Autarke Selbstheilung und Schamanismus...

Von Schamanenstube

Sich selbst helfen und gesunden

Wir haben diese Woche das Thema unseres Blog-Beitrags von anderen bestimmen lassen. Im Facebook haben wir gefragt, ob es Wünsche gibt für ein Thema. Einige Antworten waren echt spannend. Wir haben uns etwas heraus gepickt, wovon wir denken, es sei für die entsprechende Person wichtig. Das Thema lautet: ist autarke Selbstheilung möglich?

Sich dem Adjektiv autark zu nähern, lässt schon einiges an Gefühlen hochkommen, wenn es im Zusammenhang mit Selbstheilung verwendet werden soll.
Je nach System spüren wir Trotz, Abwehr und Verneinung gegen aussen im Wort autark. Man könnte davon ausgehen, das ist jemand, der Ärzte weder mag, noch ihnen Vertrauen schenkt. Von diesen Gefühlen müssen wir weg, sonst endet hier dieser Beitrag.
Warum?
Wenn jemand nicht zu Ärzten gehen mag, dann ist Schamanismus Therapie im engeren wie im weiteren Ausmass fehl am Platz. Wir werden nie mit jemanden schamanisch arbeiten, der die ärztliche Versorgung ablehnt. Schlichtweg darum, weil wir uns damit strafbar machen würden.
Die zweite Gefahr für anwendbaren Schamanismus neben der anektierenden Esoszene ist für uns der verantwortungslose Umgang mit der Kundschaft.

Nun also: wir attestieren den Willen, schamanische Methoden zusätzlich zur ärtzlichen Behandlung in Anspruch zu nehmen.


Formulieren wir um in:

Selbstheilung durch inneren Rückzug

Wir tauchen in das Thema ein und finden wieder Hürden: Was macht die fast penetrierende Formulierung "Selbstheilung" als Zieldefinition mit einem? Sie wird eine Selbstheilung höchst wahrscheinlich im Keim ersticken. Obschon der Titel jetzt besser ist mit dem inneren Rückzug, ist die Forderung der Selbstheilung in unseren Augen eine zu starke Ordnung.
Erwartungen kommen hoch. Es kann dabei um das Bemessen der Gesundheit gehen. Die Krankheit könnte sich verstärken.
Schon wieder der falsche Weg.
Da macht eim so richtig färtig.

Sich selbst helfen durch inneren Rückzug

So jetzt haben wir es aber. Uff.
Inneren Rückzug definieren wir hier so, dass man sich an den Ort des inneren Rückzugs in der Anderswelt begibt. Wir würden nur das Krafttier mitnehmen. Nicht etwa mit einem Heilwesen oder Lehrwesen. Nö, nur das Krafttier.
Rückzug beinhaltet eine Form der Einsamkeit, die durch das Gehen an den Rückzugsort eine zusätzliche Qualität hat: es gibt vom Rückzug keinen Weg zurück.
Man geht ungerne an diesen Ort. Es finden dort Prozesse statt, die man im Leben zu vermeiden versucht.
Ein karger Ort, dunkel und von Traurigkeit erfüllt. Und eben diese Traurigkeit ist es, die einen ersten Schritt in eine Selbsthilfe ermöglicht. Man ist nämlich tatsächlich alleine. Wirklich alleine. Das Krafttier begleitet in diesem Leid. Als Verbündeter in derselben Einsamkeit.


Der einsame Gang an einen der dunkelsten Orte der Geistwelt stellt sich als Einbahnstrasse heraus. Es geht nur noch weiter in etwas hinein, was man eigentlich nicht will. Hier stellt man sich der Tatsache, dass man kränkelt und trägt sich selbst ganz bewusst und sich spürend auf dem Weg.
Auf einmal werden Gedanken ehrlich, authentisch, klar und echt. Am Ort des Rückzugs gibt es kein Hadern mehr. Es ist soweit. Man ist dort, wo es kein Zurück mehr gibt.

Ein möglicher Prozessweg zur Gesundung

Am Ende des Weges zum Rückzug angelangt, erfüllt die Traurigkeit das Herz so stark, dass es bersten will. Privater geht es kaum. Es kann Wochen, ja Monate dauern, bis man sich ernsthaft an diesen Punkt begibt. Und von hier aus kann sich einer der Prozesswege zur Selsthilfe formen. Dort, wo es nicht weiter geht, eröffnet sich die Trauer in ihrer ganzen Gewalt. Der Kopf erhebt sich, blickt der Trauer in die Augen und kann beginnen, sie zu verstehen: ich bin jetzt am Leben, mit dem, was ich habe, auch an Krankheiten. Das Krafttier regt sich, nähert sich und lässt Wärme auf die emotionalen Trauer-Erkenntnis wirken. In dieser Wärme, ja Körperwärme wird Leben gespürt. Hier, da alles ein Ende zu haben scheint, hier taucht auf einmal Leben in einer seiner blanken Formen auf: in der Liebe.

Die Liebe zu sich selbst

Es ist am Ort des Rückzugs auf einmal keine vermeidungs-würdige Tatsache mehr, krank zu sein. Die Krankheit gehört zu einem dazu und wird von derselben Liebe erfüllt, wie man selbst.
So neigen sich Häupter nicht mehr in Traurigkeit, sondern in Ehre sich selbst gegenüber, dem Leben selbst gegenüber. Ehre ist ein so starkes Gefühl, dass dieser Blogbeitrag nicht ausreichen wird, es zu beschreiben. Es geht um Ehre zu sich selbst. Nicht gespielt, nicht weil sie angeblich sinnvoll wäre. Sondern weil sie gespürt wird. Solche Dinge entstehen in einem Fluss, auf einem Weg. Auf einem sogenannten Prozessweg.

Erst jetzt mag klar werden, dass das Wehren, Trotzen, Rechtfertigen und Jammern vollends der Sinnlosigkeit des Wartens entsprang. Und sie haben verhindert, auch nur annähernd sich helfen zu können.

Ehre

Die Sackgasse des Weges zum Rückzug ist auf einmal ebenso nicht mehr nötig. Viel immenser kann nun z.B. ein Atemzug sein, den man in der Ehre durchführt. Aus so etwas Banalem wie dem Einatmen wird eine alles verändernde Kraft. Man spürt im Innern seines Körpers die Knochen, die sich heben, das Fleisch, das sich bewegt. Der Blick hinein in sich, nicht würdigend, nicht wohlwollend, sondern schlicht und einfach nur ehrenhaft, eröffnet mittelweltlich die Sicht in den Körper hinein. Tief hinein. Nun sind die Meldewesen des Schmerzes klar zu spüren. Das Atmen kann die Regionen, die schmerzen, mitbewegen.

Sie tun ihren Job. Sie tun ihn gut und sind am rechten Platz. Ehre durchströmt auch sie.

Ehre ist nicht auf eine Richtung begrenzt, sie kann erwidert werden. Dies wiegelt den Atem der Ehre auf und führt weiter. Wieder wird ein Schritt gemacht.

Sich selbst helfen

Nach einigen weiteren Wandlungen von Gefühlen und Ordnungen auf dem gewählten Weg wird einem klar: es ist natürlich möglich, sich selbst zu helfen.
Wir sprechen von Ehrlichkeit, bei welcher es nicht um das Ziel der Richtigkeit geht, sondern um die Ehre. Auf dieses Gefühl folgen Taten. Aktionen, schamanische Rituale, schamanische Reisen und Veränderungen aus dem Innern.
Sich selbst helfen heisst für uns, ganz bei sich anzukommen und hier sich liebevoll um sich selbst kümmern.