Ich muss zugeben – ich hatte es nicht so mit Labor. Vor allem am Anfang. Vom Chemiepraktikum am Gymnasium her hatte ich noch einen gesunden Respekt … das wurde noch verstärkt von der ersten Stunde – die praktischerweise eine Einführung in die Sicherheit war. Die wichtigsten Aussagen, die man für’s überleben im Labor braucht.
- Du sollst eine Schutzbrille tragen – und dazu als Anschauungsmaterial einmal Laborunfall ohne Brille (üble Augenverätzung) und einmal mit Brille (wie ein umgekehrter Panda: wo die Brille war weiss, sonst schwarz)
- Du sollst einen Laborschurz tragen – je länger, je besser.
- Du darfst NIE mit dem Mund Flüssigkeiten ansaugen mit Pipetten – auch das mit Anschauungsbild: schön, wie man die Mundschleimhaut gleich am Stück abziehen kann …
- Dann Säuren verdünnen: „Erst das Wasser, dann die Säure, sonst passiert das ungeheure!“ … wobei das Ungeheure eine Explosion des Säuregefässes ist.
- Kein Essen und trinken im Labor. Man greift nur einmal daneben.
- Wenn Du an etwas riechen musst, dann wedel es dir zu. Niemals sollte man die Nase direkt darüber halten. Wer es trotzdem mal probieren will – Eisessig eignet sich als Test, ob man das richtig macht. Vorsicht: hinter einem sollte dafür nichts stehen.
- Achtung vor dem Siedeverzug! In Bechergläser und Reagenzglas, die über dem Bunsenbrenner erhitzt werden gehören Siedesteine.
Mit diesen Kurzinstruktionen wurden wir auch schon ins Labor gelassen. Jeder durfte sich einen eigenen Laborplatz aussuchen und anfangen, sich dort häuslich – äh, arbeitsmässig einzurichten. Das bedeutete als erstes, mit einer laaaangen Liste auf dem Labormaterial stand zu kontrollieren, ob alles vorhanden ist und falls nicht, das gegebenenfalls zu besorgen. Jetzt … das ist nicht ganz so einfach, denn als blutiger Anfänger kennt man die Namen der Gefässe und Geräte noch nicht. Becherglas und Reagenzglas – das ist noch einfach, aber Erlenmeyerkolben? Uhrglas? Exsiccator? Magnesiumstäbchen?… und was zum Geier ist eine Nutsche? (unreifes Kichern in den Ecken: hat das was mit Knutschen zu tun?) Mit etwas Hilfe vom Assistent schaffen wir es schliesslich alle durch die Liste.
Labor hat man viel im Pharmaziestudium. Man fängt bei den wirklich grundsätzlichen Sachen an und arbeitet sich durch die Jahre hoch. Man fängt mal an mit der Analyse von Einzelsubstanzen (anorganischen), dann organischen, dann Mischungen, dann Arzneiformen. Dann Synthese und und und …
Anfangs ist man noch unglaublich vorsichtig. Alles wird möglichst weit weg von einem gehalten, Handschuhe angezogen, die Brille natürlich (in Gedanken immer noch die netten Bilder aus der Einführung) … mit der Zeit, wenn nichts schlimmes passiert, wird man mutiger – manche tatsächlich ein bisschen übermutig.
Das mit dem verdünnen von Säure zum Beispiel: Wasser und konzentrierte Salzsäure … ja, es dampft ein bisschen – na und? Wasser und konzentrierte Schwefelsäure – oh, das wird ja warm! Interessant.
Und irgendwann hat es dann tatsächlich die Kollegin direkt mir gegenüber geschafft, erst die Schwefelsäure in den Messkolben zu füllen und dann das Wasser reinzugeben … das wird dann nicht nur warm. Das wird heiss! Heiss genug, den Kolben zu sprengen und explosiv reichlich konzentrierte Säure durch die Gegend zu spritzen. Ein Glück für Labormäntel – die Spritzer verteilten sich wegen Labortisch unten und Chemikalienablage zwischen den Arbeitsplätzen oben alle auf Bauchhöhe – aber da hatten wir nachher in der Umgebung alle kleine Säurelöcher in den Schürzen. Diese Löcher haben übrigens die Angewohnheit mit jedem Waschen etwas grösser zu werden, so dass auch anfangs kaum sichtbare später einen Schurz wie ein Sieb erscheinen lassen.
Man kann sich vorstellen, dass wir nicht sehr erpicht waren, das Säureexperiment zu wiederholen und die unvorsichtige Kollegin noch Jahre den „ungeheuren“ Spruch anhören musste.
Die Chemikalien sind die eine Gefahrenquelle im Labor, Feuer ist die andere. Oft muss man etwas erwärmen, oder man muss die Flammenfarbe bestimmen – dafür braucht man den Bunsenbrenner. Der läuft mit Gas. Das kommt aus einem Hahnen an der Wand – der sieht ähnlich aus wie der Wasserhahn. Nur hat er eine andere Farbe vom Griff. Bunsenbrenner die Wasser sprühen sieht man nur am Anfang, das begreifen die Leute noch rasch.
Es ist aber keine gute Idee, erst das Gas einzuschalten und DANN auf die Suche nach Zündhölzern zu gehen. Oder den Gashahn aufzudrehen aber den Gummischlauch nicht oder nicht richtig fest befestigt zu haben … gleich daneben arbeitet nämlich sicher der Kollege auch mit brennender Flamme. Meine Erfahrungen aus der Feuerwehr konnte ich doch ein paar Mal einsetzen.
mehr lesen könnt ihr hier: Labor, Labor ist gefährlich, Labor und Darwins Theorie
Ja, So war das bei uns.
Was habt ihr denn für Erfahrungen im Labor gemacht?
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