Als Seitenarm des Sognefjords wird der Aurlandsfjord oft wenig beachtet. Zu unrecht! Es warten Wanderungen durch schöne Täler und auf einsame Gipfel.
Der Sognefjord ist der längste und tiefste Fjord Norwegens. Über 200 Kilometer erstreckt er sich ins Landesinnere und reicht dabei bis an die Grenzen des Jotunheimen Nationalparks, der die höchsten Berge Norwegens beheimatet. An seiner tiefsten Stelle misst der Fjord 1.300 Meter.
Der Sognefjord verzweigt sich in viele schmale Fjordarme, deren Ufer sanfte Bergketten säumen und an deren Enden malerische Fischerdörfer und wilde Täler liegen. Einer dieser Fjordarme ist der Aurlandsfjord.
Am Abend, wenn die Tagestouristen wieder abgezogen sind, liegt der Ort Flåm ruhig an der Spitze des Aurlandfjords. Die Fähren haben am Hafen ihre Anker geworfen, die großen Kreuzfahrtschiffe sind zurück auf See und die historische Flåmsbahn, die mehrmals am Tag das Flåmsdalen durchquert, hat über Nacht ihren Betrieb eingestellt.
Im Schritttempo strömt ein Flüsschen durch den Ort und ergießt sein eiskaltes, glasklares Gletscherwasser in den Fjord. Viel attraktiver als das Dorf selbst ist aber die Umgebung rings herum. Täler wollen durchquert und Gipfel mit Fjordblick bestiegen werden.
Wanderung durch das Flåmsdalen
Das Flåmsdalen hat vor allem durch seine historische Bahnstrecke Berühmtheit erlangt. Sie ist eine der steilsten Eisenbahnstrecken der Welt. Ihr Bau wurde 1920 begonnen und dauerte über 20 Jahre lang. Im Anschluss der Wanderung durch das Tal hinauf nach Myrdal, kann man mit dem Zug zurück nach Flåm fahren.
Die Tour führt über den alten Bahnstreckenbauweg, der sich teils asphaltiert, teils schottrig und schmal durch das enge Tal schlengelt. Der Weg verläuft zunächst entlang des Ufers des Flusses Flåmselvi. Bald hört man das Rauschen des Rjoandefossen, einem mächtigen Wasserfall auf der rechten Talseite. Während der Wanderung stürzen immer wieder Wasserfälle über steile Berghänge. Den Weg säumen Bauernhöfe und kleine Bergdörfer.
Während die Bahnlinie nun häufiger in kürzeren Tunneln verschwindet, genießt der Wanderer permanent eine großartige Aussicht zurück ins Flåmsdalen. Am Ende des Tales macht man endlich auch einige Höhenmeter. Die Aussicht wird immer besser. In 21 scharfen Kehren schraubt sich der Schotterweg den Felshang hinauf nach Myrdal. Dort kann man in die Bahn einsteigen und in entgegengesetzter Richtung zurück nach Flåm düsen. In der Hauptreisezeit sollte man vorweg aber unbedingt Bahntickets reservieren. Zu empfehlen ist die Tour auch mit dem Fahrrad.
Tourdaten:
- Länge: 20 Kilometer
- Höhenmeter: 850
- Dauer: 4-6 Stunden
- Ausgangspunkt: Flåm oder Myrdal
Bergtour mit Fjordblick
Im Grunde kann man rings um den Aurlandfjord jeden Gipfel erklettern und mit einer einmaligen Aussicht belohnt werden. Wegen der steilen Berghänge ist aber nicht das gesamte Ufer über Straßen oder Wanderwege erschlossen.
Ein Gipfel, der sehr leicht erreichbar, unter Touristen nicht bekannt ist und wunderbare Tiefblicke auf den Aurlandsfjord bietet, ist der Røyrgrinsvarden. Keine Sorge, den Namen müsst ihr euch nicht merken. Am Ende des Artikels findet ihr das GPS zur Tour.
Der Berg liegt am Ostufer des Aurlandfjords oberhalb der Ortschaft Aurland. Zum Ausgangspunkt gelangt man über den Aurlandsvegen, einer Passstraße, die über das Aurlandsfjell zum nächsten Fjord nach Lærdal führt. Wer mit dem Rad in Norwegen ist, sollte unbedingt dort drüber.
Der Straße folgt man ab der Ortschaft Aurland etwa zehn Kilometer. Kurz nach der Aussichtsplattform Stegastein befindet sich auf der linken Straßenseite ein Parkplatz.
Über sanfte, mit Heidelbeersträuchern bewachsene Hügel, führt ein markierter Wanderweg immer angenehm ansteigend auf den Gipfel. Schon nach der ersten Kuppe leuchtet der dunkelblaue Fjord aus der Tiefe empor. Der Weg verläuft nun stets mit Fjordblick entlang eines Bergrückens. Immer wieder dringen Felsen durch den kargen Grasteppich. Dennoch gelingt es Glockenblumen, ihren Platz an der Sonne zu behaupten.
Der Gipfel liegt auf einem Plateau und ist mit einem großen Steinmann gekennzeichnet. Zwischen den Felsen breiten sich weiche Wiesenteppiche aus. Perfekte Rastplätze. So kann man, weich gebettet, fast nicht glauben, welche Landschaft sich hier dem Auge präsentiert.
Tausend Meter tiefer ruht der Aurlandfjord in seinem mondförmigen Becken. Direkt unterhalb des Berges schwingt er in einer Kurve weit aus, bevor er sich wenig weiter wieder verschmälert. Fähren durchkreuzen seine Wasser. Die Gipfel auf der gegenüberliegenden Seite scheinen zum Greifen nah und sind auch Ende Juli noch mit Schneefeldern überzogen. Die Sonne wärmt überraschend angenehm. 20° wird es auch hier heroben haben. Ein weiterer Grund, etwas länger zu verweilen.
Tourdaten
- Höhenmeter: 550
- Kilometer: 4,6
- Dauer: 2-3 Stunden
- Auch für Kinder geeignet