Das Jahr 2016 war nicht gut. In vielerlei Hinsicht. Dennoch möchte ich es, wie viele meiner Bloggerkollegen, noch einmal ins Bewusstsein rufen. Viele der gelesenen und besprochenen Bücher haben mir gefallen. Nur von wenigen kann ich jedoch rückblickend sagen, dass sie mich auch noch Monate später beeindrucken. Umso vielversprechender wird allerdings das Jahr 2017, das einige Lesehighlights bereithält.
Das Jahr 2016
In Der goldene Handschuh erzählt Heinz Strunk auf eine grotesk komische und zugleich erschütternde Weise das Leben des Frauenmörders Fritz Honka, ohne sich Urteile oder Bewertungen zu erlauben. Er nähert sich einer Gesellschaft, in der sich Menschen nach Glück und Anerkennung sehnen, die es jedoch nicht aus der trostlosen, kaputten und grausamen Welt schaffen. Lange ließ der Roman mich nicht los. Auf keinen Fall ist er etwas für Zartbesaitete, wer jedoch mit roher Gewalt und Fäkalsprache zurechtkommt, sollte dieses Werk unbedingt lesen.
Shida Bazyar zeichnet in Nachts ist es leise in Teheran auf nicht einmal 300 Seiten ein umfassendes Bild einer Familie von mehreren Generationen, ohne sich dabei zu übernehmen oder die Geschichte ausufern zu lassen. Bazyars verfestigt den Roman nicht bloß auf die Geschichte des Irans, vielmehr lässt sie sich aufgrund ihrer Thematik auf Schicksale anderer Exilanten übertragen und machen den Roman deswegen zu einem hochaktuellen und zeitlosen – und damit zu einem beeindruckenden und absolut empfehlenswerten Romandebüt.
Was ich euch nicht erzählte ist kein Krimi, der von Gewalt und Action lebt. Vielmehr handelt es sich um einen psychologischen Familienroman, der einfühlsam jedes Mitglied beobachtet und Gedanken und Gefühle beschreibt. Niemand kommt mit seiner Andersartigkeit zurecht, doch der unbedingte Wille dazu löst am Ende eine Tragödie aus. Ein beeindruckendes erstes Werk der jungen Autorin Celeste Ng.
Die Welt im Rücken ist ein beeindruckender Roman, in dem es Thomas Melle gelingt, eine schwer greifbare Krankheit durch seine klaren Worte erfassbar zu machen. Offen beschreibt er, was es bedeutet, sich in einer unerschöpflichen Hochphase zu befinden und kopflos von einer verrückten Idee zur nächsten zu jagen. Um dann in die bodenlose Tiefe einer Depression zu stürzen.
Das Jahr 2017
- Susann Pásztor: Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster. KiWi. 16. Februar.
- Katie Kitamura: Trennung. Hanser. 30. Januar.
- T. C. Boyle: Die Terranauten. Hanser. 9. Januar.
- Paul Auster: 4 3 2 1. Rowohlt. 31. Januar.
- Martin Walser: Statt etwas oder Der letzte Rank. Rowohlt. 5. Januar.
- Richard Russo: Ein Mann der Tat. Dumont. 19. Mai.
- Yoko Ogawa: Zärtliche Klagen. Liebeskind. 20. Februar.
- Gerhard Henschel: Arbeiterroman. Hoffmann und Campe. 17. Februar.
- Heinz Strunk: Jürgen. Rowohlt. 24. März.
Quelle Beitragsbild: Klaus Thormann / pixelio.de