„Die Welt ist ein schöner Ort und wert, dass man um sie kämpft.“ (Aus “Wem die Stunde schlägt” von Ernest Hemingway)
Während meines leider viel zu kurzen Aufenthaltes Anfang Juni in Lignano Sabbiadoro im Norden Italiens, hatte man ein wirklich dichtes Programm für mich zusammengestellt. Da ich selbst eher der gemütliche Typ mit einem Faible für das Meer bin, blieb mir die entspannte Bootstour mit meinem liebenswerten Hotelier Andrea vom Hotel Simi Lan ganz besonders im Gedächtnis. Als passionierter Fischer und Vorstand des Lignano Tuna Club kennt er sich in den Gewässern rund um den italienischen Badeort bestens aus und lud mich kurzerhand bei strahlend blauem Himmel auf sein Fischerboot ein.
Von der kleinen Marina von Lignano Sabbiadoro ging es am späten Vormittag zusammen mit einem guten Freund meines Kapitäns in die Lagune von Marano. Auch wenn die große Wasserfläche erst einmal wie die große Freiheit wirkt gibt es hier klare Regeln und vor allem Wasserwege, an die man sich besser hält, wenn man nicht auflaufen möchte. Auf seinem kleinen Sonar zeigte mir Andrea ganz genau, wie wenig Wasser an manchen Stellen zwischen dem Boot und dem Grund war. Hier und da wurde gegrüßt als wir gemächlich Richtung Norden fuhren, man kennt sich untereinander. Daher wurde auch nur der Kopf leicht lächelnd geschüttelt, wenn man den ein oder anderen beim Angeln an einer verbotenen Stelle entdeckte…
Dieser geflügelte Fischfänger hingegen darf das ganze Jahr über fischen wo er will.
Ein Wegeweiser auf dem Wasser zeigt uns wo es lang geht: Zum Fiume Stella!
Genauer gesagt in das Riserva Naturale Regionale Foci dello Stella.
Natürlich wäre Venedig auch schön, aber das ist dann ein anderer Ausflug.
Unser heutiges Ziel war also das Naturreservat in der Mündung des Stella.
Unweit des quirligen Badeortes Lignano Sabbiadoro erstaunte
mich die Stille und schlichte Schönheit dieses Landstriches.
Das trübe Wasser mit dem etwas geringeren Salzgehalt ist Nährstoffreich
und ein idealer Lebensraum für verschiedenste Vogel- und Fischarten.
Aus diesem Grund ist diese abgelegene Gegend auch seit jeher ein bevorzugtes Gebiet für den Fischfang, welcher auch mit Netzen von Land aus betrieben wurde. Eines der letzten noch intakten Senknetze im Reservat gehört Daniele Ciprian.
Er hat nach vielen Jahren als professioneller Fischer weltweit mit Bilancia di Bepi das Erbe seiner Vorfahren übernommen, instand gehalten und für Touristen zugänglich gemacht. Mit seinem Ausflugsangebot “Fishing Experience” bietet er den Besuchern von Lignano die Möglichkeit einen entspannten Tag mit viel Information und fangfrischem Fisch vom Grill in der Natur zu verbringen.
In der Zwischenzeit sah ich mich ein wenig um in der kleinen, gemütlichen Fischerhütte und entdeckte einen kleinen Schatz an der Wand. “Ist das der Schriftsteller Ernest Hemingway?” fragte ich. Schüchtern grinsend nickte Daniele und erzählte, dass sein Großvater ihn kennen lernen durfte und dieses handsignierte Foto bekam. Viele Jahre später war sein Enkel John in Lignano und unterschrieb auf dem gleichen Foto für Daniele.
In dieser gemütlich zusammengewürfelten Küche der Fischerhütte wird für die
Ausflügler aus Lignano später der fangfrische Fisch zubereitet und serviert.
Zu Fuß oder mit dem Rad kann man diese Fischerhütte übrigens auch erreichen.
Aber erst einmal ging es zum Netz um zu prüfen, was sich im darin verfangen hatte.
Normalerweise senkt Daniele das Netz öfter in das trübe Wasser,
aber für die paar mal war er recht zufrieden mit dem heutigen Fang.
Alle Fische die zu klein sind, so wie diese junge Flunder,
wanderten übrigens zurück ins Wasser.
Der Rest wird dann für die Touristen zubereitet und in geselliger Runde verspeist. Oft bleibt sogar soviel übrig, dass Daniele einen Teil davon an Restaurants in Lignano verkaufen kann.
