Heute melde ich mich mal nicht aus Queenstown oder Te Anau, denn um mal ganz ehrlich mit Euch zu sein, langsam haengen mir die zwei Staedte ein bisschen zum Hals raus. Das liegt wohl daran, dass ich sie in den letzten Monaten einfach zu oft besucht habe und dies meist aus praktischen Gruenden, weil man in diesem Zeitalter eben nicht ohne Internet leben kann (ich zumindest nicht). Als ich vor einiger Zeit ziellos nach guenstigen Inlandsfluegen schaute, fand ich Fluege nach Wellington und buchte sie ohne gross nachzudenken, denn ich wollte einfach mal wieder raus und was erleben! Anfang Mai war es dann endlich so weit. Und falls jemand jetzt neidisch ist und denkt dass die Katja wieder nur in der Weltgeschichte rumbummelt, hier mal schnell eine Kurzfassung meiner Route: 1) Sonntag nach der Arbeit mit dem Bus 4.5 Stunden nach Queenstown, 2) Montag Flug Queenstown nach Christchurch und dann Christchurch nach Wellington (da wurde mir dann auch bewusst, warum der Flug so guenstig war….), 3) Mittwoch Flug Wellington nach Christchurch und von dort nach Queenstown und 4) Donnerstag ganz frueh mit dem Bus zurueck nach Milford Sound.
Waehrend der Nacht von Sonntag auf Montag (in Deutschland also noch Sonntag) wurde dann auch endlich Nachwuchs Nr. 2 in unsere Familie geboren und in Neustadt erblickte John William das Licht der Welt. Glueckwunsch an die gluecklichen Eltern und ich freu mich schon auf viele Fotos und auf ein Treffen in ca. 1 Jahr!
Fuer beide Fluege nach Wellington buchte ich mir Fensterplaetze und der Ausblick war den Umweg wirklich Wert; das Wetter war hervorragend und der Blick auf die neuseelaendischen Alpen atemberaubend. Verwundert stellte ich uebrigens fest, dass fuer den ersten Flug kein Gepaeck gecheckt wurde, fuer den zweiten Flug nach Wellington hingegen wurde dann dochmal das Gepaeck durchleuchtet. Hmm, interessant. Naja, in Wellington angekommen fuhr ich mit dem “Flyer“ in die Stadt (mit 8.50 NZD auch ein Schnaeppchen) und stellte erstaunt fest, wie huegelig Wellington doch ist. Das wusste ich natuerlich, schliesslich war ich ja schonmal dort, aber irgendwie hatte ich das vergessen.
Und so wand sich der Bus von einem Huegel auf den anderen, entweder steile Strassen hinauf oder eben hinab. Haeuser werden in Wellington so gut wie ueberall gebaut, egal wie steil der Hang auch ist und da kann man nur hoffen, dass die Baufirma weiss was sie tut. Das Problem in Wellington ist, dass die Stadt, wie auch Christchurch, auf einer sogenannten faultline erbaut wurde, wo sich zwei Platten tief in der Erde treffen und ab und zu mal aneinander reiben und Erdbeben verursachen. Wellington ist schon seit vielen Jahren ueberfaellig fuer ein grosses Erdbeben (7 und noch groesser auf der Richterskala) und was dann passiert will sich lieber niemand vorstellen. Der Grossteil der Waterfront Wellingtons ist sogenanntes “reclaimed land“, war also mal Wasser und wurde trockengelegt und bebaut und niemand weiss so genau, was in diesem Bereich nach einem grossen Erdbeben passiert. Von all den Haeusern an all den Steilhaengen mal ganz abgesehen. Da kann man nur hoffen, dass Wellington ein aehnliches Drama wie Christchurch erspart bleibt. Noch so ein Disaster kann sich Neuseeland auch gar nicht leisten, schliesslich laeuft der Aufbau in Christchurch schon nicht so rund und geht recht schleppend voran.
So gegen 5 Uhr nachmittags hatte ich in mein Hotel in der Cuba Street eingecheckt und in der Zwischenzeit rebellierte mein hungriger Magen. Cuba Street wimmelt nur so von Restaurants, Kneipen und alternativen Shops und wenn ich nicht eine spontane Entscheidung getroffen und in den naechsten Sushi Laden gegangen waere, haette ich wahrscheinlich die naechsten 2 Stunden noch entscheidungslos Cuba Street auf und ab laufen koennen.Danach gings runter an die Waterfront zu Neuseelands Nationalmuseum Te Papa und dort wartete ich auf den Sonnenuntergang, denn schliesslich war ich mit meiner Fotoausruestung unterwegs, um Nachtaufnahmen zu schiessen. Nach der Waterfront suchte ich das Parliamentsgebaeude und war erstaunt darueber, wie gut mich meine Erinnerungen durch die Stadt leiteten (mein letzter Besuch in Wellington war schon einige Jahre her). Mein Orientierungssinn kann also nicht so schlecht sein. Allerdings ist Wellington auch nicht so gross, dass man sich dort verlaufen koennte (verfahren ist eine andere Sache) und so liest man in Wellington oft den Spruch “the coolest little capital in the world“ (die coolste kleine Hauptstadt der Welt).
