Recherche- & Bewerbungsprozess? Stopp! Bevor Du Dich weiter mit Beratungen, Deinem Lebenslauf oder Anschreiben beschäftigst, darfst Du kurz die Perspektive wechseln. Daher: Warum sollte eine Beratung überhaupt Praktikanten, Werkstudenten oder Abschlussarbeiter einstellen? Wie läuft der Bewerbungsprozess bei Studierenden gegenüber festangestellten Consultants ab? Und was fordern Beratungen eigentlich von einer studentischen Unterstützung? Im Beitrag nehme ich Dich mit in den Consulting Backstage-Bereich und beantworte diese und weitere Fragen.
Studierende nutzen und kosten Beratungen
In meinen über 10 Jahren als Unternehmensberater habe ich zahlreiche Praktikanten angeleitet, Werkstudenten beschäftigt und Bachelor-/Masteranden betreut. Dabei habe ich mit erstklassigen und mittelmäßigen Studis zusammengearbeitet. Viele Studierenden denken bei einem Unternehmenberatung-Praktikum nur aus der Bewerber- und Mitarbeiterperspektive.
Das springt zur kurz.
Weshalb sich für Dich ein Praktikum, Werkstudententätigkeit oder Abschlussarbeit bei einer Unternehmensberatung auszahlt, kannst Du auf jeder Firmen-Webseite nachlesen. Meist findest Du Argumente wie Praxiserfahrung, Wirtschaftskontakte und einen kleinen Zusatzverdienst. Nebenbei testest Du aus, ob für Dich das Consulting als Hauptberuf überhaupt in Frage kommt und bereist bei einigen Consultancies sogar bereits als Student die Welt.
Soweit so gut. Nur warum sollte eine Beratung Studierende für eine befristete Zeit anheuern?
Studentischer Unterstützer nutzen einer Unternehmensberatung gleich mehrfach:
- Preiswerte Arbeitskraft: Im Vergleich zu festangestellten Beratern bist Du eine sehr günstige Arbeitskraft. Obendrein stehen die meisten Studierenden den internen Kräften in Sachen Einsatzwille und Flexibilität um nichts nach.
- Potentieller Mitarbeiter: Praktikanten und Werkstudenten sind ein prima Weg neue Kollegen zu rekrutieren. Für kleines Geld wirst Du getestet, angelernt und bei Erfolg nach Deinem Abschluss übernommen.
- Frische Ideen: Beratungen profitieren von Deinem aktuellen Uni- und Hochschulwissen. Du bist unvoreingenommen und bringst viele kreative Einfälle von Außen mit.
- Zusätzliche Kontakte: Auch besitzt Du Kontakte zu Freunden und Kommilitonen (potentielle Mitarbeiter), Professoren (potentielle Forschungspartner) und ggf. ehemalige Kollegen (potentielle Kunden).
Auch Studierende gibt es nicht gratis. Bedenke Deine Kostenpositionen für eine Beratung:
- Administrativer Aufwand: Die Suche, Auswahl und Betreuung von guten studentischen Helfern wir Dir erzeugt Aufwände. Immerhin durchläufst Du einen ähnlichen Einstellungsprozess wie ein Vollzeitmitarbeiter und erhältst obendrein noch eine finanzielle Vergütung.
- Inhaltlicher Aufwand: Auch Dein Anlernen und Eingliedern in die internen Strukturen einer Beratung kostet die Beraterkollegen Zeit. Und nicht nur das. Oft musst Du für die Projektarbeit auch in die Kundenunternehmen integriert werden.
- Begrenztes Knowhow: Fachlich, methodisch und meist auch sozial handelst Du in der Regel auf einem tieferen Level als die Consultants bzw. Senioren Kollegen. Eine Beratung kann Dich daher zu Beginn nicht für komplexe Aufgaben heranziehen.
- Temporäre Unterstützung: Ein letzter Nachteil ist Deine befristete Unterstützung als Studierender, sowohl in Länge als auch Intensität. Die meisten Praktika und Abschlussarbeiten sind spätestens nach 6 Monaten vorüber, das Gros der Werkstudenten kann maximal 2 Tage pro Woche aushelfen.
Die Formel ist einfach: Du bist dann ein guter Praktikant bzw. Werkstudent, falls Du einer Unternehmensberatung mehr nutzt, als das Du ihr kostest. Und ein Arbeitsvertrag als Berater wird Dir dann angeboten, sobald Kollegen, Vorgesetzte und Personalreferenten in Deiner Schnupperbeschäftigung einen Gewinn sehen, also einen Wertbetrag, der für die Beratung positiv ausfällt. Kurzum: die Verantwortlichen wollen mehr von Dir.