Wir hingegen verabschieden uns vom freundlichen Fischer und fahren weiter durch die Lagune. Gegessen wird später, mein Gastgeber Andrea hat noch alles für eine typisch italienische Brotzeit dabei. Als ich nach einem Schluck Wasser frage lacht er, so was gibt es in der Regel nicht auf dem Boot, sondern nur darunter. Aber ich habe Glück, zwischen all den Bierdosen und Weinflaschen in der Kühltasche findet sich auch eine kleine Flasche Wasser. Ich war schon gespannt was das für eine Brotzeit wird…
Auch Ausflugsboote fahren in das Naturreservat und bringen die Touristen aus Lignano zu einem Ausflug auf dem Fluss Stella. Als Highlight der Tour winkt dann ein Essen samt Livemusik in einer der typischen Fischerhütten, auch Casoni genannt.
Nachdem wir den direkten Weg zu den Fischerhütten fuhren, hatte Andrea noch Zeit mir zu erklären, dass diese früher als Notunterkunft für die Fischer aus der Lagune dienten. Bei schlechtem Wetter konnten sie sich zurück ziehen und bei Bedarf mehrere Tage ausharren.
Eigentlich wollten wir auch genau in diese Casoni, um an der touristischen Unterhaltung teilzuhaben, wie ich später erfuhr. Doch es sollte anders kommen…
Von einer gegenüber liegenden Hütte wurden wir von zwei Männern freundlich gegrüßt und nach einem kurzen Gespräch heran gewunken. Andrea kannte die beiden nicht und dennoch wurden wir in die Casoni gebeten. Diese dient seit vielen Jahren als Wochenendhaus für ein paar Familien aus der Gegend und wurde im Moment für den Sommer frisch renoviert.
Gemütlich sah es allemal aus und da die beiden Herren in der größten Hitze des Tages gerade Mittagspause machten wurden wir spontan zum Essen eingeladen.
Gerne teilte man das bisschen frisch gekochte Pasta Bolognese und den Salat mit uns und wir steuerten im Gegenzug bei was wir dabei hatten. Andrea tischte neben dem Wein auch frisches Weißbrot, köstlichen Hartkäse und eine großartige selbst gemachte Salami auf. Bei Gesprächen über das Fischen, die Fischerhütten, sowie über Gott und die Welt verbrachten wir fast zwei Stunden und bester Gesellschaft. Italienische Gastfreundschaft und Geselligkeit sucht eben weltweit seines gleichen.
Unterhalten wurde sich übrigens zum Großteil in friaulisch, einer lokalen Sprach, die herzlich wenig mit italienisch zu tun hat und so war es für mich eher schwer allen Details zu folgen.
Im Schatten der Laube wurde mir auch klar wovor sich die beiden in der sengenden Mittagshitze drückten: Das Dach der Casoni musste neu gedeckt werden!
Das trockene Schilf dafür lag schon bereit, aber sie hatten ja noch Zeit…
Von der Hütte gegenüber klangen italienische Volkslieder herüber, die Stimmung schien gut, aber mir war dieses authentisch italienische Erlebnis wesentlich lieber.
Nach der freundlichen Verabschiedung von unseren unerwarteten Gastgebern machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Lignano.
Andrea zeigte mir unterwegs noch ein wenig wie er normalerweise seine Freizeit verbringt…
…und gab mit seinem Boot vor dem Strand seines
Heimatortes Lignano Sabbidioro noch einmal richtig Gas.
Um auf das anfängliche Zitat von Ernest Hemingway zurück zu kommen: In der Lagune von Marano wird mit großem Erfolg dafür gekämpft der Schönheit der Natur seinen freien Lauf zu lassen. Urlaubern in Lignano bietet sich dadurch die Möglichkeit die intakte Flora und Fauna in Friaul – Julisch Venetien ein wenig kennen und schätzen zu lernen.
Mein Fazit: Ein Ausflug in die Lagune von Marano zur Mündung des Fluss Stella und in die Fischerhütten ist eine willkommene Abwechslung vom bunten Treiben im Badeort Lignano Sabbidioro. Auch wenn nicht jeder das Glück hat so toll bewirtet zu werden wie ich, ist es auf jeden Fall ein lehrreiches und leckeres Erlebnis für jung und alt.
Disclaimer: Die Reise nach und der Aufenthalt in Lignano Sabbiadoro erfolgten mit freundlicher Unterstützung durch die Lignano Sabbiadoro Gestioni S.p.A. Vielen Dank für die großartige Gastfreundschaft.