Aus dem Archiv: Warum die A-Bomben wirklich fielen

Erstellt am 22. Februar 2014 von Lux
Heute vor 65 Jahren begingen die USA eines ihrer derzeit bekanntesten Kriegsverbrechen. Die Geschichte schreiben die Sieger, also die Mächtigen. Kriegs- und Völkerrecht existieren faktisch nur, dies lehrt die Geschichte, um die Verlierer aburteilen zu können und somit die wahren Kriegsgründe des Siegers nachträglich auf juristischem Weg "moralisch" zu rechtfertigen bzw. zu verdecken.

Gewöhnliche Menschen, darunter zahllose sog. Wissenschaftler, fallen dieser Gewohnheit stets und nachhaltig zum Opfer, was wiederum nicht nur am Opportunismus dieser Menschen liegt.
Aus gegebenen Anlass folgt hier nun ein Gastartikel, der die Gründe dieser nuklearen Massaker aus einem wahrhaftigeren Blickwinkel betrachten lässt und ein Beitrag dazu ist, diese Verbrechen unvergessen zu machen. In der Hoffnung, dass die Erben dieser Verbrecher eines Tages ihre Richter finden werden.

Das Flugzeug, dessen Fracht die Bombe war, steht im Zentrum des nationalen Luftfahrtmuseums der USA.
Das ist die Vergangenheitsbewältigung eines Siegers.
Die Welt rätselte 60 Jahre lang über die wahren Motive der Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki – bis heute. .
von Frank Krüger, Deutschland
Gemessen an der beträchtlichen Anzahl der Beiträge anlässlich des 60. Jahrestages der Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki in den Printmedien, im Fernsehen und im Radio kann man zu der Einschätzung gelangen, dass weltweit unwiderrufliche und vernünftige Schlussfolgerungen aus den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki gezogen wurden und inzwischen alle in diesem Zusammenhang noch unklaren Details aufgeklärt werden konnten.
Tatsächlich sind wir jedoch weit von einer globalen nuklearen Abrüstung entfernt, es gibt bestenfalls Lippenbekenntnisse und ausgestreckte Zeigefinger auf die bösen Absichten und die Arsenale der «anderen», selbst denken vor allen anderen die USA nicht daran, ihre nukleare Übermacht zu reduzieren oder gar ganz abzubauen, statt dessen werden neue Atomwaffen entwickelt und der Einsatz von Atomwaffen mehr oder weniger direkt angedroht.

Es wird nicht thematisiert, dass in Deutschland vor 15 Jahren das strikte Verbot, sich mit Atomwaffen zu befassen, sehr weitgehend aufgehoben wurde. Unbefriedigend ist auch die mediale Behandlung der Frage, weshalb die USA Monate nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht noch den Einsatz der Atomwaffen angeordnet hatten.

Seit einiger Zeit schon wird bezweifelt, dass die Bombardierungen von Hiroshima und Nagasaki militärisch wirklich notwendig waren. Als besonders fragwürdig wird der Einsatz der zweiten Atombombe in Nagasaki eingeschätzt. Es wird spekuliert, dass die Bomben vielleicht nur im Ernstfall ausprobiert werden sollten, dass die USA die Russen beeindrucken wollten und ähnliches.

Der folgende Artikel von Frank Krüger, der zuerst in der Internet-Zeitschrift «Saar-Echo» am 60. Jahrestag des ersten Atomwaffentests der USA in der Wüste von New Mexico am 16. Juli publiziert wurde, ist der einzige Beitrag aus diesen Tagen, der die Hintergründe des Atombombeneinsatzes in Japan auf der Grundlage bisher unberücksichtigter Fakten aus einem ganz neuen Blickwinkel analysiert. Der Autor hat kürzlich mit der Artikelserie «Von Clearstream bis Yukos» (ebenfalls im «Saar-Echo») international für Aufsehen gesorgt, indem er die von den Mainstream-Medien übersehenen oder verschwiegenen Hintergründe der Yukos-Affäre aufgezeigt hat.
Frank Krüger ist Journalist, war Auslandkorrespondent eines bekannten Zeitschriftenverlages sowie Geschäftsführer einer Diamanten- und Goldhandelsgesellschaft. Zurzeit arbeitet er an einem Buch mit dem Arbeitstitel «Amerika, das japanische Raubgold und Hiroshima». (Sebastian Pflugbeil)
Die Welt rätselte 60 Jahre lang über die wahren Motive der Bombardierung von Hiro-shima und Nagasaki, bis heute.

