Aus Sicht eines Teilnehmers der Bilderberg- Konferenz

Die Anreise war angenehm. Der Flug ruhig, der Himmel blau und das Schönste: Nicht ein einziger Protestler versperrte diesmal den Weg zum Tagungsort. Die hatte man wohl in einiger Entfernung auf einer kleinen Schafweide zusammengepfercht. Dort konnten sie keinen Schaden anrichten

WeltschattenregierungDie Tagungsstätte war in diesem Jahr besonders gut gewählt. The Grove, ehemaliges historisches Herrenhaus des Grafen von Clarendon, der 1658 die britische Lord-Kanzlerschaft angetreten hatte, ist erst in neuerer Zeit in ein Hotel umgewandelt worden. Der angenehm aristokratische Charakter der Einrichtung ist daher auch heute noch deutlich spürbar. Nichtsdestotrotz, ich war nur aus einem einzigen Grund dort, um zu arbeiten. Tagtägliche, stundenlange Konferenzen, Tagungen, lediglich unterbrochen durch diskrete Zwiegespräche auf dem Golfplatz oder beim Dinner. Die Tagungsagenda stand, sorgsam vorbereitet, seit Monaten fest und ich denke, es ist mir gelungen, einige gute Geschäfte einfädeln. Von Interesse waren diesmal eine ganze Reihe von Tagesordnungspunkten. Im folgenden eine Analyse:

Können die USA und Europa schneller wachsen und Arbeitsplätze schaffen?

  • Nur begrenzt, da die Industrie die Arbeitsplätze ins Ausland verlagert hat. Die Exportgewinne werden darüber hinaus privatisiert, während die Bankschulden sozialisiert werden. Wachsen können nur noch Big Player wie Geldmärkte, die Rüstungsindustrie und die Pharmaindustrie. Handwerk und Einzelhandel hingegen werden voraussichtlich Einbußen hinnehmen müssen.

Arbeitsplätze, Sozialleistungen und Schulden

  • Weniger Arbeitsplätze bedeuten höhere Sozialkosten, die von immer weniger Arbeitnehmern getragen werden. Daher muss der Staat noch eingreifen, damit die Menschen versorgt sind, wiegesagt noch. Zugleich müssen die exorbitanten Zinsforderungen geretteter Banken bedient werden, was den staatlichen Schuldenberg vergrößert.
  • Wird dieser Schuldenberg zu groß, ist das nicht mehr finanzierbar. Daher werden die Sparguthaben der Menschen enteignet werden, um die Löcher zu stopfen, welche unsere Banken gerissen haben.
  • Diese Enteigungswelle werden die Menschen nicht so einfach hinnehmen. In Zypern wurden Menschen um bis zu 90 Prozent ihres Vermögens erleichtert. Aber Zypern ist eine kleine Insel. Wenn dies hingegen in ganz Europa geschehen wird, ist mit massiven Volksaufständen zu rechnen, die entsprechend niedergeschlagen werden müssen. Der Testlauf Griechenland ist so gut wie abgeschlossen.
  • Die Sozialleistungen werden massiv gekürzt werden. Hungeraufstände drohen und die Menschen werden auf die Straße gehen, um ihre gewohnten Sozialleistungen einzufordern. Es ist mit Plünderungen zu rechnen. Doch die Gewöhnung der Menschen an ein härteres polizeiliches Vorgehen zeigt bereits Wirkung. Während die einen wegschauen, verfängt die Angst vor schweren Verletzungen bei den anderen in zunehmendem Umfang.
  • Es ist davon auszugehen, dass die unterschiedlichen Eskalationsstufen und unsere Reaktion darauf von hoher Relevanz sein werden. Ab wann kommen Schlagstöcke, Tränengas oder Pfefferspray zum Einsatz? Wann und wo werden Wasserwerfer benötigt. Und zuletzt die Gretchenfrage: „Welche Eskalationsstufe zwingt zum Einsatz scharfer Munition gegen Demonstranten?“

