Aus der Haut gefahren

Körperwelten. Vor Jahren schon in der Schulzeit wollte ich die Ausstellung besuchen, stand sogar schon fast an der Kasse. Und dann doch gekniffen. Auch wenn es wohl am finanziellen Aspekt lag. Jetzt habe ich in letzter Zeit Plakate gesehen für die derzeitige Ausstellung in Bochum. Bochum … mit dem Zug fahren. Das will wohl überlegt sein, denn schließlich war ich am Bahnhof noch nicht. Was ist, wenn es da keine Aufzüge gibt? Ok, die sind auffällig, das hätte man eindeutig noch rausgekriegt. Und wenn man im RE gefahren wäre, hätte man Rampen gehabt.

Aber da gibt es noch einen anderen Aspekt. Die Körperwelten an sich. Es wäre nur in Frage gekommen im Zusammenhang mit einem Ausflug mit meinem Kind. Also habe ich auf der Internetseite nachgesehen. Ob die Ausstellung für Kinder empfohlen wird? Sollen Eltern bzw. Lehrer selbst entscheiden. Das ist vielsagend und nicht einschränkend. Irgendwann hatte ich dann die einfache und doch so geniale Idee, mir Fotos im Internet von den Exponaten der Körperwelten anzusehen und dann auch natürlich mit meinem Sohn gemeinsam. Vielleicht war es damals gar nicht so sehr der finanzielle Aspekt, ich musste schlucken. Und mein Sohn bekam große Augen und wurde still. Ein bisschen gruselig sei das schon. Seltsam, dabei wirkt er immer so cool. So cool wie man präpubertär sein kann.

Ich denke meine Erziehung zeichnet sich durch Fairness aus. Ich hätte das nicht kommentieren müssen und auch die Hintergründe nicht nennen, aber ich habe mich entschieden an dieser Stelle ehrlich zu sein. Vielleicht habe ich an der Stelle nur an mich gedacht. Was hätte ich denn gemacht, wenn er vor Ort die Hintergrundinformationen gesehen oder gelesen hätte und dann Amok gelaufen wäre? Auch interessant, was hätte er gemacht, wenn ich Amok gelaufen wäre? Also entschied ich mich dagegen. Jetzt werde ich nie erfahren ab wann ich Amok laufe. Oder sagt man in diesem Zusammenhang eher, so ein Text sollte ja was mit dem Titel zu tun haben, aus der Haut gefahren wäre? Eine Grenzerfahrung wäre mal zur Abwechslung interessant. Wobei ich ganz froh bin, dass aufgrund einer Höhenangst, Bungee-Jumping ausfällt.

Wenn man danach googelt, sieht man auch Fotos von den Protesten. „Lasst die Toten ruhen“. Wenn es doch meine Entscheidung ist, sollten vielleicht andere nicht für mein Recht kämpfen, wenn es doch nicht mein Wille ist. Was ist mein Körper für mich? Wenn ich ihn dann verlasse und nicht mehr brauche. Interessant in diesem Zusammenhang, dass speziell in meinem Fall, man sagen könnte, dass mein Körper mich in meinen Freiheiten einschränkt. Dennoch hasse ich ihn nicht. Er ist mir Hülle und Werkzeug. Und wenn er Werkzeug ist, dann kann ich ihn nicht nur ablegen, sondern weiterreichen, wenn ich ihn nicht mehr brauche. Auf das er anderen von Nutzen ist.

Nur mein Kind hätte ich, egal in welchem Alter oder Entwicklungsstadium, nicht abgeben wollen. Weniger wegen der Moral als der Emotion wegen. Aber das bin ja nur ich. Im Endeffekt ist Embryo wie erwachsen, gleichermaßen faszinierend und lehrreich. Und mein Körper wäre er nicht auch besonders interessant? Welche Sehne wie verkürzt? Welcher Muskel wie verkümmert? Welche Hirnareale wie …? Ich weiß noch nicht einmal, wie man das nennt. Ob man das überhaupt sehen könnte? Wie sieht das Gehirn eines Spastikers aus? Vielleicht sollte ich wirklich darüber nachdenken, meinen Körper, wenn ich ihn nicht mehr brauche, zur Verfügung zu stellen. Wie man das wohl macht, ob man dafür wohl Geld bekommt? Egal, im Grunde wäre es mir schon das Gespräch mit meiner Mutter wert. „Mutter, nachdem ich mein Studium abgebrochen habe und ohne Trauschein schwanger wurde, verkaufe ich jetzt meinen Körper“.


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