Übrigens bist Du in der Hierarchiepyramide einer Unternehmensberatung ganz unten am Fuß angesiedelt. In Sachen Aufstieg geht es also nur in eine Richtung – nach oben. Einige Consultancies nennen ihre Studierende klangvoll ‚Summer Associate‘, ‚Consulting Interns‘, ‚Career Starter‘, ‚Visiting Fellow‘ oder Kombinationen dieser Begriffe. Andere bleiben bei der deutschen Sprache und nutzen Worte wie ‚Beraterpraktikanten‘, ‚Werkstudenten‘ oder ‚Consulting Masteranden‘.
Für jede Aufgabe eine studentische Fachkraft
Praktikum vs. Werkstudententätigkeit vs. Abschlussarbeit – wann sucht eine Unternehmensberatung nun welche Art von studentischer Unterstützung?
Unterscheiden hierbei zwischen der Art Deiner Aufgaben, dem Ziel der Beratung sowie der Dauer Deiner Beschäftigung.
Eine Beratung sucht Praktikanten, wenn eine zeitlich begrenzte intensive Arbeit von 2 bis 6 Monaten an einem spezifischen Thema ansteht. Das kann die Entwicklung einer Kommunikationsstrategie, die Durchführung einer Online Befragung oder die Ausarbeitung eines Trainingskonzeptes sein. Meist unterstützt Du als Student einen Senior Consultant, stellst sicher dass die Aufgabe während Deines Praktikums abgearbeitet wird.
Beratungen engagieren Werkstudenten, sobald sie über einen Zeitraum von mehreren Semestern kontinuierlich Unterstützung für internen Projekte und Kundenengagements benötigen. Durch die langfristige Zusammenarbeit ist die Beziehung meist tiefer als bei einem Praktikum, lohnt sich das Anlernen und Ausbilden des potentiellen Mitarbeiters für die Beratung umso mehr.
Schließlich stellt eine Beratung auch gerne Bachelor- und Masteranden für 3 bis 6 Monate, Promovierende für 12-36 Monate ein. Diese Gruppe befindet sich kurz vor dem Sprung ins Berufsleben, ein Verbleiben bei der Firma ihrer Abschlussarbeit ist sehr wahrscheinlich. Außerdem schaden neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft, der Reputation sich in die Forschung einzubringen sowie Zugänge zu Universitäten einer Beratung nie.
Als Praktikant oder Werkstudent bist Du entweder einem auftraggebenden Consultant zugeordnet, oder Du arbeitest für verschiedene Berater bedarfsorientiert als Springer. Beides hast seine Vorteile. So kannst Du von einer einzelnen Bezugsperson viel lernen und eine tiefe Beziehung aufbauen. Agierst Du für verschiedene Auftraggeber lernst Du unterschiedliche Tätigkeitsfelder und Sichtweisen auf das Consulting kennen. Schreibst Du eine Abschlussarbeit, dann wirst Du in der Regel einem spezifischen Unternehmensberater zugewiesen. In der Regel wird Dir während Deiner Visite ein Personalreferent für administrative Fragestellungen zur Seite gestellt.
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Der Einstellungsprozess verläuft ähnlich zu dem von Festangestellten
Auch ihre studentischen Unterstützer wählt eine Beratung gezielt aus, immerhin sind die Studis mit den Kunden in Kontakt, haben Zugriff auf das interne Consulting Wissen und binden die inhouse Kräfte. Erwarte…
- die Einreichung von Bewerbungsunterlagen, wie für einen richtigen Job,
- ein Telefoninterview zum Kennenlernen und abklopfen Deiner prinzipiellen Eignung sowie
- ein, maximal zwei Job Interviews samt Übungsaufgaben wie Brainteaser, Consulting Cases und Fragen zu Person.
Je nach Unternehmen, Personalreferenten und Consultants, kann es vorkommen, dass Du im Bewerbungsprozess spontan aufs Business Englisch wechseln musst. Das Profil der Beratung, die Stellenausschreibung sowie die Einladung zu den Terminen geben Dir Hinweise, ob Deine englischen Sprachkenntnisse erforderlich werden.
Gegenüber einem Vollzeitmitarbeiter geht eine Beratung mit Dir finanziell und arbeitsrechtlich ein geringeres Risiko ein. Der Recruiting Prozess inklusive Aushandlung des Arbeitsvertrags gestaltet sich folglich einfacher und verläuft rascher.
