Samstag, 23.10.
Am Samstag wurde ganz spontan ein Ausflug zum Flugzeughügel gemacht. Spontan deshalb, weil Eneri gerade eine gewaltige „ois-zipft-mi-au“-Phase hat und nur Abwechslung sie davon ablenken kann alles zu zerstören und jeden anzukreischen. Ich vermute, sie zahnt einfach nur …
Auf jeden Fall war das Wetter schön warm mit viel Sonne, damit auch kein Frösteln aufkommen kann, was ja beim „Berg“steigen schon mal passieren kann
Diesmal mit etwas besserem Himmel
Und ich hab auch endlich ein paar Fotos vom Flugzeug gemacht. Fotos von vorne habe ich genialerweise völlig verbockt, ich traue mich nicht, die im Internet herzuzeigen. Aber eigentlich ist das Flugzeug auch gar nicht so speziell. Sieht aus wie jeder mittelgroße Bomber aus einschlägigen Hollywoodfilmen. Nur dass er halt am Boden liegt und aussieht, als würde nur noch die Hülle übrig sein. Und die auch nur, weil es inzwischen Aufpasser gibt, die aufpassen. Weil das so als ihre Aufgabe definiert wurde
Hier auch endlich mal das Flugzeug
Sonntag, 24.10.
Es wird der lange geplante, aber immer wieder verschobene oder vergessene Ausflug ins Viertel Solidaridad unternommen. Es kündigt sich am Horizont schon Regen an, traut sich aber während des gesamten Spaziergangs nicht loszulegen. Solidaridad wurde nach Hurrikan Mitch im Jahre 1998 etwa eine halben Stunde Fußmarsch entfernt vom Zentrum errichtet, die Häuser sehen alle sehr ähnlich und einfach aus, nur sehr wenige größere Häuser säumen die ungepflasterten und vom Regen aufgewühlten Straßen. Ungefähr ein halber Quadratkilometer Stadtviertel liegen hier am südwestlichen Rande der Stadt an einem Hügel und bieten auch Platz für eine der größeren Banden Condegas.
Wir kreuzen ein bisschen durch das Viertel und verlassen es dann in östlicher Richtung (betreten haben wir es aus Norden kommend) um bis zum Fluss zu gehen dem wir bis zur Panamericana folgen. Dabei kommen wir in die Viertel, die von Hurrikan Mitch und den resultierenden Hochwassern weggeschwemmt wurden. Es leben inzwischen wieder Menschen hier, allerdings bei weitem nicht so viele, wie vorher. Man kann auch immer wieder verlassene Ruinen oder gar nur die Grundfesten von vor Mitch entdecken. Die Straße wird immer schlechter und verwandelt sich auf einmal in einen kleinen See, dem ein kleiner Bach entspringt der sein Bett in die Straße gräbt, immer wieder die Seite wechselt und uns so ständig zu Kreuzungsmanövern zwingt.
Hier teilt er sich gar und lässt uns auf einer Insel spazieren
Links und rechts des Baches sinkt man bis zu 20cm im Schlamm ein. Jóse und seine Klapperl freuts
Die Damen nehmen den einfachen und sauberen Querbalken
Montag, 25.10. bis Donnerstag, 28.10.
Ich arbeite das erste Mal im Computerkurs mit, also meinem Fachgebiet quasi. Mitarbeiten bedeutet zur Zeit noch einfache Aufgaben, wie Computeraufsetzen und Antivirus auf Stand halten. Aber immerhin bekomme ich endlich wirklich mit, wie hier eine Stunde Informatik aussehen: Leonell schreibt Aufgaben auf die Tafel, die die Kinder in ihre Hefte abschreiben und sie dann ausführen. Da die Kinder nicht alle auf dem gleichem Wissensstand sind, wird – wenn alle fertig sind mit Abschreiben – die Tafel mit den Aufgaben für die Fortgeschrittenen beschriftet.
Einen echten Anfängerkurs habe ich noch nicht gesehen, aber der beschäftigt sich mit grundlegenden Dingen: Was ist das Ding, das da vor mir steht? Was macht es? Und vor allem: Wie macht es ungefähr das, was ich will? Dann wird (und davon gibt es jetzt aktuell nur sehr wenige) Tippen geübt. Das ist durchaus nicht einfach, weil die Tastaturen deutsch beschriftet sind, aber wie spanische funktionieren. Meint, dass etwa z und y vertauscht sind, statt dem ö ein ñ entsteht und überhaupt sämtliche Sonderzeichen ziemlich schwer zu finden sind.
