Back to Franco 3: Kritische raus! Regierung lässt öffentlich-rechtliches TV “säubern”

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“Sie haben mich entlassen, weil ich Journalismus mache!”, hat Ana Pastor ihre 360.000 Twitter-follower unmissverständlich wissen lassen. Die telegene Moderatorin mit den unbequemen Fragen wird Mariano Rajoys Regierung in Zukunft nicht mehr stören können. Damit geht die Säuberungswelle im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Spaniens weiter. Schon gestern waren zwei ihrer Kollegen gefeuert worden, die in ihren beliebten Programmen gewagt hatten, Regierungsvertreter kritisch zu hinterfragen.

In ihrem morgendlichen Programm “Los desayunos de TVE” in La 1 (= ARD) hatte Ana Pastor immer wieder den Finger in politische Wunden gelegt. Das ist nun vorbei. Madrids Regierungspartei Partido Popular (PP) leistet ganze Arbeit mit der grossen Sense. Der neue Chef der Nachrichtensendungen, Julio Somoano, entliess sie ebenso wie gestern schon ihre Kollegen Alicia G. Montano (“Informe semanal”) und Xabier Fortes (“La noche en 24 horas”). Back to Franco: Rajoy hat offensichtlich überhaupt keine Skrupel mehr, Medien-Kritiker in die Wüste zu schicken.

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Julio Somoano säubert das Fernsehen

Dabei hatten mehr als 70 Prozent der Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens (TVE) den neuen Nachrichtenchef in einem Referendum klar abgelehnt. Nur 8 Prozent sprachen sich für ihn aus, 20 Prozent gaben einen leeren Stimmzettel ab in der historisch einmaligen, aber rechtlich nicht bindenden Befragung, die im öffentlich-rechtlichen Mediengesetz von 2006 vorgesehen ist. Die Regierungspartei ficht das nicht an, sie setzte Somoano trotzdem durch – den Mann, der in seiner wissenschaftlichen Arbeit an der Universität Barcelona als Thema gewählt hatte “Wie Rajoy die nächste Wahl gewinnen kann”.

Ana Pastor versucht (vor der Wahl) konsequent herauszufinden, was denn die PP wohl unter “unparteiischem öffentlich-rechtlichem TV” versteht.

Entsprechend kühl wurde Rajoys Jünger in der Nachrichtenredaktion empfangen, während Vorgänger Fran Llorente zum Abschied ein Brandungsapplaus der Kollegen begleitete. Julio Somoano ist das offensichtlich egal. Er feuerte drei Chef-Moderatoren beliebter und journalistisch-kritischer Polit-Magazine in 48 Stunden. Kein Problem, wenn man sich der Unterstützung des Regierungssitzes sicher sein kann. Weitere Entlassungen sind absehbar.

<em>Ana Pastor – kritische Fragen an Ahmadinedschad

“Ein trauriger Tag - aber mehr denn je glaube ich heute an den Journalismus”, textete Ana Pastor vor ein paar Stunden trotzig an ihre Twitter-Gemeinde. Die beliebte Moderatorin, die Mitgliedern von Rajoys-Regierungsmannschaft mehr als einmal kritisch auf den Zahn gefühlt hatte, weiss um ihre Beliebtheit und hat keine Absicht, sich jetzt mundtot machen zu lassen. Sie dürfte keine Probleme haben, im Privatfernsehen einen neuen Job zu finden. Wie lange es dauert, bis die konservative Regierung es schafft, auch dort Maulkörbe austeilen zu lassen, wird man abwarten müssen.

Lesen Sie dazu auch:
* Back to Franco 1: Passiver Widerstand und Aufruf zu Demonstrationen werden strafbar
* Back to Franco 2: Innenministerium kriminalisiert Parteien und Gewerkschaften


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