Automatic: Gekonnt wiederbelebt

Automatic: Gekonnt wiederbelebtAutomatic
„Signal“

(Stones Throw)
Schwer zu glauben, aber es ist noch gar nicht so lange her, da hat man solch einen Sound auch deshalb abgemischt, weil musikalisches Talent, Equipment und Produktion einfach nicht mehr hergaben, aus der Dürftigkeit wurde Statement – Punk, Post-Punk, Wave, No-Wave, weil nicht mehr ging, war das der einzig richtige Ausweg. Heutzutage verwenden ausgefuchste Klangtüftler viel Zeit darauf, genau so shabby zu klingen wie in der Zeit der späten Siebziger und frühen Achtziger und wenn es so gut gelingt wie bei eben jenem Debüt des kalifornischen Trios Automatic, dann kann das bei allem Retrochic durchaus ein Grund zur Freude sein. Ihren Namen, so durfte man lesen, haben sich Izzy Glaudini (Keyboard), Lola Dompé (Drums) und Halle Saxon (Bass) bei einem Song der Go-Go’s geliehen, die Musik stammt dagegen eindeutig aus der Schnittmenge irgendwo zwischen Joy Division, den Slits und Suicide – die Synths kränkeln herrlich schräg zu trockenen, stumpfen Schlägen und grollendem Bass, die der Gesang ist mit dem staubigen Hall vergangener Tage versehen und so kommt es, dass man manche Songs, auch wenn es Eigenkompositionen sind, schon lange zu kennen glaubt. Dass die drei Freundinnen auch Filmemacher wie Lynch und Argento zu ihren Vorbildern zählen, mag man gern glauben, denn auch hinter den Clips zu ihren Singles „Strange Conversations“, „Calling It“ und „Too Much Money“ verbergen sich kleine Geschichten, Masken, Rollenspiele, Verfremdung - durchaus also künstlerische Ambition. Ordentlich unterkühlt das alles, muss ja so sein, trotzdem oder gerade deshalb ein feines Album.
27.10.  Hamburg, Goldener Salon
28.10.  Berlin, Urban Spree

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