Wenn das einigermaßen geschafft ist und immerhin mit zwei Fingern getippt werden kann, werden Word aufgemacht und dort der Reihe nach die Funktionen erklärt. Etwas zeitversetzt beginnt dann Excel, wo die Kinder sogar Sachen wie Wenn-Dann-Bedingungen stellen müssen, aber zum Beispiel keine Ahnung vom Formel-Einfüge-Dialog haben, der es überflüssig macht, sich die exakte Syntax eines Befehls zu merken. Was ich von einem 13-Jährigen Computeranfänger nicht verlangen würde.
Nach Excel wird PowerPoint angegangen, wobei mir Leonell sogar anbietet, den Einführungskurs doch einfach mal schnell zu übernehmen. Nachdem ich aber mit Office 2007 arbeite, hier aber noch 2003 gelehrt wird, von keinem einzigen Befehl den spanischen Namen kenne und überhaupt eine völlig andere Vorstellung von einer guten Präsentation habe, lehne ich dankend ab. Ohne Vorbereitung würde ich mich zum Deppen machen und Leonell am Ende noch mehr Arbeit machen
Abwechslung vom ewigen Kampf gegen Viren und störrische Maschinen bietet der Donnerstag, an dem wir wieder mal zum Cancha gehen.
Natürlich wird Fußball gespielt ...
Freitag, 29.10.
Wir gehen nach Ducuale Grande, eine kleine Ortschaft in der traditionell Keramik hergestellt wird. Wir sind die Gruppen Handarbeit und Zeichnen. Es ist nämlich wieder schulfrei, weil der letzte Freitag des Monats ist. Der Weg wird zu Fuß bestritten, eine halbe Stunde wird vorausgesagt, in nicaraguanischen Gehgeschwindigkeit brauchen wir dann fast eine ganze. Die Fabriken, wie sie hier genannt werden, sind einfache Hütten oder gar nur ein Dach auf Stelzen unter dem die Töpferscheiben per Fuß angetrieben ihre Runden drehen. Innerhalb von fünf Minuten entstehen so in den geübten Händen der Töpferinnen Vasen und Schüsseln.
Innerhalb von fünf Minuten werden aus unförmigen Tonklumpen fesche Vasen und Töpfe
Die Öfen stehen etwas abseits, damit nicht alles in Flammen aufgeht
In einer anderen Fabrik werden auch solche Windlichter hergestellt
Und weil es doch deutlich heiß ist wird von den Kindern jede Möglichkeit, Schatten herzustellen ausgenutzt:
Kartons, Styroporplatten, alles was man am Straßenrand so findet
Zu Mittag sind wir wieder zurück, am Nachmittag kommen dann fast keine Kinder mehr, weil die vermutlich alle daheim den Spaziergang verdauen. Ich habe mir auch noch ein bisschen Sonnenbrand eingefangen, weil ich beim Auftragen der Sonnencreme nicht gründlich genug vorgegangen bin, aber der grundsätzliche Trend Richtung dunklerem Teint wurde unterstützt
Samstag, 30.11.
Am Samstag fahre ich mit Angelika und Lina nach Estelí. Einerseits, um endlich einmal ein bisschen mehr als nur die Bankenkreuzung kennenzulernen (Lina hat am Anfang ein Monat in Estelí gewohnt), andererseits um die Geldtasche zu füllen und etwaige Eingriffe in Selbige zu erleichtern. Nach einer erstaunlich ruhigen Busfahrt geht es gleich zur Bank, danach auf Rundgang. Wobei wir die eine, wirklich wichtige Straße, in der auch wirklich alles zu finden ist (von früchteverkaufenden Straßenhändlern und kleinen Fotostudios über Restaurants und Supermärkten bis hin zu Schmuck und Baubedarf) nicht verlassen. Wir legen an einem Ende in einer Bäckerei ein zweites Frühstück ein, gehen zum anderen Ende um die Kathedrale anzusehen, finden sie aber verschlossen vor und gehen deshalb Mittagessen. In einem äußerst ausländerfreundlichen Restaurant (alles ist auch auf Englisch angeschrieben und es gibt nur vegetarische Gerichte), das früher einmal ein Schwimmbad war, davon zeugt noch das große blaue Loch in der Mitte des Innenhofes.
Nach dem vorzüglichen Essen gehen wir zurück zur Kathedrale und finden einen offenen Seiteneingang. Die Decke und alle Verzierungen sind komplett aus Holz und an den Säulen hängen in die Zuschauerränge zielende Ventilatoren. Fotos hab ich keine gemacht – ich bin einfach (noch?) nicht skrupellos genug, meine große, klackernde Kamera neben betenden Kirchenbesuchern abzufeuern.
Sonntag, 31.11.
Ich habe den Textmarkervogel endlich erwischt! Die sind hier jetzt immer zu zweit unterwegs, haben es aber ständig gewaltig eilig. Vielleicht ist ja gerade Zeit kleine Textmarkerchen zu machen? Wer weiß …
Da ist er - und schon wieder bereit zum Abflug