Auslöser und Ursache für eine psychische Erkrankung müssen meiner Meinung nach getrennt werden. In den meisten Fällen ist uns die Ursache nicht bewusst. Also denken wir immer wieder über den Auslöser nach, von dem wir fälschlicherweise annehmen, dass hier die Ursache allen Übels liegt. Das bringt uns allerdings nicht weiter.
Ich habe jahrelang an Panikattacken, einer generalisierten Angststörung und Hypochondrie gelitten. Angefangen hat alles mit der ersten Panikattacke. Ich hatte eine Woche zuvor einen grippalen Infekt, welcher einen Drehschwindel ausgelöst hat und ich beinahe zusammengebrochen bin, als ich gerade mit voll beladenem Tablett in der Mitarbeiterkantine stand.
Eine Woche später wurde ich in der gleichen Situation an diesen Vorfall erinnert und meine erste Panikattacke war geboren.
Zunächst war ich davon überzeugt, dass diese Panikattacken deshalb auftreten, da ich Angst davor hatte, dass mir wieder schwindlig wird und ich umkippe, die Angst vor der Angst eben. Das war sicherlich richtig, hatte jedoch mit der Ursache überhaupt nichts zu tun.
Später zweifelte ich daran, da sich diese Panikattacken immer weiter ausweiteten. Ich war davon überzeugt, dass eine ernsthafte Erkrankung die Ursache war. Fortan lief ich von Arzt zu Arzt und hatte nun auch mit einer Hypochondrie zu kämpfen. Meine Angststörung weitete sich immer mehr aus, bis ich schließlich auch an einer generalisierten Angststörung litt.
Die Grippe mag der Auslöser für meine erste Panikattacke gewesen sein, aber die Ursache war sie bestimmt nicht.
Heute weiß ich, dass meine psychische Erkrankung deshalb auftrat, weil ich mit meiner Lebenssituation nicht zufrieden war. Auch das war jedoch nicht die wirkliche Ursache.
Vielmehr unterdrückte ich schon lange eine Seite an mir, die sich in dieser für mich schwierigen Situation in Form meiner Angststörung Raum verschaffte.
Ich wurde förmlich gezwungen, mich mit mir auseinanderzusetzen, wenn ich wollte, dass es mir wieder gut ging. Ich musste lernen mich so zu akzeptieren und zu lieben, wie ich wirklich bin, mit all meinen Facetten.
Auslöser und Ursache werden somit oftmals verwechselt. Versuche deshalb zu ergründen, wo die Ursache für Deine psychische Erkrankung wirklich liegt. Das ist zugegebenermaßen allein oftmals schwierig. Deshalb solltest Du in Erwägung ziehen, Dir professionelle Hilfe in Form einer Psychotherapie zu suchen.
Ich hoffe, dass ich Dir den einen oder anderen Denkansatz mit diesem Artikel auf den Weg geben konnte.