Aus alt mach neu

Stimmkarte. - Foto: Erich KimmichWir genießen ein sehr gutes Frühstück im nh-Hotel. Schon um 9 Uhr wird die 35. Bundeshauptversammlung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) heute am Sonntag fortgesetzt. Wahlen, Jahresplanung und Anträge stehen auf der Tagesordnung. Als Bundesvorsitzender ist Ulrich Syberg der einzige Kandidat. Er betont in seiner Wahlrede die Bedeutung des Fahrrads für die Zukunft der Städte: „Smarte Metropolen brauchen smarte Mobilität.” Aha.
Die Auszählung der Stimmen ergibt 10 Enthaltungen, 13 Neinstimmen und 121 Ja-Stimmen für Ulrich Syberg.

ADFC-Bundesvorsitzender Ulrich Syberg. - Foto: Erich Kimmich   Neu im Bundesvorstand: Mario Junglas. - Foto: Erich Kimmich

Syberg dankt den Delegierten. Er will dem ADFC gerne weiterhin als guter Vorsitzender dienen und den Verband größer machen.

Während die Stimmen für die weiteren Vorstandsmitglieder ausgezählt werden, geht es in die Beratung der Anträge. Einstimmig verabschiedet wird zum Beispiel ein Antrag, der auf ein Radschnellweg-Modellprojekt in NRW abzielt. Die zentrale Rolle des Fahrrads soll damit gestärkt werden. Ein Antrag aus Bayern zielt auf eine verkürzte Ausbildung von Radtourenleitern ab und wird von der Versammlung immerhin abgelehnt.

Nebenbei erfahren wir, dass es den Radfahrer schlechthin nicht gibt. In einer Umfrage in Kopenhagen gaben jüngst 93 Prozent der Radfahrer an, das Rad deswegen zu benutzen, weil es bequem und sicher ist.

Vier Radfahrer-Typen. - Foto: Erich Kimmich

In der amerikanischen Stadt Portland wurden bei einer repräsentativen Befragung vier Typen von Radfahrern ausgemacht: Rund ein Drittel der Befragten kann sich überhaupt nicht vorstellen, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu nutzen. Eine sehr kleine Gruppe (0,5 %), die sich als stark und furchtlos empfindet, hat sich voll dem Radfahren verschrieben. Eine etwas größere Gruppe fährt begeistert und voller Überzeugung mit dem Rad (6,5 %).  Diese beiden Gruppen von zusammen rund sieben Prozent fahren fast immer und unter allen Umständen mit dem Fahrrad. Entscheidend für die Planung einer fahrradfreundlichen Stadt ist jedoch die vierte Gruppe: 60 Prozent bezeichnen sich zwar als interessiert am Fahrradfahren, aber auch als besorgt. Sie benutzen das Fahrrad zumeist nur in der Freizeit. Als normales, alltägliches Verkehrsmittel ist es ihnen zu gefährlich.
Folgerung: Die Städte und Kommunen müssen diese Gruppe der interessierten, aber besorgten Menschen in den Fokus rücken. Und demzufolge muss natürlich die Radverkehrsführung objektiv sicher sein – aber sie muss eben auch von diesen Menschen als subjektiv sicher erlebt werden. Da ist also noch viel Spielraum, der ausgereizt werden kann, da müssen Fahrbahnen umgewidmet und Parkplätze zu Radwegen umgestaltet werden.

Nun werden die Wahlergebnisse bekanntgegeben: Die stellvertretenden Bundesvorsitzenden der ehrenamtlichen Führung des weltgrößten Radfahrverbandes heißen Thomas Baur (Stuttgart; Verbandsentwicklung), Gereon Broil (St. Augustin; Technik), Raimund Jennert (Fischland-Darß-Zingst; Radtourismus), Birgit Kloppenburg (Kiel; Finanzen), Sabine Kluth (Braunschweig; Jugend) und Ludger Koopmann (Bremen; Verkehr). Neu im ADFC-Vorstand sind nun Mario Junglas (Berlin) und Dr. Jens Schütte (Braunschweig). Ein Schwerpunkt des neuen Vorstands wird die Integration des Radverkehrs in die Städtebauförderung des Bundes sein.

Der neue ADFC-Bundesvorstand. - Foto: Erich Kimmich

Der neue, alte Bundesvorstand und die beiden Neuen (v.l.n.r.): Ulrich Syberg, Birgit Kloppenburg, Raimund Jennert, Thomas Baur, Gereon Broil, Ludger Koopmann, Sabine Kluth, Mario Junglas, Jens Schütte


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