Hiroshima und Tage später Nagasaki wurden total vernichtet. Dabei war Japan militärisch längst geschlagen. Die Bomben richteten sich in Wahrheit gegen Stalin, der sich von den Atomschlägen derart beeindrucken liess, dass er die bereits angelaufene Invasion in Richtung Japan abblies. Amerika hatte weiterhin freie Bahn in Südostasien.

Am 16. Juli 1945 um 5 Uhr 29 Minuten 45 Sekunden (Ortszeit), vor genau 60 Jahren, explodierte die erste Atombombe in der Wüste von New Mexico, 200 Meilen südlich von Los Alamos und 60 Meilen nordwestlich von Alamogordo (USA). Die Wissenschaftler, darunter zahlreiche deutsche Emigranten, die an ihrer Entwicklung im Rahmen des geheimen Manhattan-Projekts massgeblich beteiligt waren und dem Atombombenversuch beiwohnen durften, waren stolz auf ihre Leistung und reagierten mit stürmischer Begeisterung.

Ein Schaudern erfasste einige von ihnen erst drei Wochen später, als US-Präsident Harry S. Truman am 6. August 1945 eine von drei zur Verfügung stehenden Atombomben über dem faktisch bereits geschlagenen Japan 500 Meter über Hiroshima explodieren liess, bevor er nachlegte und am 9. August eine zweite Atombombe, diesmal über Nagasaki, zur Explosion bringen liess, ohne die japanische Reaktion auf das Drama von Hiroshima erst einmal abzuwarten. Der amerikanische Präsident hatte es eilig.

Truman befand sich an diesem 16. Juli 1945 bereits in Potsdam-Babelsberg und wartete ungeduldig auf Nachrichten aus Los Alamos. Niemand hatte ihm vor seiner Abreise zur Potsdamer Konferenz garantieren können, dass die neuen Bomben auch tatsächlich funktionierten und explodieren würden.
Truman aber wollte den sowjetischen Diktator Stalin mit einer entsprechenden Erfolgsmeldung unbedingt beeindrucken. Deshalb hatte er zuvor mit fadenscheinigen Ausreden um Verschiebung der Konferenz auf die zweite Juli-Hälfte gebeten, in der Hoffnung, dass bis dahin die Atombombenversuche in New Mexico erfolgreich abgeschlossen sein würden.

Während sich Truman im Potsdamer Schloss Cecilienhof «missmutig», wie Beobachter damals registrierten, auf die Konferenz und sein erstes Treffen mit dem sowjetischen Diktator vorbereitete, setzte der Assistent von US-Kriegsminister Stimson, George L. Harrison, in Washington ein verschlüsseltes Telegramm an seinen Chef ab: «Operation erfolgte heute morgen. Diagnose noch nicht vollständig, Ergebnisse scheinen jedoch zufriedenstellend und übertreffen bereits die Erwartungen.»