Generell liegen Deine Chancen auf eine Einstellung deutlich höher, falls Du Dich auf eine Stellenanzeige einer Beratung bewirbst, statt ins Blaue hinein anzuklopfen. Warum? Ganz einfach. Bei einer Stellenanzeige haben die Berater bereits ihren Bedarf nach studentischer Hilfe geäußert und diesen an die Personalabteilung zweck Veröffentlichung der Stelle weitergegeben. Die Consultants haben konkrete Aufgaben für einen Studi wie Dich.
Wähle das Mittel einer Initiativbewerbung, falls Dich ein interner Mitarbeiter der Consultancy empfehlen kann. In dieser Situation besteht die Chance, dass eine Praktikumsstelle, Werkstudententätigkeit oder ein Abschlussarbeitsthema für Dich geschaffen wird. Immerhin möchte keiner Dein Talent einfach ziehen lassen. Vorteil hier: Du brauchst Dich nicht gegen Mitbewerber durchzusetzen.
Beratungen sind an guten Studierenden interessiert. Nach dem Ablauf Deines studentischen Engagements bieten Dir einige Consultancies an, Dich einem ‚Fellowship‘, ‚College‘, ‚Springboard‘, ‚Alumni‘ oder ähnlichen Programm anzuschließen. Als ausgeschiedener Mitarbeiter steht Dir die Tür zum ehemaligen Arbeitgeber offen. Auch offerieren manche Beratungen spezielle Events oder Mentorenleistungen für ihre Ex-Studis. Der Hintergedanke dieser Studierenden-Pools: Die Firmen wollen mit Dir in Kontakt bleiben. Schließlich steht Dein Ausbildungsabschluss und damit Deine Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt in wenigen Jahren bevor.
Q&A – das Unternehmensberatung-Praktikum
Frage 1 – Welche Aufgaben übernimmt man als Student bei einer Unternehmensberatung?
Keine Angst – in den seltensten Fällen wirst Du als Chef-Kaffeekoch oder Meister-Dokumentenkopierer rekrutiert. Tatsächlich hängt Dein Aufgabenspektrum von der Beratung, Deinem Betreuer und Dir selbst ab. Kläre Deine Tätigkeiten vor Unterzeichnung eines Arbeitsvertrages. Und zeige bei der Erledigung der Dir zugeteilten Aufgaben Dein Potential für weiterführende Jobs.
Frage 2 – Wie gelange ich an einen studentische Position bei einer Beratung?
Starte Deine Jobsuche mit online Stellenanzeigen auf den Webseiten der Beratungen. Auch Karrieremessen und studentische Beratungen sind eine wertvolle Quelle für offene Positionen. Last but not least helfen alle Freunde und Bekannte weiter, die bereits Berater sind oder zuvor als Student bei einer Consultancy gearbeitet haben. Diese Personen können für Dich als Referenz agieren.
Frage 3 – Was sollte ich unmittelbar zu Beginn meiner studentischen Tätigkeit tun?
Kläre zum Start die Erwartungen und Ziele ab. An welchen Ergebnisse sollst Du mitwirken? Für welche Resultate bist Du allein verantwortlich? Welches Arbeitspensum wird von Dir erwartet? Welche Hilfsmittel darfst Du einsetzen? Nur wenn Du Rahmenbedingungen und Ziele kennst, kannst Du auch optimal wirken.
Frage 4 – Was rechnen Beratungen einer studentischen Unterstützung hoch an?
Beratungen schätzen, wenn Du aktiv zuhörst, Fragen stellst und anschließend kreative Lösungsvorschläge entwickelst. Auch sollte die Qualität Deiner Arbeitsergebnisse tiptop ausfallen und Du ein Auge für die Details Deiner Ergebnisse haben (siehe Consulting bleibt ein People Business – Prof. Dr. Tobias Schütz im Interview).
Fazit
Spielst Du mit dem Gedanken einmal Berater zu werden, dann empfehle ich Dir ein Unternehmensberater-Praktikum zu absolvieren. Bereits im Bewerbungsprozess lernst Du eine Menge. Das erworbene Wissen und die erlernten Fähigkeiten zahlen sich später bei der Suche nach einem Vollzeitjob doppelt aus. Du besitzt dann nicht nur Knowhow über Job Interviews und Beratungsbranche, Du kennst zudem die internen Abläufe einer Consultancy. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Du nach einem verkürzten Einstellungsprozess direkt als Consultant, statt als Juniorberater einsteigen kannst.
Dein Vorteil in einem Arbeitnehmermarkt: Consultancies sind hochgradig an fähigen Studierenden interessiert. Also – worauf wartest Du also noch?
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