Unter dem Titel GISELE FREUND – FOTOGRAFISCHE SZENEN UND PORTRÄTS findet ab morgen eine Ausstellung in der Akademie der Künste statt. (Adresse: Hanseatenweg 10, Berlin – http://www.adk.de) Vom 23. Mai bis zum 10. August 2014 wird die Wiederbegegnung mit einem Werk, welches -wie die Kuratoren Janos Frecot und Gabriele Kostas es beschreiben- “längst zum Bildgedächtnis gehört” ermöglicht.
Gisèle Freund, Simone de Beauvoir, zurück aus China, um 1955 © IMEC, Fonds MCC, Vertrieb bpk / Photo Gisèle Freund
Zugleich sollen ganz neue Sichtweisen die Besucher in ihren Bann ziehen. Die Fotografin (1908-2000), die vor allem mit Farbaufnahmen künstlerischer und intellektueller Schlüsselfiguren der Moderne berühmt wurde, wird so gezeigt, wie sie sich selbst vor allein verstand: als Foto-Reporterin.
Viele bisherige Veröffentlichungen und Ausstellungen über Gisele Freunds Werk zeigen sie in erster Linie als eine Fotografin, die der Technik der Farbe in der Porträtfotografie zum Durchbruch verholfen hat. Ihre Aufnahmen von Andre Malraux, James Joyce, Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre und Frida Kahlo stehen vielfach kanonisch für die Person selbst. Freunds Reportagen hingegen werden gewöhnlich als ein davon getrennter Aspekt ihrer Arbeit interpretiert.
Simone de Beauvoir – zurück aus China, ca. 1955 © IMEC, Fonds MCC, Vertrieb bpk / Photo Gisèle Freund
Die Schau legt deutlicher als bislang geschehen den Akzent auf den Zusammenhang beider Arbeitsfelder in ihrem Werk. Nicht zuletzt der Blick auf das Material ihres im IMEC nun zugänglichen Archivs zeigt, dass ihre Porträts von Schriftstellern und Künstlern insbesondere seit den 1940er Jahren während der Dokumentation des Lebens- und Arbeitsumfelds der Porträtierten entstanden sind. Gisele Freund war eine auch am Alltag der Berühmtheiten interessierte Fotografin, und diesen Alltag hat sie abgelichtet. Neben den großen Porträts versammelt die Ausstellung — auch etliche bisher unveröffentlichte — Aufnahmen, die sich bei den Fotosessions ergaben.
Gezeigt werden ca. 280 Fotografien in Farbe und Schwarzweiß, daneben Zeitungsseiten, Zeitschriftencover, Notizen und Briefe, inszeniert wie storyboards, aus denen sich das Einzelporträt als Zusammenfassung unterschiedlicher Aspekte heraushebt. Für die Ausstellung wurden Freunds Farbporträts erstmals einer sorgfältigen digitalen Bearbeitung durch die Labors der Reunion des Musees Nationaux in Paris unterzogen, so dass die Porträts in ihrer bislang nicht gekannten ursprünglichen Farbigkeit zu sehen sind. Gisele Freunds einzigartigen Dokumentationen des Geisteslebens vor allem im Paris des 20. Jahrhunderts und der Künstlerszenen Lateinamerikas entfalten eine neue Faszination.
Zu den Autoren und bildenden Künstlern, denen sich die 14 Ausstellungskapitel widmen, gehören Andre Breton, Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre, James Joyce, Frida Kahlo und Diego Rivera, Virginia Woolf und Vita Sackville-West. Erstmals sind sämtliche Porträts versammelt, die Freund von Walter Benjamin aufgenommen hat. Ein besonderes Kapitel widmet sich der Beziehung zwischen den beiden Emigranten und stellt sie in Briefen und Texten vor. Eine Auswahl aus Gisele Freunds 1957 und 1962 entstandenen Berlin-Bildern rundet die Ausstellung ab.
Alle, die an künstlerischen Fotografie interessiert sind, sollten sich das nicht entgehen lassen. Ausdrucks- und aussagestarke Werke einer großen Künstlerin aus einer Zeit, in der die digitale Bilderflut noch keinen Einzug gehalten hatte. Sie erinnern daran, daß die Kompostition, das Erfassen der Situation, der “fotografische Blick” und die spontane oder geplante Umsetzung bei Aufnahmen und Momentaufnahmen großen Stellenwert in der Kunst der Fotografie besitzen. Bilder, die über den Zeitgeist hinaus durch sich selbst in einer Form wirken, die nicht durch Worte zu beschreiben sind, und insbesondere dem Betrachter und der Betrachtung gewidmet sind.
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Quellen – weiterführende Links
Fotos: Mit freundlicher Erlaubnis © IMEC, Fonds MCC, Vertrieb bpk / Photo Gisèle Freund
Ausstellung, Halle1, Fr, 23. Mai bis So, 10. August 2014, Gisèle Freund. Fotografische Szenen und Porträts – Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Berlin
Preise/Eintritt: € 6/4, dienstags bis sonntags 11 – 19 Uhr,
Eintritt frei, bis 18 Jahre und dienstags von 15 – 19 Uhr
Führungen Mi 18 Uhr, So 11 Uhr, € 2 zzgl. Ausst.-Ticket
Flyer zur Ausstellung mit Einführung und Bildern als PDF-Download