Die Meldung traf am 16. Juli 1945 um 19.30 Uhr im Schloss Cecilienhof ein und wurde von Kriegsminister Stimson sofort an den Präsidenten und seinen Aussenminister, James F. Byrnes, weitergeleitet.
Das Verhältnis zwischen Truman und Byrnes war ausserordentlich eng. Manche bezeichnen es gar als konspirativ. Jedenfalls genoss Byrnes, im Gegensatz zu seinen Kabinettskollegen, das Privileg eines nahezu ungehinderten Zugangs zum Präsidenten, während seine Kabinettskollegen oft abgeschirmt und von Informationen ausgeschlossen wurden.
Wir wissen bis heute «nichts über die vielen privaten Gespräche zwischen James F. Byrnes und Präsident Truman in den Monaten April, Mai und Juni 1945.» Und «wir wissen fast nichts über die entscheidenden Planungssitzungen der beiden Männer während der achttägigen Schiffsreise vor der Potsdamer Konferenz und während der Rückfahrt kurz vor dem Abwurf» [der Atombomben] über Japan, beklagte sich der amerikanische Historiker Gar Alperovitz in seinem 1995 erschienenen Buch «Hiroshima»
Er erhob schwere Vorwürfe, die bis heute unbeantwortet im Raum stehen: Alperovitz kritisierte, «dass die Öffentlichkeit ganz allgemein in die Irre geführt wurde», dass Dokumente nicht zugänglich gemacht oder versteckt und vernichtet worden seien. «Viele wichtige Dokumente waren offensichtlich unterschlagen, andere merkwürdig manipuliert oder in einigen Fällen systematisch neu geschrieben worden», beklagte sich der Wissenschaftler und fragte: «Was gab es zu verbergen?»

Höchst begeistert und zuversichtlich

Als Präsident Truman am 16. Juli 1945 von seinem Kriegsminister Stimson das seltsame Telegramm aus Washington in den Händen hielt, «verbesserte sich seine Laune schlagartig». Die verklausulierte Nachricht bedeutete nichts anderes, als dass der Atombombentest erfolgreich verlaufen war.
Ein weiteres Telegramm am Morgen des 18. Juli bestätigte den grossen Erfolg und lieferte wichtige Zusatzinformationen: «Doktor kam soeben zurück, höchst begeistert und zuversichtlich, dass der kleine Junge so kräftig ist wie sein grosser Bruder.» Im Klartext: Auch die Plutonium- Implosionsbombe, die anschliessend getestet worden war, war genausostark wie die Uranbombe.

Schon nach Erhalt des ersten Telegramms hatte Truman am 17. Juli 1945 bei seiner ersten Begegnung mit Stalin aufzutrumpfen versucht, als er den sowjetischen Diktator in allgemein gehaltener Form über eine von den USA entwickelte Super-Bombe am Rande der Konferenz und unter vier Augen nur in Gegenwart eines Dolmetschers informierte. Doch seltsamerweise schien sich Stalin für Trumans spektakuläre Mitteilung nicht sonderlich zu interessieren.
Der Diktator nahm die Nachricht eher gelangweilt auf. Truman konnte nicht ahnen, dass Stalin von der Entwicklung der amerikanischen Atombombe längst wusste. Sowjetische Spione in Los Alamos hatten ihn schon Monate zuvor über das amerikanische Manhattan-Projekt informiert. Der von Truman erhoffte Triumph verpuffte.

Dabei hatte der amerikanische Präsident noch ein Ass im Ärmel, von dem Stalin nichts ahnte. Bis heute konnte es vor der offiziellen Geschichtsschreibung verborgen gehalten werden, wie auch ein zweites Geheimnis, das mit Trumans Ass in einem direkten Zusammenhang steht und sich dahinter verbirgt. Beide Geheimnisse und ihre Verbindung miteinander unterliegen auch 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weitgehend immer noch der höchsten Geheimhaltungsstufe der USA, weil sich dahinter noch ein drittes Geheimnis verbirgt, das erstmals zu einem plausiblen Motiv für den Abwurf der Atombomben über Japan im August 1945 führen könnte, nach dem Historiker wie Alperovitz seit Jahrzehnten suchen.