Wie big data nahezu alles verändert

  • Da die Menschenmassen sich organisieren müssen, sind sie angewiesen auf soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter. Dort geben sie zudem ohne zwingenden mehr persönliche Details preis, als unsere Geheimdienste sich jemals hätten träumen lassen. Daraus lässt sich einiges an Kapital schlagen. Auf geschäftlicher Ebene ebenso wie auf der Überwachungsebene.
  • ACTA, CISPA, SOPA. Alles Versuche, die soziale (R)Evolution im Internet zu unterbinden. Bisher mit allenfalls mäßigem Erfolg. Eine der Hauptfragen lautete daher: „Wie lässt sich der informelle Tiger, der frei durchs Netz streift, einfangen, vernichten oder besser noch zähmen?” Google- Chef Eric Schmidt sowie der Rechtswissenschaftler Prof. Lawrence Lessig ließen keinen Zweifel daran offen, dass dies alles andere als einfach werden wird. Eine wichtige Rolle spielen werden künftig Meinungsschreiber und Meinungskommentatoren, die vor allem Eurokritiker mundtot schreiben werden. Die Medienhäuser werden ihre Aufgabe wie immer erfüllen. Kostis Fafoutis, Chefredakteur der griechischen Tageszeitung Kathimerini, hat die derzeit in Griechenland vorherrschende Sozialproblematik bereits vollends aus dem Tagesgeschehen genommen, andere Zeitungen und Medienhäuser werden folgen. Euroskeptiker werden künftig noch rigider als bisher medienwirksam diskreditiert werden müssen, als bisher. Nicolas Beytout, Chefredakteur von Les Échos, der ersten französichen Tageszeitung für Finanzen, schließt sich dem an. Auch die tirolstämmige, italienische Politikerin, Journalistin und Starmoderatorin Lilli Gruber wird ihre Fernsehauftritte künftig verstärkt gegen Grillos M5S lenken und stattdessen den proeuropäischen Diskurs fördern. Dasselbe gilt für Oscar Bronner, Verleger und Herausgeber der österreichischen Tageszeitung Standard. All diese Medien werden sich künftig verstärkt im Netz engagieren.
  • Wer ist wo im Netz wie politisch aktiv? Wer ist mit wem vernetzt? Von welchen Onlinepräsenzen geht die größte Gefahr aus für die Aufrechterhaltung des Status quo und wie lassen deren Aktivitäten sich eindämmen?

Nationalismus und Populismus

  • Austeritätspolitik, Jugendarbeitslosigkeit, Beschneidungen aus Brüssel, der ESM, Lissabonvertrag. Alles gute Gründe, aus denen die EU- Bürger sich wieder mehr ihrer eigenen Souveränität und Nationalstaatlichkeit zuwenden. Populisten wie Nigel Farage (UKIP) oder Beppe Grillo (M5S) nutzen dies für ihren eigenen politischen Aufstieg was für unsere Machtposition zur Bedrohung werden könnte. Grillos Bewegung wird gerade gesetzlich ausgesperrt. Farage hingegen ist wohl nur durch einen bedauerlichen Unfall aufzuhalten, da er als legitimer Abgeordneter nicht kriminalisiert werden kann. Vorerst wird er jedoch lediglich ignoriert und ins Lächerliche gezogen werden. Wir müssen da sehr vorsichtig sein.
  • Zuerst stirbt die Wirtschaft, dann die Demokratie. Gut zu sehen in Griechenland, wo derzeit rechtpopulistische Strömungen verstärkt nach oben gespült werden. Auch diese Entwicklung muss gesteuert werden. Wir werden daher die PR-Geldströme etwas umleiten müssen, um eine bedrohliche, politische Schieflage zu vermeiden.

US-Außenpolitik

  • Ist bei jedem Treffen Thema. Wohin wir Europäer uns vom großen Bruder werden schicken lassen müssen, scheint in Richtung „kämpft Ihr unsere Kriege“ zu gehen. Dieses Thema ist noch nicht abschließend beendet, da es erstaunlicherweise selbst in unseren eigenen Reihen kontrovers diskutiert wird.