Am Tag zuvor hatte ich in Queenstown bereits ein tolles Bild des sehr nahen Vollmonds geknipst und der nicht mehr ganz so volle Mond war auch heute wieder sehr schoen zu sehen. Deshalb gings wieder runter zur Waterfront und nach einigen Bildern dort dann endlich nach Hause. Ganz so spaet war es noch gar nicht, schliesslich ist es ja 18:30 Uhr bereits stockdunkel und so hatte ich noch genuegend Zeit, mich um meine Bilder zu kuemmern. Mit dem Internet in meinem Hotel ist das so eine Sache, es ist zwar erhaeltlich, aber nur mit Modemkabel (welches zwar erhaeltlich ist, aber mein Laptop kann mit so altmodischen Sachen nichts mehr anfangen).
Den Dienstag leitete ich mit einem fantastischen Fruehstueck in Form von Waffeln mit Bananen und Schinken ein und danach war ich gestaerkt fuer einen anstrengenden Tag als Tourist. Ich kaufte ein Ticket fuer John’s Hop on Hop off City Tour, eine 2 stuendige Fahrt durch Wellington mit 18 Stops und der Moeglichkeit, ueberall ein – und wieder auszusteigen. Allerdings ist dies nur eine kleine Firma mit 2 Bussen und so muss man bei jedem Stop 1 Stunde Wartezeit in Kauf nehmen. Deshalb stieg ich beim Mt. Victoria Lookout nicht aus (ausser dem 5 minuetigem eingeplanten Fotostop) und entschied mich, in Miramar den Weta Caves einen Besuch abzustatten. Dort kann man in einer kleinen Ausstellung zahlreiche Requisiten aus Weta’s zahlreichen Filmen bestaunen. Die meisten stammen natuerlich vom Herr der Ringe und Gollum sitzt gleich im Eingangsbereich und begruesst die Gaeste mit einem Fisch in der Hand. Gesellschaft leisten ihm Lurtz, der oberfiese Uruk-ai, der Hexenkoenig von Angmar (oder auch Fuerst der Nazgul), eine Robotergestalt aus District 9 und Tim und Struppi aus dem neuesten Weta Film. Zu sehen gibt’s ausserdem einen 20 minuetigen Film ueber die Entstehungsgeschichte von Weta und was sie seitdem erreicht haben. Da koennen sie schon stolz drauf sein, wie sie sich von den Wachsfiguren der Anfangsjahre zu dem entwickelt haben, was sie heute sind: fuehrend in Special Effects, der Herstellung von Props fuer zahlreiche Filme und eine kleine Waffenwerkstadt, wo hunderte (wenn nicht sogar tausende) von Schwertern, Ruestungen, mailshirts, Helme, Sperre usw hergestellt werden (fuer Filme wie Herr der Ringe, Narnia, Kingdom of Heaven). Der Film Avatar waere ohne Weta nicht moeglich gewesen und das wichtigste Projekt der naechsten Jahre laeuft dort gerade auf Hochtouren; Der Hobbit! Die Dreharbeiten sind groesstenteils beendet und der Film befindet sich in post production und kommt im Dezember diesen Jahres in die Kinos (der erste Teil). Ich spiele wirklich mit dem Gedanken, zur Weltpremiere wieder nach Wellington zu fliegen.
Eine Stunde hatte ich fuer die Weta Caves bevor der hop on hop off shuttle Bus vorfuhr und ich mich wieder der Tour anschloss. Es ging nach mal wieder steil bergauf zur Cable Car Station(Seilbahn), bei der ich aber aufgrund anderer Plaene nicht ausstieg. Mein Ziel war Karori, Heimat des ehrgeizigen Zealandia Projekts. Zealandia ist ein Gebiet von 225 Hektar Busch und Regenwald, abgegrenzt durch einen knapp 9 Kilometer langen Zaun, um Raubtiere von den einheimischen Pflanzen und Tieren fernzuhalten. Zealandia ist ein Schutzgebiet inmitten von Wellington und das macht es so einzigartig. Man hat dort soviele einheimische Pflanzen wie moeglich angesiedelt um einheimische Tiere und hier vorallem Voegel in das Schutzgebiet zu locken. Andere Arten wurden dort ausgesetzt und man hofft auf ein gutes Gedeihen. Viele der dort ansaessigen Tiere sind in weiten Teilen Neuseelands bereits ausgestorben und wurden durch aufwendige Zuechtungsprogramme vor der kompletten Ausrottung bewahrt. Dazu zaehlen unter anderem der Takahe, der in der Naehe von Lake Te Anau wiederentdeckt wurde, zahlreiche Kiwis, die in Karori ausgesetzt wurden und dort nun ihre Territorien verteidigen und der Tuatara, eine fossile Echsenart.
