Ausmisten – Wohin mit den alten Klamotten?

Von Zeilenzunder

Zurzeit beschäftige ich mich immer Mal wieder mit meinem völlig überfüllten Kleiderschrank. Unfassbar, wie viel Zeug sich im Laufe der letzten Jahre angesammelt hat und das, obwohl ich regelmäßig versuche Kleidung auszusortieren und zu spenden. Jetzt ist radikales Ausmisten angesagt und ich kenne kein Pardon! Die einzige Frage, die hier und da offen bleibt: Wohin dann mit den alten Klamotten?

Ausmisten

Für mich bedeutet das Ausmisten meines Kleiderschranks nicht nur Platz zu schaffen. Mir geht es auch darum mir bewusst zu machen, wie viele Kleidungsstücke ich tatsächlich getragen habe, wie verschwenderisch und mit Klamotten umgegangen bin ich wie konsumsüchtig ich in dieser Hinsicht war. Die ganzen letzten Jahre, ja fast Jahrzehnte, waren Klamotten für mich eine Selbstverständlichkeit. Shopping-Touren durch H&M und Online-Shopping bei Asos waren Gang und Gäbe und ich überschüttete mich selbst regelmäßig mit neuen und vor allem günstigen Anziehsachen. Erschreckend, wenn ich bedenke, wie viele Ressourcen und Transportwege hinter jedem einzelnen Kleidungsstück stecken und wie unachtsam ich mit diesem Thema umgegangen bin.

Nun heißt es also Ausmisten und ich kenne dabei kein Erbarmen. Nie wieder »Das zieh ich bestimmt irgendwann wieder an« oder »was, wenn ich wieder zunehme?« oder »das lässt sich nur schwierig kombinieren« mehr. Ich sortiere radikal aus und behalte ausschließlich Klamotten, die ich regelmäßig trage. Ausnahmen bilden dabei meine Sportklamotten und schicke Sachen für diverse Anlässe. Beides wird kommen… die Hochzeiten nahen und ich brauche Sportschuhe, um davor wegzurennen.

Verkaufen

Anziehsachen, die ich selten getragen habe und wirklich noch schön sind, versuche ich zu verkaufen. Ich habe dafür die App Mädchenflohmarkt für mich entdeckt. Das Unternehmen bietet einem zwei Möglichkeiten: Entweder man fotografiert und verkauft seine gebrauchten Kleider selbst oder man schickt sie direkt an Mädchenflohmarkt und lässt die Sachen für sich verkaufen. Ich habe mich für die zweite Option entschieden, da sie so wunderbar unkompliziert ist. Das Unternehmen behält natürlich eine Provision für alle verkauften Artikel und was nicht verkauft werden kann wird gespendet oder zurück geschickt. Mir hat das System so zugesagt, dass ich direkt vier Pakete verschickt habe. Wie gut sich meine Klamotten verkaufen lassen, kann ich allerdings noch nicht sagen, das dauert noch ein paar Wochen, bis sie online gestellt werden.

Spenden

Kleidung zu Spenden ist und bleibt natürlich auch eine tolle Möglichkeit seiner Kleidung nachhaltigen Wert zu geben. Bisher spendete ich Anziehsachen oder auch anderen Krimskrams an Oxfam oder an die Flüchtlingshilfe, doch ich recherchiere immer wieder neu, wohin man Klamotten sinnvoll spenden kann und wo sie am meisten gebraucht werden.

Ein absolutes No-Go sind und bleiben für mich Altkleidercontainer. Die dort gespendeten Altkleider werden nämlich nicht an hilfsbedürftige Menschen verschenkt, sondern Unternehmen schlagen Profit aus den Spenden, indem sie selbst in den ärmsten Ländern in Afrika verkauft werden. Die Textilindustrie vor Ort geht zu Grunde und niemandem ist dadurch geholfen. Wen das Thema im Detail interessiert, kann sich die folgende Doku dazu anschauen.

Recycling

Manche aussortierten Klamotten sind durch häufiges Waschen verblichen oder haben Löcher oder Flecken. Diese Kleider lassen sich weder verkaufen, noch möchte man sie spenden. Anfangs denkt man, die Sachen gehören in die Tonne, doch wer Spaß an Handarbeit hat, kann die Sachen recyceln. Selbst alte Schlüpper und Socken können dabei Verwendung finden.

Dünne und feste Stoffe, wie die von Hemden, lassen sich wunderbar zu Taschentüchern, Servietten oder Abschminkspads weiterverarbeiten. Dehnbare Stoffe, wie von T-Shirts oder Jogginghosen, können zu Häkelgarn geschnitten werden und man kann Teppiche, Körbe oder Taschen daraus häkeln. Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, die ich auch alle noch auf meinem Blog vorstellen werde.

