Sneakreview zu “Drei Zimmer Küche Bad”
Kinostart: 4.Oktober 2012
Jedes Mal wenn man in der Sneak sitzt und einem schon im Vorspann klar wird, dass es sich um einen deutschen Film handelt, geht unweigerlich ein enttäuschtes Raunen durch den Kinosaal. “Drei Zimmer Küche Bad” ist ein ebensolcher Film, eine typisch deutsche Produktion die es aber schon in wenigen Minuten geschafft hat, das gesamte Kinopublikum zu begeistern – mit viel Humor lernt man die sage und schreibe acht Protagonisten kennen, die Dinge zu bewältigen haben, die sicherlich jeder schon einmal zu vor sich hatte – gerade wenn es ums Erwachsenwerden geht. Ein Jahr begleitet der Film die Darsteller, bei denen sich in dieser Zeit so einiges verändert – nicht nur im positiven Sinne. Philipp lebt in Berlin und will endlich Fotografie studieren und plant mit einigen Freunden eine WG aufzumachen, darunter auch seine Freundin Maria und seine beste Freundin Dina sowie seine ältere Schwester Wiebke. Nachdem sich der Umzug, der eigentlich schon fest geplant war, auf ungewisse Zeit nach hinten verzögert, machen die Charaktere sich auf die Suche nach einer großen geräumigen Wohnung…was keiner weiß, ist, dass auf diesen Umzug noch viele weitere Umzüge aus und in die Wohnung folgen. Marie trennt sich von Philipp nachdem dieser ihr gesteht in seine beste Freundin verliebt zu sein, sein Kumpel Michael merkt ebenfalls, dass er und seine Probleme mit seiner Freundin hat, nachdem diese ihn in eine Wohnung ziehen lassen hat, die ihm eigentlich viel zu teuer ist, und irgendwie gibt es sowohl Streitereien als auch Versöhnungen.
Natürlich dürfen auch die Eltern in diesem Film eine größere Rolle einnehmen, und so wird das Weihnachtsfest im elterlichen Heim zum wahren Dilemma.
“Drei Zimmer Küche Bad” gefällt durch seinen unglaublichen Identifikationscharakter, sei es durch eine der Hauptfiguren, das komplizierte WG-Leben oder eines/mehrere der vielen Erlebnisse und Umwege der Protagonisten, die aus dem echten Leben gegriffen zu sein scheinen. Der Film ist authentisch, und spiegelt genau das wieder, was man selbst als Student erlebt (hat).
Das, was dieser Film jedoch in erster Linie mit all seinen Umzügen symbolisieren mag, ist die Aufbruchsstimmung die nicht nur bei jeder Beziehung im Freundeskreis mitschwingt, sondern auch in den einzelnen Persönlichkeiten. Es geht um die Generation digital, die Generation Praktikum und die ewige Frage ob gewisse Entscheidungen die richtigen waren. Die Verblendung des amerikanischen Films bleibt vollkommen ausgeschaltet, auch wenn der Film beinahe ausschließlich mit Highlights glänzt – auch wenn diese oft eher negativ sind. Die schonungslose Realität wird zu einer humorvollen Darstellung von Beziehungen und Trennungen, und das aus den verschiedensten Blickwinkeln.
Auf Fragen wie “was wäre, wenn ich jetzt Schluss machen würde?” folgen Antworten wie “Dann hätte ich endlich mal meine Ruhe”, ehrlich aber nachvollziehbar, vor allem in Situationen in denen Menschen zwischen zwei wichtigen Lebensabschnitten – der Kindheit und dem Berufsleben – stehen. Das Leben führt irgendwo hin, doch die wenigsten wissen wohin genau. “Drei Zimmer Küche Bad” ist in jedem Fall ein ausgesprochen gelungener Film, auch wenn sich alles ein wenig in die Länge zieht.