Afrikas Herausforderungen

  • Die Zukunft unserer Wirtschaft hängt ab von unserem Vermögen, möglichst günstig Rohstoffe aller Art und in aller Welt zu sichern. Wir sind auf gutem Wege. Der Umbau der Bundeswehr ist so gut wie abgeschlossen. Andere Länder der Eurozone ziehen bereits nach.

Cyber-Krieg und das Wachstum asymmetrischer Bedrohungen

  • Unsere Hacker sind stets die Guten. Wir müssen unseren Cyberkrieg daher als reinen Verteidigungskrieg verkaufen. Gegenteilige Meinungen müssen radikal bekämpft werden, da   die Kriege der Zukunft künftig verstärkt im Netz ausgetragen werden. Dabei können wir uns keine Querschläger leisten.
  • Asymmetrische Bedrohungen gehen immer von der Bevölkerung aus. Wichtig ist daher, diese Aktivisten in die Nähe des Terrorismus’ zu rücken, um sie legitim bekämpfen zu können.

Haupttrends medizinischer Forschung

  • Der Generika- Markt stört die Pharmaindustrie. Milliardenumsätze gehen uns so verloren. Daher müssen wir unseren Einfluss auf die Gesetzgebung in Schwellenländern verstärken, um dies künftig zu unterbinden. Außerdem macht die medizinische Forschung in Konkurrenzstaaten gewaltige Fortschritte und droht uns unsere Vorreiterolle streitig zu machen. Unsere Spionage in diesen Bereichen muss daher intensiviert werden, ebenso wie unsere Einflussnahme auf internationales Patentrecht.

Online-Unterricht: Versprechen und Auswirkungen

  • Das Schulsystem wird reformiert werden. Unterricht wird künftig verstärkt zu Hause per Live- Stream erfolgen können. Dies dient unserer Kontrolle der Wissens- und Bildungsagglomeration. Wir müssen stärker bestimmen, wer was wissen darf und wer was wissen muss. Zudem gilt es künftig verstärkt Lehrkräfte zu bekämpfen, die sich nicht an unsere Vorgaben halten und kritisches Wissen verbreiten.

Politik der Europäischen Union

  • Drinbleiben im Euro um jeden Preis. Dieser Preis wird hoch sein, denn der Euro ist unter keinen Umständen mehr zu retten. Die übrigbleibende Trümmerlandschaft wird uns zum Spottpreis in die Hände fallen.

Entwicklungen im Mittleren Osten

  • Den wirtschaftlichen Druck auf den Iran gilt es ständig zu verstärken, bis der Mittlere Osten zusammenbricht. Militärische Intervention erst ganz zum Schluss, wenn Russland und China ihren Platz zugewiesen bekommen haben werden.

Zeitgeschehen

  • Zwischen zwei Epochen stehend gilt es den Übergang in das neue Zeitalter noch stärker als bisher zu steuern. Dazu benötigen die Menschen Anleitung und Führung, damit sie das Geschehen zu unseren Gunsten entwickeln. Mithilfe der großen Verlage dürfte dies kein Problem sein, solange unseren Gegnern im Netz der Bewegungsspielraum genommen wird. Dies wird in den nächsten Monaten verstärkt umgesetzt werden.

Fazit:
Europa wird, nein muss fallen. Nur noch nicht jetzt. Bevor nicht sämtliche Weichen gestellt sind, wird der alte Kontinent noch über Wasser gehalten werden müssen. Wenn jedoch die Netze gespannt sind, wird dank Euro-Gendfor und der vergangenen Gesetzesänderungen zum Einsatz des bewaffneten Militärs im Inneren jeder Gegner zuverlässig beseitigt werden können. Ziel bleibt nach wie vor die Errichtung eines Polizei- und Militärkontinents nach dem Vorbild der USA. Persönlicher Eindruck: Schönes Treffen.



wallpaper-1019588
Postspinaler Kopfschmerz – Erfahrungsbericht
wallpaper-1019588
Algarve: Warnung vor invasiven Stechmücken
wallpaper-1019588
[Comic] Das Mietshaus
wallpaper-1019588
TOKYOPOP: Shojo-Lizenzen für das Frühjahrsprogramm 2025