Die ITB beginnt, ganz ohne mich. Und doch nimmt sie mich in der Zeit mit, endlich wieder die Reiseträumerin ins vita activa zurückzuholen. Ich wecke meinen Blog aus dem Winterschlaf. Auch, wenn ich nicht reise derzeit. Schaumgebremst begann das Jahr. Der erste Artikel sollte heißen „Auf ein Neues 2016“ und blieb solange nur eine Überschrift, bis die Neuigkeit vorbei war. Der nächste Plan-Titel lautete „Reisefasten, Schreibverzicht – Wo ist der Trost bei Fernweh?“ – und erfasste damit die Sache schon besser…
Berufliches und Privates hielt mich ab, dem Grau zu entfliehen, das manchmal schwer auf den Tagen lastete. So langsam wird´s besser, das Licht kommt zurück. Wie das Glück mit dem Reisen zusammenhängt, ist das Eine. Wie beim temporären Verzicht nicht unglücklich sein … die zu lösende Aufgabe. Las ich doch schon zwischen den Jahren, die Zeit, in der sie fast stehen bleibt, gegen aufkommenden Winterblues helfe dies und das ein bisschen (vielleicht). Eindeutig wirkungsvoll sei aber nur dem Licht, dem Süden zuustreben, am besten für mindestens drei Wochen. Ein Tip, der doch auf Beherzigung wartet in aller Zukunft. Und zwei Vorsätze sind es bereits geworden: Nächstes Jahr will ich an Sylvester woanders sein. Und mittlerweile auch: Ausbrechen muss man im Februar oder Anfang März, wenn es denn irgendwie geht. Denn da reicht´s dann wirklich mit verhangenen Himmeln. Alles nicht neu. Zweimal war ich an Sylvester unterwegs: Einmal in der rauhen Luft von Domburg in Holland, Bädernostalgie und Dünenwinde … einmal in Florenz, Walzer auf der Piazza und 15 Frühlingsgrad auf schlängelnden Toskana-Straßen in der Folge. Einmal mit der einen Freundin, einmal mit der anderen. Beides war wunderbar, aber man verliert das ja dann aus den Augen und schlägt sich mit Großstadtfragezeichen zum Jahreswechsel rum.
Also spricht die Glücksforschung weiter:
- Reisen zu planen mache glücklich. Mehr noch, als das Reisen selbst, jage es die zuständigen Hormone hoch. Eine erstaunliche Aussage. Denn eins scheint mir klar: Reisen planen kann man nur mit dem Ziel und der Aussicht sie auch anzutreten, Reisen planen kann man leider nicht simulieren. Das wissen auch die kleinen Hormonwächter, meine jedenfalls, wenn die Reiseträume nur platzende Blasen sind.
- Reisefotos anzuschauen habe ebenfalls günstige Wirkungen aufs Gemüt. Ich weiß nicht genau, ob eigene oder die anderer gemeint sein sollen. Best memories oder Sehnsuchtsziele? Bisher hatte ich meine Zweifel, dass das Begucken schönerer Farben, majestätischer Landschaften und einladender Weite mich wirklich aufheitert, wenn ich nicht hin kann. Das Dilemma ähnelt dem in 1.
Spielen mit den Bildern der Sehnsucht – Ich entdecke Instagram
Als Parttime-Bloggerin und immer ein bisschen zu terminüberwältigt, habe ich Instagram bisher unbekannt und unerkannt links liegen lassen. Aus den Augenwinkeln gemerkt, dass die Bedeutung ständig zunimmt, Reiseblogger lieben es. Wirklich geflasht ob meiner Abstinenz war ich erst, als mir via Atout France, aus der Kreation der wunderbaren Monika Fritsch, die Ausschreibung für den FrenchCityAward begegnete, natürlich frisch von der ITB. Klingt spannend, doch was muss ich entdecken? Gesucht werden ausschließlich Blogger mit einem „starken Instagram-Account“, nämlich mindestens „500 followern“. Und ich habe keinen einzigen Follower, was Wunder, folge auch selbst niemand, habe keinen Blassen. Also sagen wir: hatte.
Keine Ahnung, ob man in ca. einem Monat diese 500 follower zusammenkriegen kann, ob ich es kann, ob ich es überhaupt will und muss… Mittlerweile weiß ich auch schon, dass man sich das zusammenkaufen könnte, aggressive Strategien entwickeln usw. Dasselbe hohle Spiel wie überall in social media ist natürlich auch hier möglich. Aber darum geht´s mir gar nicht, gings mir nicht und wird´s kaum gehen.
Blick aus dem Fenster bedeutsam Ben Youssef #marrakesch #marrakech #marokko #morocco #peaceful #peacefulmorocco #ilovemorocco #medina #maghreb #africa #afrika #visitmorocco #reisen #reiseblogger #travel #travelblogger #orient #oriental
A photo posted by Bärbel Bimschas (@frauaufreisen) on Mar 10, 2016 at 3:52am PST
Dummdidummm, ich entdecke Instagram. Auf einmal ist es gar kein Nachteil mehr, dass auf der Marokko-Reise irgendwo im Ourika-Tal meine Kamera den Geist aufgab. Was nervte mich das. Doch dafür habe ich reichlich Iphone-Fotos gespeichert, die jetzt zu perfektem Einsatz und Ehren kommen. Wer mir also fürderhin auf Instagram folgen mag, sieht hier deutlich, es ist möglich.
Bilder sortieren und bearbeiten … jetzt macht es Spaß
So klicke und poste ich bei Instagram … und siehe da, es ist ein echter Fernweh-Trost. Macht aber auch ein bisschen süchtig. Ich hoffe, es balanciert sich wieder aus. Nach wochenlanger Foto-Blogging-Reiseträumen-Abstinenz darfs mal für heute diese kleine Überdosis sein. Morgen heißt es eh wieder arbeiten, statt ITB versteht sich.
Spielen mit den Bildern der Sehnsucht – Die Farben des Orients
Auch bei Instagram sind die Bilder aus Marokko beliebt, bei mir und anderen. Ich merke, dass sie mir auch besonders nahe gehen. Die Tragik vieler Landstriche, die einstmals verheißungsvoll Orient hießen, kennen wir dieser Tage besonders gut. Regionen voller Schmerz und Leid. Wollte ich nicht immer mal nach Damaskus, nach Aleppo? Heute wollen alle weg, um ihr Leben laufen und kämpfen sie, und die Grenzen werden abgeschottet von Europäern, die aus purer Freiheit heraus überall hinreisen können.
Auch Marokko und Tunesien werden nun in Übervorsicht von vielen Touristen gemieden, mich zieht es hin. Endlich mal vielleicht nach Fez, der kleineren und vielleicht noch schmeichelnderen Schwester von Marrakesch? Ins endlos blaue Chefchaouen? Oder, meine Entdeckung der vergangenen Tage: Sidi Bou Said, das Künstlerdorf bei Tunis, in dem wundervolle Bilder des wundervollen Paul Klee entstanden sind.
Überall lese ich, wie sehr die tunesischen Farben die Maler verzaubert und angespornt haben, überall sehe ich ihre Intensität auf Fotos. Auch das sehr Praktisch bei Instagram, man kann sich genüßlich durch Traumorte klicken. Aber was erzähle ich Euch das, Euch, die Ihr auf der ITB seid. Ihr wisst es längst. HAbt eine gute Zeit dort. Ich träume hier ein bisschen weiter.