Upcycling

Ein paar wenige Kleidungsstücke möchte man eigentlich nicht weggeben, doch sie sind zu groß, zu klein oder die Farbe gefällt nicht mehr so gut. Für alle Fälle finde ich immer wieder Youtube-Videos oder Anleitungen, wie ich Kleidung umnähen oder färben kann.

Bisher habe ich Klamotten immer mit der Farbe von Simplicol gefärbt, die wirklich zuverlässig funktioniert. Doch die Chemiekeule sagt mir eigentlich nicht mehr zu und ich möchte zukünftig versuchen, Kleidung pflanzlich zu färben. Experimente in die Richtung werden auf jeden Fall hier geteilt.

Kleidung umzunähen ist da schon ein wenig komplizierter und ohne Nähmaschine quasi unmöglich bzw. viel zu aufwendig. Doch eine Nähmaschine zu verwenden, lernt man schnell und man kann sich solche Teile für einmalige Näharbeiten auch leihen und günstig Second-Hand kaufen. Für mein letzten Näh-Projekt habe ich anhand dieses Videos eine quasi ungetragene Jeans enger genäht und es hat wunderbar funktioniert.

Klamotten lassen sich natürlich auch verändern oder umfunktionieren. Es gibt viele Möglichkeiten, die man sich allesamt ergoogeln kann.

Neue Klamotten kaufen

Ich werde nicht drumherum kommen, mir mal wieder ein Kleidungsstück zu kaufen. Sei es, weil meine Socken alle Löcher haben, meine Geschmack sich verändert oder ich einfach Lust auf ein neues Kleidungsstück habe. Dabei ist für mich allerdings oberste Priorität, nicht blind los zu shoppen, sondern mir bei jeder Klamotte genau zu überlegen, ob sie mir gefällt und ob ich sie tatsächlich benötige und häufig anziehen werde.

Doch welche Klamotten kaufe ich in diesem Fall? Beim Kauf neuer Anziehsachen kann man quasi nichts richtig machen. Kleidung benötigt entweder pflanzliche, tierische oder chemische Fasern, die allesamt weder ökologisch noch nachhaltig sind. Ein überhöhter Wasserverbrauch, das Ausbeuten von Tieren, hohe Transportwege oder bedingte Abbaufähigkeit treffen mehr oder weniger auf alle Textilarten zu und machen eine »richtige« Entscheidung quasi unmöglich. Deswegen ist für mich die einzige Lösung, mich beim Kauf neuer Kleidung auf das Unumgängliche zu beschränken. Sollte ich irgendwann nur noch Schlüpper mit Löchern im Schrank haben, kaufe ich hochwertige Baumwollunterwäsche mit Fairtrade-Siegel. Klingt für mich vertretbar. Für alles andere lautet meine Lösung: Second-Hand und bewusstes Einkaufen!

Second-Hand

Schon seit Ewigkeiten war ich in keinem Klamottenladen mehr und auch meine letzten Online-Bestellung ist Monate her. Ich brauche nichts mehr, ganz im Gegenteil. Ich schwimme in Klamotten und möchte meinen Kleidungssee nicht erweitern sondern reduzieren. Natürlich habe ich, wie die meisten Menschen, Spaß am Kaufen. Das ist prinzipiell auch nichts Verwerfliches, nur sehe ich es nicht länger ein NEUE Klamotten zu kaufen. Die Welt ist übersät mit Kleidung und da muss ich die Nachfrage nicht noch verstärken. Stattdessen stöbere ich nur noch auf (Online-)Flohmärkten und kaufe ausschließlich Second-Hand-Mode und auch das halte ich in Grenzen, um meinen Kleiderschrank nicht non-stop zuzumüllen. Ich möchte mir meinen Konsum in jeglicher Hinsicht bewusster machen und mich bei jedem Kleidungsstück fragen: Brauche ich das wirklich? Alles andere kommt für mich nicht länger in Frage.

Wie sieht es in deinem Kleiderschrank aus? Kaufst du Second-Hand-Klamotten oder treibt es dich doch hin und wieder zu H&M und Co? Ziehst du all deine Klamotten tatsächlich noch an? Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich mich nach jedem Ausmisten leichter fühle und bisher kam ich noch nie in die Situation, ein Teil zu vermissen, was ich weiterverarbeitet oder weggeben habe. Mein Ziel ist es, meine Klamotten soweit zu reduzieren, dass ich meinen alten Kleiderschrank verkaufen kann und alles nur noch auf einer Kleiderstange und in einer Kommode unterbringen kann. Ich freue mich auf dieses erreichte Ziel und werde das Ergebnis selbstverständlich hier zeigen, sobald es was zu zeigen gibt.