Deutsche Code-Brecher in Diensten der USA

1. Ende 1944 wurde auf Anordnung des amerikanischen Oberbefehlshabers George C. Marshall eine amerikanisch-britische Spezialeinheit, das Target Intelligence Committee (TICOM), zusammgengestellt und mit dem Ziel ausgebildet, deutsche Nachrichtenspezialisten aufzuspüren. Marshall war von der Überlegung ausgegangen, dass es Hitlers Codebrechern gelungen sein könnte, die sowjetischen Codes zu knacken. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs wollte Präsident Roosevelt wissen, was sein Alliierter Stalin plante.
Anfang März 1945 wurden mehrere kleine TICOM-Teams nach Deutschland entsandt, um gezielt Jagd auf die deutschen Codebrecher und ihre technische Ausrüstung zu machen. Tatsächlich hatten sie eine Dechiffriermaschine entwickelt, mit der es ihnen gelungen war, in die geheimsten sowjetischen Nachrichtennetze einzudringen. Bis Mitte April 1945 hatten TICOM-Einheiten etwa 200 deutsche Nachrichtenspezialisten entdeckt und gefangengenommen.
Sie wurden mitsamt ihren «Wundermaschinen» nach England ausgeflogen. Fortan spuckten die deutschen Entschlüsselungsgeräte die geheimsten Nachrichten aus der Sowjetunion nur noch für die Vereinigten Staaten aus.
2. Kurz nach dem Tod von Roosevelt am 12. April 1945 erfuhr dessen Nachfolger im Weissen Haus, Harry S. Truman, dank TICOM und deutscher Codebrecher sowie ihrer Entschlüsselungsmaschinen von sowjetischen Vorbereitungen für eine Invasion in Japan. Stalin hatte der Führung der Roten Armee bereits unmittelbar nach der Konferenz von Jalta im Februar 1945 den Befehl erteilt, Pläne für eine Landungsoperation in Japan auszuarbeiten. Der Geschichtsschreibung wurde diese bedeutende historische Information Jahrzehnte lang vorenthalten.
3. Da in Jalta eine sowjetische Besatzungszone in Japan nicht vereinbart worden war, musste Truman befürchten, dass die Rote Armee vor den US-Streitkräften in Japan sein würde. Die amerikanische Landungsoperation («Operation Olympic») war für den 1. November 1945 geplant. Die Rote Armee hatte ihre Vorbereitungen für eine Invasion in Japan auf der nördlichen Insel Hokkaido aber bereits im Juni 1945 abgeschlossen.

Stalin billigte die Pläne und war bereit loszuschlagen. In Washington schrillten die Alarmsirenen. Mit einer sowjetischen Besatzungszone in Japan würde Stalin den Amerikanern über die Schultern und in die Karten sehen können. Amerika musste befürchten, um die «Früchte des Krieges» gebracht zu werden. Auch die sowjetischen Pläne einer Invasion in Japan wurden der Geschichtsforschung Jahrzehnte lang vorenthalten.

4. In Japan nämlich ging es um eine gigantische Kriegsbeute im Wert von «vielen Hunderten Milliarden Dollar», um japanisches Raubgold, das die Kaiserliche Armee seit 1937 systematisch im gesamten südostasiatischen Raum geraubt hatte. Während die Siegerbeute in Deutschland, die sich überwiegend aus Industriedemontagen zusammensetzte, gerade mal 20 Milliarden Dollar betrug, von denen Stalin 10 Milliarden Dollar zugesagt worden waren, bedeutete das japanische Raubgold mit Blick auf das 1944 von den USA durchgepeitschte Abkommen von Bretton Woods sofortige Liquidität für die Vereinigten Staaten.
Höchste Gefahr: Stalins Invasionspläne

Im Abkommen von Bretton Woods war vereinbart worden, dass im Mittelpunkt des internationalen Finanz- und Währungssystems der Nachkriegszeit wieder das Gold stehen sollte, und zwar im Rahmen eines Gold-Devisen-Standards, der auf einen Gold-Dollar-Standard hinauslief. Dafür mussten der Dollar und das Gold identisch erscheinen.

Der Dollar brauchte das Gold, um vom jahrhundertelang gewachsenen Vertrauen in das Edelmetall profitieren zu können. Amerika brauchte deshalb auch das von Japan geraubte Gold des Fernen Ostens, um den Dollar, bedrucktes Papier, langfristig als Devisenreserve und Weltgeld etablieren zu können, nachdem Roosevelt bereits ab 1934 mit einer geschickten und konsequenten Politik grosse Teile des europäischen Goldes angezogen, akkumuliert und scheinbar sinnlos sterilisiert und damit dem internationalen Finanz- und Währungskreislauf entzogen hatte.

