Aus dem hellen Herzen Afrikas

Aus dem hellen Herzen AfrikasErstaunliches tut sich derzeit auf dem Mittelmeer südlich von Italien. Wegen der Befreiungskriege in Nordafrika sehen sich immer mehr Tunesier und Libyer gezwungen, ihre Heimaten zu verlassen: Bilder zeigen beklemmende Szenen von überladenen Minibooten, die schwankend "Richtung Norden ziehen", wie es der große deutsche Mundartpoet Gerulf Pannach schon vor 25 Jahren in seinem
"Lied vom kleinen Otto" vorhergesehen hatte.
Das Erstaunliche dabei aber ist, dass bei der Ankunft auf der unterdessen berühmt gewordenen Insel Lampedusa aus den für afrikanische Verhältnisse eigentlich eher blassen Nordafrikanern beinahe durchweg tiefschwarze Mitbürger geworden sind. "Diese Flüchtlinge gehen uns alle an", schreibt das Magazin Cicero und ernennt die Menschen, die aus erkenntbar aus Schwarzafrika stammen, zu "Flüchtlingen aus Nordafrika, die zurzeit in kleinen Fischerbooten das italienische Ufer von Lampedusa erreichen". Italien fühle "sich mit steigenden Flüchtlingszahlen aus Nordafrika überfordert", fantasiert auch die
Rheinische Post faktensatt über ein Bild, das Männer aus Nigeria, Kenia oder dem Senegal zeigt, nicht aber Tunesier, Ägypter oder Libyer.
Ja, "diese Flüchtlingskrise spaltet" nicht nur "Europa", wie die Norddeutschen Neuesten Nachrichten zu Aufnahmen unbedingt nicht-nordafrikanischer Gesichter fabulieren. Der "Flüchtlingsstrom aus Nordafrika" (Focus), der eigentlich ein Flüchtlingsstrom aus Zentralafrika ist, bringt auch die deutschen Medien an die Grenze ihrer Erklärungskraft. Könnte es wirklich sein, dass aus Tunesien, das zu mehr als 98 Prozent von hellhäutigen Angehörigen diverser Berberstämme bewohnt wird, überwiegend dunkelhäutige junge Männer fliehen, wie sie die Küsten der Mittelmeerländer seit Jahren als Sonnenbrillen- und Luxusuhrenverkäufer bereichern? Ist es wahrscheinlich, dass sich der Flüchtlingsstrom aus Ägypten, dessen Bevölkerung zu 97 Prozent aus nichtschwarzen Ägyptern besteht, ausgerechnet aus dem 140.000 Personen zählenden Volks der Nubier speist, das ganz im Süden an der Grenze zum Sudan lebt?
Ist es nicht, aber immerhin eröffnet die Mär von den "nordafrikanischen Flüchtlingen" der nicht-italienischen EU die Möglichkeit, Italien die Alleinverantwortung für die Lösung des Problems zuzuschieben. Die Märkische Allgemeine lässt ´Detlef Drewes, einen Träger Medaille für besondere Verdienste um Bayern in einem Vereinten Europa, schon mal die Lösung aufzeigen, mit der sich der Sudan, Simbabwe, die Elfenbeinküste, der Tschad und Niger befrieden lassen: "Nordafrika braucht Märkte, rechtliche Rahmenbedingungen für Investoren und demokratische Aufbauhilfe. Erst dann wird es keine Asylbewerber mehr geben – und auch keine Wirtschaftsflüchtlinge."Aus dem hellen Herzen Afrikas


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