Aus (vielleicht) bekannten Gründen befasse ich mich in le...

Aus (vielleicht) bekannten Gründen befasse ich mich in letzter Zeit vermehrt mit dem Thema Kinderschutz — sprich Schutz vor sexuellen Übergriffen. Und so ist mir ein von Branaugh aufgefallen: Do Religions Produce “More than Their Fair Share” of Child Abusers? Es wird hier ein anderer Blog-Artikel besprochen, in dem aufgrund von Medienmitteilung die etwas steile Aussage gemacht wird, dass sexuelle Übergriffe in religiösen Kreisen (christlich, jüdisch, muslimisch, etc.) überdurchschnittlich häufig vorkommen.

Branaugh kritisiert zu recht, dass eine solche Aussage, die sich allein auf Medienberichte abstützt, wissenschaftlich nicht haltbar ist. Denn die Medien haben wohl schon eine Vorauswahl getroffen, von welchen Missbräuchen sie mehr und von welchen sie weniger berichten. Insofern es diesbezüglich gesicherte Daten gibt, zeichnen diesejedoch ein anderes Bild (jedenfalls für die USA):

Newsweek correspondent Pat Wingert’s article on The Daily Beast seemed to support this conclusion a couple of years ago when she cited varying studies and sources regarding the rate of abuse within religious faiths and the general population.
Nonprofit advocacy groups and federal agencies also point out there is no one subset of the adult population more prone to offending than another. The 54-year-old Childhelp demonstrates caution when categorizing the nature of offenders, stating, “Child abuse occurs at every socioeconomic level, across ethnic and cultural lines, within all religions and at all levels of education.”

Nichtsdestotrotz drängt sich die schmerzhafte Frage auf (die mir in den letzten Tagen manchmal auch in Mails oder Telefonaten  gestellt resp. vorgeworfen wird): Wieso geschehen solche Dinge auch bei den Frommen, die doch einer besonders strengen Moral verpflichtet sein sollten?!

Mein persönlicher Versuch einer Erklärung: Die christliche Gemeinde ist nicht primär ein Sammelbecken der Besseren (manchmal allerdings durchaus ein Sammelbecken der Besserwisser…); die christliche Gemeinde ist vor allem ein Sammelbecken von Leuten, die ihre Hilfsbedürftigkeit eingesehen haben. Insofern erstaunt es mich nicht, wenn sich in den christlichen Gemeinden überdurchschnittlich viel schwierige Menschen finden sollten. (Es bleibt zu hoffen, dass sie durch den Kontakt mit der biblischen Botschaft Besserung und Heilung erfahren).

Branaugh nennt einen weiteren Grund: In der christlichen Gemeinde bringt man sich gegenseitig sehr viel Vertrauen entegegen — in manchen Fällen zu viel Vertrauen. Dies wird von pädophilen Menschen ausgenutzt:

“Through my work the past six years … we’ve seen too many instances where poor screening and interviewing processes lead to problems. (…) Many predators know these realities and wish to exploit them, some within roles as pastors or staff members, but more so as volunteers or regular attenders who work to gain trust and look for vulnerabilities.”

Deshalb ist es wichtig und notwendig, dass christliche Gemeinden und Werke — und letztlich die ganze Gesellschaft — diesem Problem in die Augen schaut, dass man darüber spricht, Massnahmen ergreift, sich weiterbildet und keinen Vorfall einfach unter den Teppich kehrt. (Bei Wycliffe sieht Kinderchutz beispielsweise so aus).



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