Mit den sowjetischen Plänen einer Invasions in Japan drohte Truman nun das japanische Raubgold zu entgleiten, bevor es in den Besitz der Vereinigten Staaten gelangen würde. Truman musste handeln und die Hintergründe seiner Aktionen gleichzeitig verbergen.

Die eiligst durchgeführten Atomschläge gegen das faktisch bereits geschlagene Japan hatten nach dieser Hypothese zum Ziel, den Krieg sofort zu beenden, bevor Stalin die amerikanischen Pläne, das japanische Raubgold abzugreifen, durchkreuzen könnte. Truman konnte eine sowjetische Besatzungszone schliesslich nur noch mit den Bombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki verhindern.
Stalin gab noch in letzter Minute den Befehl zur Landungsoperation auf Hokkaido, gab dann aber in buchstäblich letzter Sekunde den Befehl zum Abbruch der bereits angelaufenen Operation. Er befürchtete eine direkte Konfrontation mit den Vereinigten Staaten. Im Herbst 1945 stand die Welt abermals am Rande eines Krieges, diesmal zwischen den beiden mächtigsten Alliierten.

Europa war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs überwiegend mit sich selbst und seinem Wiederaufbau beschäftigt. Russland, das 25 Millionen Tote und eine weitgehend zerstörte Wirtschaft zu beklagen hatte, konzentrierte sich darauf, Osteuropa als Sicherheitspuffer, mit weitgehender Billigung der USA, unter seine Kontrolle zu bringen, während die gesamte restliche Welt zu einem Freiraum für die USA geworden war, die im Fernen Osten damit begannen, sich die Überreste des britischen Empire sowie die bis dahin von den europäischen Kolonialmächten kontrollierten rohstoffreichen Länder Südostasiens als «inoffizielles Imperium» (Chalmers Johnson) einzuverleiben, während Japan, Täter und Opfer zugleich, bei der Unterschlagung des Raubgoldes mit ins amerikanische Boot genommen wurde, vom Raubgold profitieren durfte und zum ergebenen Vasallen der Vereinigten Staaten mutierte und mithalf, den Raub des asiatischen Goldes und seine Unterschlagung durch die USA zu verschleiern.

TICOM-Dokumente noch heute geheim

Die unter den Punkten 1 bis 4 keineswegs vollständig und nur kurz und andeutungsweise skizzierten Eckpunkte dieser amerikanischen Politik und Kriegspolitik sowie die Verschleierung der damit zusammenhängenden Vergehen und Kriegsverbrechen können im Rahmen dieses kurzen Artikels nicht ausgebreitet werden.

An dieser Stelle nur soviel: Die TICOM-Operationen in Deutschland können durch verschiedene amerikanische und deutsche Quellen belegt werden. Die meisten TICOM- Dokumente unterliegen, vor allem auch die durch TICOM erzielten Ergebnisse, bis heute, 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, noch immer der höchsten Geheimhaltungsstufe der USA. Das TICOM-Geheimnis wurde 1948 vom Amerikaner William Weisband an die Sowjetunion verraten, die daraufhin ihre sämtlichen Codes änderte, mit der Folge, dass die Vereinigten Staaten bei Ausbruch des Korea-Krieges 1950 Informationen aus dem geheimen Nachrichtennetz der Sowjetunion nicht mehr abschöpfen konnten.

Die sowjetischen Pläne einer Invasion in Japan enthüllte der russische Historiker Boris Slavinsky 1993 in einem ausführlichen Aufsatz unter der Überschrift «The Soviet Occupation of the Kurile Islands and the Plans for the Capture of Northern Hokkaido», der in Japan Forum (Vol. 5, No. 1, BAJS 1993) veröffentlicht wurde, dann aber, wie von der Hand eines unsichtbaren Zensors gelenkt, in der Versenkung verschwand und nie mehr zitiert wurde.
Slavinsky hatte während der Jelzin-Ära kurzzeitig Zugang zu russischen Archiven erhalten. In seinem Aufsatz belegt er die sowjetischen Invasionspläne und die bereits angelaufene Landungsoperation mit detaillierten und genauen Angaben aus sowjetischen Dokumenten und nennt deren exakte Quellen. Die russischen Archive, in denen er seine Entdeckungen machte, wurden wenig später für die wissenschaftliche Forschung wieder geschlossen und sind seitdem nicht mehr zugänglich.

