Das Wetter ist ungemütlich an am Mittwoch, dem 7. Oktober 2014, als ich in Bonn eintreffe. Der Himmel ist wolkenverhangen, es regnet leicht und die Temperaturen bewegen sich spürbar unterhalb der 20 Grad Marke. Ich habe mich auf den Weg in die ehemalige Bundeshauptstadt gemacht, um die Ausstellung Outer Space – Faszination Weltraum zu besuchen, die seit dem 3. Oktober in der Bundeskunsthalle zu sehen ist – einem fensterlosen Betonklotz, dessen Architekt offenbar der Meinung war, Kunst müsse eingesperrt oder vor den neugierigen Blicken der ungebildeten Allgemeinheit geschützt werden. Auf dem Vorplatz begrüßt mich ein Modell der europäischen Ariane-Rakete, das mir klar macht, dass ich hier tatsächlich richtig bin, um mich vom Weltall faszinieren zu lassen. Ich nutze die Rakete sogleich als Hintergrund für ein Selfie.
In der interdisziplinären
Ausstellung Outer Space – Faszination Weltraum will die
Bundeskunsthalle Schnittstellen zwischen Kultur, Kunst und
Wissenschaft im Bezug auf die Beobachtung, Deutung und Erforschung
des Weltalls untersuchen und darstellen. Dabei schlagen die Macher
einen weiten Bogen, denn die starten bei frühen Himmelsbeobachtungen
und Theorien über die Entstehung des Universums und enden bei einem
Ausblick auf die Zukunft der Raumfahrt sowie bei der Science-Fiction
in Form der Space Opera. Ein weites Feld, das in zwölf Kapitel
unterteilt wurde und das sich der Besucher nach und nach erschließen
soll. Eine vorgegebene Route gibt es dabei nicht, der Besucher soll
seinen eigenen individuellen Pfad finden. Dass man angesichts der
Vielzahl an Räumen, aus denen es oftmals mehr als nur einen Ausgang
gibt, irgendwann leicht die Orientierung verlieren kann, ist der
Preis, der für dieses "assoziative Ausstellungskonzept" neben
dem Eintrittsgeld zu bezahlen ist. Ich persönlich bin kein Fan von
solchen Spielereien, denn einen Raum hätte ich beinahe schlicht
verpasst. Und dass nicht einmal der Weg zum Ausgang vernünftig
gekennzeichnet wurde, ist ein Unding. Wenigstens ist ausreichend
Personal vor Ort, das einem weiterhelfen kann. Jedenfalls dann, wenn
es nicht gerade seiner Hauptbeschäftigung nachgeht, die darin
besteht, Besucher am Fotografieren zu hindern. Im Zeitalter von
Smartphone und Co echte Schwerstarbeit.
Der Fülle der Themen entsprechend umfangreich gestaltet sich auch die Zahl der Exponate, die für die Ausstellung zusammengetragen wurden. Gemälde, Plastiken, Fotografien, Zeichnungen und Filme haben ihren Platz, wie auch das Stück eines echten Meteoriten, Raumanzüge, Utensilien von Astronauten, Modelle zu laufenden Weltraumprojekten oder auch die originale Raumkapsel der Liberty Bell 7. In der Sektion, die der SF gewidmet ist, grüßen E.T., das Alien, C-3PO und sein Freund R2-D2. Außerdem hat man Raumschiffe aus bekannten Space Operas wie Star Trek, Starship Troopers, 2001 oder Mondbasis Alpha zu bieten. Zu sehen gibt es wahrlich viel in dieser Ausstellung. Zu lesen dagegen eher weniger, denn die Texttafeln zu den einzelnen Stücken sind sehr knapp gefasst. Wer mag, kann sich hinterher für 32 Euro das Begleitbuch kaufen. Dort gibt es dann jede Menge Text, während die Fotos dagegen eher durchschnittlich sind. Ich konnte mich schlussendlich nicht zum Kauf entschließen.
Mit Outer
Space – Faszination Weltraum wurde ein Titel gewählt,
der auf den ersten Blick eindeutig, auf den zweiten jedoch mehrdeutig
ist. Wer in der Erwartungshaltung nach Bonn kommt, in der
Bundeskunsthalle werde die Majestät des Weltalls und seine
kosmischen Wunder zelebriert, sieht sich getäuscht. Stattdessen
huldigt die Ausstellung in erster Linie der menschlichen
Schöpferkraft, wie sie in aus der Faszination durch den Weltraum
geschaffenen Kunstwerken ihren Ausdruck findet, wie auch in den
Errungenschaften des wissenschaftlichen Forscherdrangs, der sich aus
der gleichen Quelle speist. Dem selbstauferlegten Anspruch,
Schnittstellen zwischen Kunst und Wissenschaft aufzuzeigen, wird die
Ausstellung dabei nur bedingt gerecht. Statt beispielsweise die
Raumanzüge realer Astronauten mit jenen aus Filmen wie Red Planet
oder Event Horizon in einem Raum zu zeigen, um so Parallelen
und künstlerische Freiheiten deutlich zu machen, präsentiert man
diese Exponate in unterschiedlichen Sektionen, als hätte das eine
nichts mit dem anderen zu tun. An dieser und an manch anderer Stelle
während des Rundgangs stellt sich eher der Eindruck eines
Nebeneinanders und nicht der eines intensiven Austauschs von Kunst
und Wissenschaft ein. Haben sich beide Seiten doch nicht so viel zu
sagen, wie es die Ausstellungsmacher gerne vorexerzieren möchten?
Die Antwort auf diese Frage muss/kann/soll wohl jeder Besucher für
sich selbst entscheiden.
Noch bis zum 22. Februar 2015 ist Outer Space – Faszination Weltraum in der Bundeskunsthalle Bonn zu sehen. Insgesamt hat sich der Besuch dieser Ausstellung für mich gelohnt, die zwar mein ohnehin existierendes Interesse am Weltall nicht noch weiter steigern konnte, mir aber stattdessen noch einmal vor Augen geführt hat, wie lange sich die Menschheit schon mit dem Kosmos beschäftigt, was in den letzten Jahrzehnten in Sachen Raumfahrt schon erreicht wurde und was alles noch kommen kann. Eines ist klar: Der Kosmos wird Forscher wie Künstler auch weiterhin faszinieren, inspirieren und nicht zuletzt herausfordern. Die Zukunft bleibt spannend.
Outer Space – Faszination Weltraum läuft noch bis zum 22. Februar 2015 in der Bundeskunsthalle Bonn.
Link: Website der Ausstellung "Outer Space" in Bonn
