Mein Frauchen erzählte mir heute morgen, dass es in ihrem Blog einen Beitrag über mich geben soll, weil sie jetzt etwas über ein Wort mit „B“ schreiben möchte. Normalerweise mische ich mich in solche Dinge nicht ein, aber da es ganz offensichtlich um Hintergrundinformationen zu meiner Person geht, ist wohl niemand besser geeignet als ich, ein paar Worte zu schreiben.
Somit habe ich Frauchens Physiotermin genutzt und mich vor ihr Laptop gesetzt (ja, so etwas machen wir Hunde manchmal, wenn ihr nicht zu Hause seid…).
Also, ich bin Diego, eine Bulldogge, genau genommen eine französische Bulldogge. Wir sind die mit den platten faltigen Schnauzen und den großen Fledermausohren. Die kann ich ganz gerade aufstellen, wenn ich etwas Interessantes höre und nach dem Toben sind sie ganz rot. Von der Statur her bin ich eher klein, so um die 30 cm, aber kräftig und muskulös.
Kinder liebe ich und freue mich jedes Mal, wenn ich mit der kleinen Nachbarstochter im Garten spielen darf. Niemals würde ich ihr etwas tun. Im Gegenteil, ganz vorsichtig bin ich mit ihr und wenn wir zusammen im Planschbecken stehen, passe ich auf, dass sie nicht umfällt.
Mit anderen Hunden tue ich mich etwas schwer. Nicht etwa, weil ich aggressiv bin, sondern weil die meisten mich falsch verstehen. Wenn ich spiele (und das tue ich verdammt gerne!) remple ich meine Spielkameraden gerne an. Außerdem mache ich grunzende Geräusche (reine Freude), die sich für Nicht-Doggen eher wie Knurren anhören. Meistens mögen mich die anderen nach ein paar Minuten nicht mehr und wollen mich beißen. Zweimal ist es mir schon passiert, dass ich dann Bisswunden davon getragen habe und wir in eine Hundeklinik fahren mussten.
Da es bei uns im Dorf aber noch mehr Doggen gibt, sind mir die anderen egal. Ich habe ausreichend Kumpels, mit denen ich mich richtig austoben kann. Und sogar mit der einen oder anderen „Nicht-Dogge“ verstehe ich mich ganz gut. Am liebsten mag ich junge Hunde oder Welpen. Oder manchmal auch gaaaanz große, wie meinen Bloodhound-Kumpel. Der ist noch ganz jung und ich hoffe, dass er mich niemals umrennt, wenn er mal groß ist.
Ich bin total glücklich, dass meine Familie mich vor fünf Jahren gefunden hat. Da war ich 18 Monate alt und vorher war mein Leben eher durchwachsen. Immer, wenn ich mich gerade an ein Zuhause gewöhnt hatte (oder auch noch gar nicht), kamen andere Menschen und holten mich wieder ab. Insgesamt fünf Mal musste ich umziehen. Bei der letzten Familie durfte ich nur sieben Tage bleiben, dann wurde Herrchen krank. Das soll an mir und meinen Haaren gelegen haben. Als dann abends die Türglocke ging und wieder fremde Menschen „zu Besuch“ kamen, ahnte ich schon Böses…. Da standen sie also, sprachen über mich und ich sah, wie mein Körbchen eingepackt wurde. Meine offensichtlich neuen Besitzer knuddelten mich, sprachen mit mir und ab ging es im Auto nach Hamburg. Am Anfang war ich total aufgeregt und wollte zurück, doch dann schaute ich mir meine neuen Menschen etwas genauer an, befand sie für gut und rollte mich auf Frauchens Schoß zusammen.
Und, obwohl (oder gerade weil) ich mich in meiner neuen Wohnung sofort wohl fühlte, hatte ich ständig Angst, wieder weg zu müssen. Argwöhnisch beobachtete ich jeden neuen Besucher und horchte auf, wenn es an der Tür klingelte. Draußen freute ich mich über die große Hundewiese und viele liebe Kumpels zum spielen, trotzdem ließ ich Frauchen keinen Moment aus den Augen. Zu sehr hatte ich Angst, sie zu verlieren.