Drei Jahre später (1996) veröffentlichte der regierungsnahe US-Historiker David Glantz, Direktor des U.S. Arm’s Military Studies Office, unter der Überschrift «The Soviet Invasion of Japan» in einem kaum verbreiteten militärhistorischen Fachjournal einen kurzen Aufsatz, bei dem offensichtlich ist, dass er sich auf Slavinskys Aufsatz gestützt hat, den er allerdings mit keinem Wort erwähnt und auch Slavinskys Quellen nicht nennt.

Wichtige Inhalte aus Slavinskys Arbeit unterschlug Glantz sogar und verfälschte damit die Gesamtaussage seines inzwischen verstorbenen russischen Kollegen, dessen Recherche-Ergebnisse er gleichwohl unter seinem eigenen Namen faktisch, fälschlicherweise und schamlos als eigene Entdeckung ausgab.
Der systematische Raub von Edelmetallen durch Japan in Südostasien kann mit Vernehmungsprotokollen japanischer Banker aus dem Jahre 1946 belegt werden, die von der japanischen Regierung als zivile «Experten» und staatliche «Goldwäscher» zur -Kaiserlichen japanischen Armee abkommandiert wurden.

US-japanische Mauer des Schweigens

Vier kaum bekannte Untersuchungsberichte der niederländischen Regierung aus den Jahren 1999 bis 2003 geben detailliert Auskunft über den perfekt organisierten Raub von Edelmetallen durch die japanische Armee in ehemals Holländisch Indien, dem heutigen Indonesien. Vergeblich suchte die niederländische Regierung weltweit nach den von Japan geraubten Vermögenswerten ihrer ehemals 300000 in Holländisch Indien lebenden Staatsbürger. Ein Mitglied der Untersuchungskommission: «Wir liefen gegen eine amerikanisch-japanische Mauer des Schweigens.»
In Archiven in Singapur fanden sich Dokumente und Augenzeugenberichte aus der Kriegs- und Nachkriegszeit über eine 50-Millionen-Dollar-Erpressung durch die japanische Armee. Hier hatten die dort lebenden Chinesen unter Androhung von Folter und ihrer Ermordung Gold im Wert von 50 Millionen Dollar (Kurs 1945) auszuhändigen.

Die Hongkong-Chinesen wurden nach der Eroberung der Stadt durch japanische Truppen gezwungen, ihre Edelmetalle gegen den wertlosen japanischen Military-Yen einzutauschen, dessen Aufdruck versprach, ihn nach dem Krieg wieder einlösen zu können. Das versuchten die noch lebenden chinesischen Opfer Ende der 90er Jahre vor japanischen Gerichten. Ihre Klagen wurden unter Hinweis auf den Friedensvertrag von San Francisco, den die Vereinigten Staaten 1951 eiligst durchpeitschten, abgewiesen.

Nordkorea verlangt offiziell 363 Tonnen Gold von Japan zurück, das während des Zweiten Weltkriegs gestohlen und geplündert wurde. Südkorea beklagt die Plünderung unter anderem der koreanischen Königsgräber des Landes und hier insbesondere den Verlust der goldenen koreanischen Königskrone sowie unersetzliche Schätze aus Edelmetallen, die überall im Lande geraubt wurden.

Die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Japan und die Vereinigten Staaten schweigen zu diesen und anderen Kriegsverbrechen, als ginge sie die ganze Sache nichts an, obwohl selbst in den «Reports of General Douglas MacArthur» unter anderem Edelmetalle, Gold, Platin und Silber sowie Unmengen Diamanten aufgelistet sind, die in Japan 1945 vorgefunden wurden und angeblich nicht zugeordnet werden konnten. «Restitutionen», so schrieb der nach Japan entsandte Truman-Berater Edwin Pauley 1946 an «Dear Mr. President», «liegen nicht im Interesse der Vereinigten Staaten.»

