Nun sind die Kinder über den Stadtrand verteilt.Stille. Ein klarer kühler Herbstnachmittag.Emsig wird Laub geharkt.
Ich versuche Augenringe und blassen Teint aufzupeppen,vergeblich….Ich besuche ein Konzert, dasselbe das ich vor 13 Jahren hörte.Es war der Tag an dem ich ahnte , das nichts mehr sein würde wie zuvor.
Unversehens war ich Mutter eines 3 jährigen Mädchens geworden.Ich single, berufstätig und nun alleinerziehend. An jenem Abend passte eine Babysitterin auf die Kleine auf, während ich den sehnsuchtsvollen Klängen Jaques Brel lauschte. Das Leben war eigensinnige Wege gegangen.Nie hatte es mich irgendwo lange gehalten Heidelberg,Aberdeen, Schwäbisch Hall,Kassel….Erst hier am Meer hatte sich so etwas wie Sesshaftigkeit eingestellt.
Nun würde es vorbei sein mit langen Abenden im Theater, mit Partys, mit Auschlafen. Ich hörte Dirk Schäfer und ich hörte ihn als würde er ein Abschiedslied singen, nur für mich.Ich war allein an jenem Abend im Theater.Und ich war wehmütig, melancholisch und bei mir.Dieser Abend war der Abschied einer 30 jährigen Lebensphase.Ich war Mutter geworden und sollte es bleiben.
Hätte mich der Mut damals verlassen, wenn ich all die Jahre Sandkasten vor mir gesehen hätte? Nein, auch wenn mir jemand ein Panorama meines zukünftigen Lebens vor Augen gehalten hätte, hätte ich trotzdem nicht anders entschieden.
Am nächsten Morgen, ich erinnere mich noch, saß die Kleine unter dem Tisch und verputzte einen Becher Frischkäse. Sie sprach noch nicht.Ich fragte mich ob ich in meiner Risikobereitschaft die Verantwortung richtig eingeschätzt hatte. Sie schien alle Temperamente in sich zu vereinen, ein kleiner Tornado, ein Irrwicht, irgendeine Mischung aus Ronja Räubertochter,roter Zora und Pippi Langstrumpf.
Sie blieb 6 lange Jahre. Die Hälfte der Zeit blieb ich alleinerziehend, stellte aber ein Aupair ein.Sie lernte sprechen,reiten,schwimmen(sie machte ihr Schwimmabzeichen in Gold)und spielte Theater. Die ersten drei Jahre waren intensiv, fröhlich, verrückt. manchmal auch schwierig, trotzdem schön.Vielen Dank an die Wahlpateneltern an dieser Stelle und an meinen Freundeskreis der die Kleine ohne weiteres aufnahm. Sechs Jahren später sollte sich herrausstellen, das ich mich überschätzt hatte. Ich oder nun wir konnten Zora nicht mehr gerecht werden.Das Jahr in dem sie ging war hart für alle. Ich kann nicht sagen das die Geschichte gut ausging, es gab in diesem Fall kein Happy End….Ich hatte das Pflegeverhältnis beendet.
Heute nach 13 Jahren werde ich ebenjenes Konzert noch einmal hören. Einen Babysitter brauchte ich nicht, die Kinder sind über den Stadtrand verteilt. Sophia und ich werden müde bei Rotwein uns alter Zeiten erinnern….Mal sehen ob auch Er älter geworden ist….Zora ist heute 16
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