Meine neuen Menschen hatten viel Geduld und ich durfte immer zum Kuscheln auf den Schoß oder ganz dicht ran rutschen, wenn mir danach war. Lernen musste ich allerdings auch ganz viel. Worte wie Sitz, Platz oder Bleib hatte ich bis dahin noch nie gehört und wusste nichts damit anzufangen. Da ich aber ein kleiner Streber bin (und in unserem Küchenschrank die besten Leckerchen der Welt liegen) habe ich mir ganz genau gemerkt, was ich wann machen soll. Ich bin aber auch Bulldogge und so manches Mal kann ich meinen Dickkopf nicht ganz ausschalten. Dann überlege ich einen Moment, ob ich dies oder jenes wirklich machen möchte. Am Ende (spätestens, wenn sich Frauchens Ton verändert) gebe ich aber lieber doch klein bei.
Als Frauchen noch gesund war und den ganzen Tag gearbeitet hat, durfte ich unter der Woche in einen Hundekindergarten gehen. Die ersten Tagen waren komisch. Frauchen war nicht da und es gab so viele Hunde um mich herum, die ich alle nicht kannte. Als ich dann aber merkte, dass man in dem großen Garten viel Spaß haben konnte, freute ich mich jeden Morgen auf „meine Conny“. Und, wenn Frauchen mich nachmittags abholte, war ich so müde, dass ich schon im Auto einschlief. Manchmal fragte Herrchen mich: „Na, kleiner Mann, wie war es im Kindergarten?“ Wenn ich doch nur reden könnte… Ich hätte ihm so viel zu erzählen gehabt.
Ich dachte, ich hätte meine Vergangenheit vergessen, als ich nach einigen Monaten eine gewisse Aufbruchstimmung bemerkte. In eine Ecke gedrückt sah ich mit an, wie Herrchen und Frauchen meine Sachen zusammen packten und in ihr Auto luden. Sie erzählten mir, es ginge zu „Oma“ und „Opa“ und dass ich natürlich wieder mit nach Hause käme. Ganz lieb haben sie sich um mich gekümmert auf der Fahrt, doch so richtig beruhigt hat es mich nicht. „Oma“ und „Opa“ sind ganz liebe Menschen und vor allem „Opa“ habe ich gleich in mein Hundeherz geschlossen. Aber, so richtig entspannt habe ich mich erst, als ich auf der Rückfahrt wieder in meinem Körbchen auf der Rücksitzbank lag. Die kompletten drei Stunden habe ich verschlafen, so müde war ich von der ganzen Aufregung.
Selbst heute, nach all den Jahren, schaue ich beim Gassigehen alle paar Meter, ob meine Menschen noch da sind. Weglaufen käme mir niemals in den Sinn, wer weiß, wo ich dann lande. Und, ohne meine Familie will ich nie mehr sein!
Als Frauchen krank wurde, konnte ich damit gar nicht umgehen. Sie ist der Rudelführer und der ist doch nie schwach. Warum ich nicht auf sie rauf springen durfte wie sonst immer, habe ich nicht verstanden und es trotzdem immer wieder versucht. Bei Herrchen ist das was anderes. Wenn es ihm nicht gut geht, beschütze ich ihn und kuschle mich ganz dicht an ihn ran. Er ist eben quasi auf meinem „Level“. Wir sind eben ein Rudel und Frauchen sagt, wo es lang geht. Muss ja einer machen. Dafür würde ich Frauchen niemals von mir weggehen lassen. Einmal hat Herrchen versucht, mit mir Gassi zu gehen, obwohl Frauchen in ihr Auto einsteigen wollte. So laut habe ich vorher noch nie gefiept und gewinselt. Keinen Schritt habe ich mich bewegt, bis wir zu Dritt gegangen sind. Und, nur zur Information, mit Fremden gehe ich keinen Zentimeter! Nur für den Fall, dass es mal jemand versuchen sollte….
