Seit 26 Jahren wohnte man jetzt in Kärnten, seit langer Zeit verfolgt man den Bachmannpreis stets auf 3sat und denkt sich dabei, nächstes Jahr, nächstes Jahr fahr ich dann aber mal wirklich nach Klagenfurt und heuer war es dann endlich wirklich soweit.
Angekommen sind wir (ich und Bernhard) Samstag und natürlich wollte wir gleich ins Studio, da dieses aber gerade mal 250 Menschen fassen kann und es reges Interesse am Preis herrschte, war da mal kein Platz, aber nicht verzagen, der ORF hat vorgesorgt und im ganzen Studio verteilt Fernseher aufgehängt, so dass wir es uns einfach mal vor einem von diesen bequem gemacht habe. Einen Teil von Katharina Gerickes Lesung konnten wir noch verfolgen, aber der erste Text, den wir ganz sahen war Tex Rubinowitz, welcher mich gleich so überzeugte, dass ich mir anschließend sein Buch „Die sieben Plurale von Rhabarber“ kaufte, noch völlig ahnungslos, dass es für den Autor einen wunderbaren Abschluss geben wird.
Tex Rubinowitz im Gespräch
Anschließend verfolgten wir noch die Lesung von Georg Petz, der wohl an diesem Tag die meiste Kritik einstecken musste, verständlich, mag sein Text wirklich überpoetisch sein, sowie die Jury mehrheitlich anmerkt, bin ich vielleicht letztlich doch der Meinung, war seine Geschichte wie ein guter Wein. Man sollte ihn nicht runterspülen wie Wasser, sondern Schluck für Schluck genießen, damit er seinen ganzen Geschmack ausbreiten kann.
Durch die Arbeit war es mir leider nicht möglich, alle Texte vorab zu lesen/anzuhören, aber Abhilfe gab es natürlich, die vorgetragenen Texte warteten in einem Büro darauf, dass man sie nach Hause nahm, was ich auch tat und nach Sichtung aller, stehen meine persönlichen Favoriten längst fest: Tex Rubinowitz, Katharina Gericke, Roman Marchel und letztlich muss ich doch sagen, dass jeder etwas ganz besonders in sich trägt, wo es unverschämt wäre, nur einen Preisträger zu wählen, dies übernahm Gott sei Dank die Jury und der Gewinner dieses Jahr ist, verdient, Tex Rubinowitz. Letztliches Jahr noch undenkbar, hat es heuer doch ein humoristischer Text geschafft, die Jury zu überzeugen und ich muss sagen, ein ehrenvoller Sieger.
Die Jury
Publikumspreis ging an das Schreibaby von Gertraud Klemm, die doch auch mich überzeugen konnte, weshalb es für mich letztlich wirklich so schwer ist, einen einzigen Gewinner zu nennen, wobei, es gibt einen Autor, welchen ich gerne gesondert erwähnen möchte, wenn er auch leer ausging: Georg Petz. Versteckten sich die anderen Autoren eher, stand er vor und nach der Veranstaltung immer vor der Türe, unter all den Leuten und hatte für jeden ein paar Minuten Zeit, wenn man mit ihm reden wollte. Am Samstag hat er mir auch noch gesagt, er sei einfach froh, dass er seinen Text einem Publikum vortragen durfte und ja, ich war froh, seinen Text hören zu dürfen, weil ich einfach froh war, bei diesen wunderbaren Ereignis dabei sein zu dürfen.
Jurorin Hildegard E. Keller und ihr “Schützling” Georg Petz
Eine traurige Nachricht gab es allerdings noch: Burkhard Spinnen legt nach 14 Jahren seinen Juryvorsitz nieder und kehrt dem Bachmannpreis somit den Rücken zu, weil es manchmal Veränderung braucht, so sagt er. Aus Kummer und Trauer habe ich mir dann auch gleich sein Buch „Nevena“ gekauft, war er doch für mich immer der Inbegriff des Bachmannpreises, ohne ihn verliert er einen wenig an Glanz und Lockerheit, doch ich glaube fest daran, dass sein Geist die Verleihung immer überspannen wird.
Die diesjährigen Preisträger zusammengefasst:
Tex Rubinowitz – Bachmann Preis
Michael Fehr – Kelag-Preis
Senthuran Varatharajah – 3sat Preis
Katharina Gericke – Mr. Heyns Ernst-Willner-Preis
Gertraud Klemm – Publikumspreis
Abschließend würde ich sagen, machen wir es wieder der kleine Junge, weil lesen kann man überall!