Bild: Helen Aller, Facebook*
Es gibt keine „Zweitklasse-Mütter“! Als Doula begegnet man stets facettenreichen Geburtsgeschichten. Und den unterschiedlichsten Müttern, die diese durchlebt haben. Geburtsgeschichten und Mütter: beide sind einfach einzigartig. Egal, wie Frau ihr Kind zur Welt gebracht hat, ob per natürlicher Geburt oder per Kaiserschnitt – sie ist einfach eine Superwoman.
Kaiserschnitt-Geburt: Kein Versagen
Dennoch machen sich Mütter, die ihr Kind per Kaiserschnitt bekommen haben, oft schwere Vorwürfe und stempeln sich selber als „Zweitklasse-Mutter“ ab. Sie gehen hart mit sich ins Gericht, im schlimmsten Fall schlittern sie in eine postpartale Depression. Sie hadern mit dem Schicksal und fühlen sich als Versagerinnen. Das Gefühl, „es“ nicht geschafft zu haben, nicht fertiggebracht zu haben, ihr Kind aus eigenen Kräften auf die Welt zu pressen, hinterlässt oft eine grössere Narbe als jene, die am Schambein prangt.
Eine Geburt ist immer unvorhersehbar
Dabei kommt es „erstens anders, zweitens als die Eltern denken und drittens, wie es das Kind will“, schreibt die deutsche Hebamme Ingeborg Stadelmann in ihrer „Hebammen-Sprechstunde“, jenem Nachschlagewerk, das meiner Meinung nach zum „Pflicht-Lesestoff“ für Schwangere gehören sollte. Es geht hier nicht um etwaige „Lifestyle“-Gründe, wofür frau sich für einen Wunschkaiserschnitt entscheidet, damit es keine Terminkollisionen gibt oder weil die Sterne gerade günstig stehen. Nein, es geht darum, dass eine Geburt immer unvorhersehbar und unberechenbar ist, so, wie wir dies in der Natur ebenfalls erleben. Auch wenn sämtliche Zeichen auf „natürliche Geburt“ stehen, die werdende Mama beim Thema „Kaiserschnitt“ bei den Untersuchungsterminen die Ohren jeweils auf Durchzug stellt und in Fachbüchern beim Thema „operative Geburt“ schnell weiterblättert, hat niemand den Garantieschein für eine vaginale Geburt im Sack.
Unberechtigte Schuldfrage
Die „Schuldfrage“ dabei ist unberechtigt. Es gibt keine Schuldigen. Es gibt nur Naturereignisse, die manchmal anders verlaufen, als man denkt und sich wünscht. Sei es wegen den Umständen, der Situation oder unvorhersehbarer Komplikationen. Und: Auch das Kind entscheidet mit! Wie etwa bei jener Mutter, die ich während der Schwangerschaft betreute und deren Kind kurz vor Termin immer noch in Steisslage (mit dem Kopf nach unten) verharrte. Nix half- weder Moxibustion (bei der die kleine Zehe mit einer Zigarre stimuliert wird und dem Kind zum Purzelbaum verhelfen soll, stammt aus der Chinesischen Medizin) noch die manuelle, äussere Wendung (wo der Arzt, wenn das Kind günstig „sitzt“, ihm unter die Pobacken greift und es zur Drehung animiert). Sophia verharrte unbeirrt in ihrer Position. Sie wird wohl ihre Gründe gehabt haben, als Sternguckerin per Kaiserschnitt das Licht der Welt erblickt zu haben. Schon kurz nach der Geburt entpuppte sie sich als sehr entschlossenes, bestimmtes kleines Wesen.
Jede Mutter gibt ihr Bestes
Daher: Liebe Kaiserschnitt-Mamis, steht zu eurer Narbe, lasst euch nicht in die „Zweitklass-Schublade“ stecken, weder von euch, noch von anderen! Klopft euch selber auf die Schultern, macht euch Mut, denn ihr habt euer Bestes gegeben, nämlich genau das, was für euer Kind in jener Situation das Beste war.
Wie sind eure Kinder auf die Welt gekommen? Wer von euch hat Erfahrungen mit dem Kaiserschnitt?
Wer sich seine Geburtsgeschichte von der Seele reden oder zur Geburt begleitet werden möchte, kann sich bei Sarah melden: [email protected]
*Das Bild von Helen Aller, das sie auf Facebook gepostet hat, hat bei der Veröffentlichung die Gemüter stark erregt: die einen lobten sie für diese Aufnahme, die anderen fanden das Bild anstössig.
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Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (16 und 13) und einem Sohn (9) seit 17 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!
Mehr über Sarah und ihre Familie erfahrt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!
Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:
Aus dem Leben einer Doula:
- Aus dem Leben einer Doula: Das Kind ist ein Tragling
- Babyausstattung: Weniger ist mehr!
- Sex gute Gründe für ein Schäferstündchen
- Die Geburt: Ein maschineller Prozess oder ein magischer Vorgang
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- 10 gute Gründe, um eine Doula zu engagieren
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