Dummerweise habe ich von Geburt an einige Allergien „mitbekommen“. Wir Bulldoggen sind da leider sehr empfindlich und viele meiner Artgenossen plagen sich mit diversen Unverträglichkeiten herum. Bei mir hatte sich früher nie jemand darum gekümmert. Ganz wunde Pfötchen hatte ich vom Lecken. Aber, was sollte ich denn machen, wenn es so doll juckt. Meine Nasenfalten waren ganz rot und immer leicht entzündet und in meinen Ohren bildete sich ständig Schorf. Wir haben das dann bei meinem Tierarzt mit einem Bluttest abchecken lassen. Das Ergebnis gefiel uns allen nicht, musste doch das gesamte Futter umgestellt werden. Ich bin gegen Mais, Weizen, Reis und Soja allergisch und eine Pollenallergie gab es noch oben drauf. Alles, was ich für mein Leben gern esse, war gestrichen. Früher gab es für mich immer die Reste von Nudeln oder Reis nach dem Abendessen und sonntags gehörte immer mindestens ein halbes Frühstücksbrötchen mir. Damit war jetzt Schluss. Aber, wenn ich dachte, Allergikerfutter wäre blöd, hatte ich mich grundlegend getäuscht. Frauchen erklärte mir, dass sie mich jetzt barfen würde. Was auch immer das heißen mag, es ist super!!! Jeden Tag frisches Fleisch und Gemüse. Genial! Nur mein Sonntagsbrötchen fehlt mir. Dafür habe ich kaum noch juckende Pfötchen und meine Nasenfalten sind ganz weich.
Irgendwann, als klar war, dass Frauchen nicht mehr arbeiten konnte, beschlossen wir, aus Hamburg raus aufs Land zu ziehen. Beim Umzug habe ich ganz entspannt zwischen halb gepackten Kartons, Tapeten und Farbeimern (meistens mitten im Weg) gelegen. Mir ist es egal, wo es hingeht, Hauptsache, meine Familie ist dabei.
Dann habe ich zum ersten Mal in meinem Leben große Tiere aus nächster Nähe gesehen. Plötzlich standen sie vor mir, Auge in Auge. Pferde…. Oh Gott habe ich mich erschrocken und gebellt und sogar ein kleines bisschen geknurrt. Dann, ein paar Meter weiter, trotteten weiße dicke puschelige Tiere über eine Wiese. Die rochen auch noch ganz komisch. Mir wurde erklärt, dass es Schafe seien und völlig harmlos. Ganz vorsichtig schnüffelte ich an der Nase, die sich mir durch den Zaun entgegen streckte. Wochenlang war ich auf jeder Gassirunde total aufgeregt und blieb ganz dicht an Frauchens Seite. Heute habe ich mich an alles gewöhnt und jage auch nicht mehr über das Feld laufenden Fasanen hinterher.
Ja, ich kann schnell und richtig lange laufen. Bitte denkt nicht, dass alle von uns schlecht Luft bekommen oder den ganzen Tag nur auf dem Sofa liegen (obwohl, das tue ich sehr gerne) und sich nicht bewegen möchten. Viele Bulldoggen sind leider übergewichtig oder so überzüchtet, dass die Gaumensegel zu lang sind oder Atemwege verkürzt. Dann bekommen sie beim Laufen kaum Luft und röcheln ganz laut. Meine Züchterin war zum Glück verantwortungsbewusst und hat nur ganz gesunde Hunde verpaart. Ich atme völlig frei und gehe für mein Leben gerne ausgiebig spazieren. Nur wenn es zu warm ist, mag ich nicht so lange laufen, dann überhitze ich schnell und liege lieber im Schatten. Und, angeblich soll ich schnarchen. Aber, das halte ich für ein Gerücht….
So, ich glaube, jetzt habe ich genug von mir erzählt. Ich hoffe, es war ein bisschen interessant für Euch, etwas aus meinem Leben zu erfahren und ihr habt Euch nicht gelangweilt.