Awesome Pea im Test – Super Meat Boy wird monochrom

Erstellt am 19. März 2019 von Gamingnerd

Im Oktober 2010 betrat mit dem Super Meat Boy ein kleiner Fleischklops die Bildfläche, der so schnell wie möglich durch mit zahllosen fiesen Fallen gespickte Levels gesteuert werden musste. Knapp zehn Jahre später dachten sich die Entwickler von PigeonDev: Das Konzept funktioniert noch besser mit erweiterten Jump'n'Run-Elementen und in dem Game Boy Classic entlehnter Monochromgrafik. Logisch.

Worum geht's?

Gesteuert wird eine Art grinsende Erbse, die sich in klassischer Jump'n'Run-Manier durch 25 Level kämpfen und so viele Münzen und Edelsteine wie möglich dabei sammeln muss. Dabei wird weitaus mehr gehüpft als beim Vorbild Super Meat Boy (oder dem artverwandten N++), es gibt zahlreiche Plattformen und jede Menge Gegner, denen es auszuweichen gilt. Da immer eine Uhr mitläuft, die im Sekundenbruchteil genau im Ziel stoppt, kommt noch ein gewisser Anreiz hinzu, durch möglichst schnelles Absolvieren der insgesamt kurzen Level den Highscore nach oben zu treiben. Speed-Runner werden sich an Awesome Pea genauso austoben können.

Wochenlange Unterhaltung darf man allerdings nicht erwarten: Halbwegs versierte Hüpfspielspieler haben den Titel in zwei Stunden durch, wer nicht so fingerfertig ist, kann sich allerdings an dem einen oder anderen Level auch mal festbeißen. Es ist jedenfalls Teil des Spielkonzeptes, jedes virtuelle Leben innerhalb von ein paar Sekunden auszuhauchen - so lange, bis man die Fallen und Fallstricke im Level auswendig kann. Das Spiel wird allerdings nie unfair, selbst mit den paar Möglichkeiten, die das Gameplay (Doppelsprung!) bereitstellt, lässt sich früher oder später jede Welt knacken.

Netter Zeitvertreib

Die Steuerung ist seltsam träge und fühlt sich irgendwie klebrig an. Das mag eine gewisse Reminiszenz an die Plattformer der Game Boy-Ära sein, 2019 wirkt das aber alles nicht mehr zeitgemäß. Apropos zeitgemäß: Um den Retro-Charme zu komplettieren, kann man der grün-schwarzen Optik zwei Grafikfilter zuschalten. Einmal wölbt sich das Bild an den Seiten wie beim Röhrenfernseher (wovon abzuraten ist, weil dabei tatsächlich Teile des Spielfeldes verloren gehen), als Zweites kann das vermeintlich charakteristische Flimmern eines Röhrenfernsehers simuliert werden (wovon abzuraten ist, weil das nach fünf Minuten garstige Kopfschmerzen provoziert).

Musikalisch haben die Entwickler tief in die Chiptune-Kiste gepackt und griffige, angenehme Musiken von angemessener Hektik komponiert.

Fazit

Awesome Pea kommt kaum über die Länge eines Spielfilms hinaus, kann in dieser Zeit aber gut unterhalten. Die technische Aufmachung ist konsequent im Game Boy-Stil, grafisch kann man sich die Filter sparen, musikalisch überzeugt das Spiel voll. Für ein paar Euro bekommt der Spieler hier ein stilsicheres Hochgeschwindigkeits-Plattformspiel, das niemals den Kultstatus seiner Vorbilder erlangen wird, aber für seinen geringen Preis einen angemessenen Gegenwert bietet.