Eigentlich wollte ich es zur Kaka Fuetterung um 14.30 Uhr schaffen (Kaka ist ein Artverwandter des Bergpapageien Kea) aber daraus wurde nichts. Auf dem Weg dorthin passierte ich einen Baum mit ca. 7 Kakas, die eine Menge Krach machten und ich stoppte natuerlich fuer Fotos. Ausserdem wurde ich Zeuge eines kleinen Familiendramas = ein Kaka Kueken hatte auf unerklaerliche Weise seine Schwanzfedern verloren und konnte deshalb nicht fliegen (fehlendes Gleichgewichtsgefuehl). Die Flugmanoever liesen es nur immer wieder in benachbarte Baeume krachen und es war natuerlich nicht sehr happy darueber und beschwerte sich lautstark. Die anderen Kakas wollten das Kueken nicht alleine lassen und das war wohl auch der Grund, warum sich soviele von ihnen in dem Baum versammelt hatten. Mitarbeiter von Zealandia versuchten natuerlich zu helfen und wollten wissen, von welchem Zuchtjahr und von welchen Eltern das Junge stammte und so versuchten wir aufgrund meiner Fotos die farblichen Baender an den Krallen zu identifizieren. Zealandia CSI! Da ich nicht den ganzen Tag Zeit hatte, machte ich mich weiter auf Entdeckungsreise und entdeckte suesse kleine Geckos (die gruenen), hoerte viele mir bekannte Voegel (z.B. der Tui, der in Te Anau noch sehr zahlreich vertreten ist) und war uebergluecklich, als ich endlich meinen ersten Tuatara in der freien Wildbahn entdeckte. Naja, fast freie Wildbahn, denn schliesslich ist ja alles eingezaeunt. Die Echse lag recht faul in der Gegend rum und lies sich durch das Klicken meiner Kamera zum Glueck nicht weiter beunruhigen.
Nun ja, ich will Euch nicht weiter mit Vogelgeschichten langweilen. Nach knapp 2 Stunden hatte ich meine Tour beendet und da ich den letzten hop on hop off Bus verpasst hatte, nahm ich den kostenlosen Shuttle von Zealandia zur Seilbahn in Anspruch, knipste ein paar Bilder vom lookout und fuhr runter in die Stadt, wo ich mir erstmal ein verspaetetes Mittag goennte. Danach gings ins Hotel, wo ich mir waermere Klamotten anzog und dann gings schon wieder los, mit Stativ usw fuer die naechste Nachtbilder Aktion.Mit der Seilbahn gings wieder hoch auf den Berg und irgendwie hatte ich Lust, die dort ansaessige Carter Sternwarte zu besuchen. Dienstags kann man dort auch durch das massive Teleskop den Himmel beobachten aber leider war gerade diese Nacht der Himmel bewoelkt. Haette ich die Sternwarte einen Tag frueher besucht, haette ich den Mond und zahlreiche Sterne sehen koennen. Tja, schlechtes Timing. Naja, ich schaute mir die 45 minuetige Show im Planetarium an und als ich die Sternwarte verlies hatte ich mal wieder dieses Gefuehl, wie unwichtig und unbedeutend wir Menschen eigentlich sind, entgegen unseres eigenen Empfindens und Handelns. Ein Zitat geht mir dabei nicht aus dem Kopf: „Auf der Welt gibt es unzaehlige Arten aber nur der Mensch besitzt die Faehigkeit, die Welt zu zerstoeren.“
Gegen 21 Uhr fing es an zu regnen und so machte ich mich auf den Weg zurueck ins Hotel, wo ich auch recht bald erschoepft ins Bett fiel. Mittwoch verlief recht unspektakulaer, denn ich machte mich schon wieder auf den Weg zurueck nach Queenstown (und dabei moechte ich auf den Anfang dieses schon wieder viel zu langen Berichts verweisen; Flug ueber Christchurch). Diesmal war das Wetter schlecht und man sah absolut gar nichts. Uebrigens, war ich bisher noch nie nach Wellington geflogen (oder von Wellington) und so kannte ich die Windprobleme nur vom Hoerensagen. Wellington wird auch windy city genannt, denn meistens weht einem alles um die Ohren was nicht niet und nagefest ist und das merkt man natuerlich auch beim Landeanflug. Der verlief naemlich alles andere als geschmeidig ruhig. Aber was solls, habs ja ueberlebt. Nun sitz ich also wieder im kalten Queenstown und morgen geht’s zurueck nach Milford. Die Arbeit ruft!