„Autisti“
(Crazysane Records)
Einen langen Atem und ausreichend Selbstbehauptungswillen – zwei Dinge, die man als Independent-Musiker in der Schweiz sicher gut gebrauchen kann. Es sind, schaut man sich bei Rock und Pop abseits der formatierten Wege ein wenig um, nicht viele Namen, die sich nachhaltig aufdrängen und über Kantonsgrenzen hinaus von sich reden machen: Früher mit The Young Gods, Grauzone und den Aeronauten ein paar wenige Ausnahmen mit Kultcharakter, heute neben Sophie Hunger und den erst kürzlich verblichenen Saalschutz vielleicht noch Dagobert und Faber als mögliche Hoffnungsträger. Unbedingt begrüßenswert deshalb, daß Louis Jucker und Emilie Zoé als erfahrene Künstler den Neuanfang wagen und zusammen mit dem Drummer Steven Doutaz unter dem Namen Autisti der Noisegitarre zu anhaltender Blüte verhelfen. Jucker hatte zuvor mit den Formationen The Ocean Collective, Coilguns, Red Kunz (allesamt eher der härteten Gangart verpflichtet) und auch solistisch gearbeitet, Zoé wiederum meldete mit ihrer Platte “Dead End Tape” ernsthafte Folk-Abitionen an – das aktuelle Projekt vereint nun beide Stilrichtungen auf durchaus reizvolle Weise. ‘Es geht auch ohne Bass!’ lautet wohl eine Maxime der drei und so knirschen und scheppern hier allein die Elektrischen ganz wundervoll zu dumpfem Geböller – dreiunddreißig laute Minuten in der Tradition von Dinosaur jr., den Pixies und natürlich Robert Pollards unermüdlicher LoFi-Kapelle Guided By Voices; die acht Stücke taumeln zwischen wilden Psychrockattacken, dichtem, zackigem Geschrammel und ruhigeren, ätherischen Phasen, die Stimmen von Jucker und Zoé mal verfremdet, eigentümlich verhangen oder auch mal als wüstes Gebrüll. Anspieltipps in jedem Falle der Opener “The Dower”, “Peaches For Planes” und das wunderbare “L’Altro Mondo” – ein Album wie ein Ausrufezeichen.
16.05. Karlsruhe, P8
17.05. Chemnitz, AC17
04.06. Düdingen, Bad Bonn Kilbi