Ferdinand Marcos mit den Fingern am Gold
Ähnlich dachte der philippinische Diktator Ferdinand Marcos, der ab 1965 auf den über 7000 Inseln des Landes nach japanischem Raubgold suchen liess, das die japanische Armee in der Endphase des Krieges dort versteckt hatte. Marcos wurde fündig und griff das Raubgold an den Amerikanern vorbei selbst ab, die es erst nach seinem Sturz im Jahre 1986 in ihren Besitz bringen konnten. Die Rede ist von Gold im Wert von 35 Milliarden Dollar.

Die Marcosi mit Imelda Marcos an der Spitze fordern von den USA die Herausgabe des unterschlagenen Marcos-Goldes, bei dem es sich in Wahrheit um japanisches Raubgold handelt, wie inzwischen offiziell zugegeben wird, während im Hintergrund die amerikanische Vasallen-Regierung unter Präsidentin Arroyo ebenfalls auf einen Anteil an der Beute hofft. In den Köpfen der philippinischen Machtoligarchie ist das philippinische Raubgold Japans längst gewaschen und wird als «philippinisches Eigentum» betrachtet.

Wie es den Vereinigten Staaten und Japan gelang, den Raub des Goldes in Südostasien und seine Unterschlagung in den Nachkriegsjahrzehnten zu verschleiern, kann wegen der komplexen Hintergründe und Abläufe sowie aus Platzgründen hier nicht dargelegt werden. Das bleibt einem in Arbeit befindlichen Buch mit dem Arbeitstitel «Amerika, das japanische Raubgold und Hiroshima» vorbehalten.

Alperovitz Frage, was es zu verbergen gab, könnte hiermit erstmals eine plausible Antwort gefunden haben. Dass Amerikas Eintritt in den Zweiten Weltkrieg in Europa wie im Fernen Osten, diesem provozierten Krieg, bei dem Japan zum «ersten Schuss» veranlasst werden musste, in erster Linie ideelle Motive zugrunde gelegen haben sollen, wird nach sechs Jahrzehnten globaler imperialer US-Politik kaum noch jemand glauben. Kriege wurden so gut wie nie aus ideellen Motiven geführt, sondern fast immer aus wirtschaftlichen Gründen.

Kurz vor dem Tod, wenn sich Menschen mit Blick aufs Jenseits gelegentlich dazu durchringen, vorsichtshalber durchs Fegefeuer zu gehen, um Tabula rasa zu machen, damit es für sie auf der anderen Seite nicht gar zu schrecklich wird, kommen hin und wieder erstaunliche Bekenntnisse ans Tageslicht.
So auch im Falle George Marshalls, der 1957, zwei Jahre vor seinem Tod, auf die Frage des Historikers Forest C. Pogue, warum die Bomben über Japan abgeworfen wurden, mit einer seltsam anmutenden Antwort überraschte. Im ersten Halbsatz repetierte er zunächst die von der Truman-Regierung vorgegebene und hinlänglich bekannte und als zweifelhaft eingestufte Standard-Antwort: «Das Leben Hundert- und Aberhunderttausender Amerikaner stand auf dem Spiel», um dann fortzufahren, «und dazu noch viele Hunderte Milliarden Dollar.» Die kommen bei grober Hochrechnung der bereits bis jetzt vorliegenden Belege über den Raub von Gold, Platin, Silber und Diamanten durch Japan während des Zweiten Weltkriegs in Südostasien leicht zusammen.

Der erfolgreiche Atombombenversuch vom 16. Juli 1945, der sich zum sechzigsten Male jährt, kennzeichnet den Beginn des Atomzeitalters am Vorabend eines Massenmords aus niedrigen Beweggründen, eines Massenmordes auch aus Habgier.
In gewisser Weise ist der Zweite Weltkrieg noch nicht beendet. Er kann noch nicht zu den Akten gelegt werden.