Sex während der Schwangerschaft? Bild: Pixabay
Es ist Frühling – das Thermometer schnellt in die Höhe und die Hüllen fallen, unsere Hormone wirbeln wieder umher, Liebe liegt in der Luft, der Gedanke an ein Schäferstündchen ist nicht weit. Als Doula komme ich oft in Berührung mit dem Thema Sexualität. Frei darüber zu sprechen, ohne ins Belanglose und Vulgäre zu fallen, ist komplex und gesellschaftlich kaum akzeptiert. Dem möchte ich entgegenwirken.
Für viele werdende Mütter ist es wohltuend, offen und ohne gewertet zu werden über ihr Intimleben zu sprechen. Denn dieses ist über die ganze perinatale Phase (von der Schwangerschaft bis ins Wochenbett) drastischen Veränderungen unterworfen. Es gibt keine Vorschriften, ob, wie und wie oft Liebe gemacht werden soll. Jeder soll in sich hineinhören und als Paar den eigenen Weg finden. Aber, und jetzt kommt die gute Nachricht: Liebemachen ist der Gesundheit förderlich! Ja, auch in der Schwangerschaft. Alles andere sind Ammenmärchen.
Die Voraussetzungen müssten stimmen, es komme darauf an, wie der Sex erlebt wird, wendet die Zürcher Sexualtherapeutin und Gynäkologin Karoline Bischof ein. Nur bei vorzeitigen Wehen oder Blutungen sei Vorsicht geboten. Die Angst vieler Männer, dem Kind weh zu tun, sei unbegründet: „Es ist kaum möglich, durch die Penetration die Gebärmutterwand zu verletzen.“ Schwangere haben oft sogar mehr Lust, vor allem im zweiten Trimester, weil die Genitalien besser durchblutet werden.
Nachfolgend sechs Gründe dafür – und diese, zwinker, zwinker, gelten nicht nur in den neun Monaten:
- Liebemachen entspannt! Sex führt zu einer tiefen körperlichen Entspannung, auch im Becken, das in der Schwangerschaft durch unwillkürliche rhythmische Kontraktionen ständig angespannt ist. Die Beckenbodenmuskulatur wird ebenfalls trainiert, was die Blasenkontrolle unterstützt.
- Die Beziehung zum Partner wird gestärkt! Durch die sexuelle Vereinigung bekommt die (schwangere) Frau Unterstützung, Liebe und Vertrauen. Das Gefühl des „Eins-sein“ gibt Geborgenheit.
- Es ist die ideale Geburtsvorbereitung! Die Erfahrung des „Sich Gehenlassens“ von Körper und Geist hilft, auch während der Geburt loszulassen. Zudem verbessert sich durch den Orgasmus der Muskeltonus der Gebärmutter, mehr Blut fliesst ins Becken und der Körper bereitet sich so auf die Geburt vor.
- Kein Gedanke an die Verhütung! Unbeschwerter als während der neun Monate können wir sonst kaum Liebe machen: Wer keine Spirale hat oder die Pille schluckt, muss normalerweise an Kondome denken. Doch in der Schwangerschaft kann man sich dem Geschlechtsverkehr frei hingeben.
- Geht es der Mutter gut, geht es auch dem Kind gut! Die amerikanische Hebamme Elizabeth Davis ist der Meinung, dass Sex in der Schwangerschaft auch in psychologischer Hinsicht positiv ist: Denn geht es der Mutter gut, so überträgt sich das auf ihr Kind.
- Sex ist gesund! Mehrere wissenschaftliche Erkenntnisse haben an den Tag gebracht, dass das Liebemachen einem Lebenselixier gleichgesetzt werden kann: Der Herzrhythmus wird positiv beeinflusst und der Blutdruck verbessert. Wie der Schweizer Immunologe Manfred Schudlovski entdeckt hat, wird das Immunoglobulin A erhöht. Was zur Folge hat, dass Grippeviren bekämpft und die Immunabwehr gestärkt werden. Durch die Ausschüttung von Dopaminen und Endorphinen wird der Stress reduziert. Endorphin, das körpereigene Schmerzmittel, wirkt Kopfschmerzen entgegen, wie man in der Universität Münster herausgefunden hat. Die klassische Ausrede wurde nun wissenschaftlich widerlegt: Ein Schäferstündchen kann – unter den gegebenen Umständen – dem Kopfweh sogar den Garaus machen.
Ein herzliches Dankeschön an die Sexualtherapeutin und Gynäkologin Karoline Bischof.
Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Sex während der Schwangerschaft gemacht?
Wenn ihr mehr über die Doula wissen oder euch von ihr zur Geburt begleiten möchtet, findet ihr auf Doula Sarah Blog weitere Informationen und/oder könnt euch direkt via e-Mail bei mir melden: weber.coppola@libero.it
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Sarah (39) ist Mutter von drei Kindern (15, 12, 8), die im Wasser, zuhause und als Lotusgeburt im Geburtshaus das Licht der Welt entdeckt haben. Schon als junge Frau hatte sie den Wunsch, Doula werden. Diesen Herzenswunsch erfüllte sich im Dezember 2016, als Sarah endlich ihr “Doula-Diplom” in den Händen hielt.
Sarah ist den Die Angelones-LeserInnen längst bekannt. Sie ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass und lebt mit ihrem neapolitanischen Ehemann und den Kindern in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt sie über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!
Mehr über Sarah und ihre Familie erfährt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!
Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:
Aus dem Leben einer Doula:
- Die Geburt: ein maschineller Prozess oder ein magischer Vorgang?
- In Erwartung
- 10 gute Gründe, um eine Doula zu engagieren
- D wie Doula
Elterntipps:
- Pubertät ist, wenn die Welt Kopf steht
- Geteiltes Leid ist …
- Das Glück auf die Haut tätowiert
- Ferien auf Balkonien: Von wegen Langeweile
Dolce Vita:
- Unschöne Überraschungen im Belpaese
- Kleine Geschenke erhalten die Kundschaft
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