AuGust im Hotel Widder: Neues Paradies für Fleischtiger!

Von Reisememo @reisememo

Zürich hat ein neues Eldorado für Fleischliebhaber! Vegetarisch bis veganisch liegen bekanntlich zwar voll im Trend. Dem Team um das Hotel Widder Direktorenpaar Jan E. & Regula Brucker schien das aber Wurscht: sie erweiterten ihr Designhotel um ein seiner Metzgerherkunft verpflichtetes Restaurant oder praktisch einer Boucherie.

“Metzger-Logo” des zünftigen Restaurants im Widder Hotel

Seit dem 21. November 2014 empfängt Gastgeberin Angela Fahs Fleischbegeisterte in ihrem neuen Reich AuGust Restaurant Boucherie. In authentisch französisch angehauchtem Ambiente “ohne Prunk und Plüsch”, so Architektin Tilla Theus, speist man sich durch alle essbaren Teile, die unsere Fleischzucht so hergibt.

Französisch inspirierte Menukarte

Im Stile einer noblen Metzgete führt der international mit Auszeichnungen überhäufte Schweizer Starchef Dietmar Sawyere von Bündner Trockenfleisch oder Walliser Rohschinken über Terrinen sowie Fleischkäse (extra schmackhaft!) zu währschaften Kümmi- oder Kalbsbratwürsten (sind tatsächlich eine Spur feiner als andernorts!). Das Ganze kulminiert allenfalls in Kutteln, Kalbsnierli, Schwartenmagen und Blut- und Leberwürsten.

Den beiden Letztgenannten konnte ich ausnahmsweise nicht entsagen, nachdem bereits alle andern Charcuterie-Versuchungen ausgezeichnet gemundet hatten. Und das, obwohl zur Einstimmung ein auf der Zunge flüchtiger Pata Negra Schinken eine schier unübertreffbar scheinende Messlatte gelegt hatte…

Hauspastete und Wildensteiner Rohessspeck



Wenn die lieben Kollegen Vegetarier da bloss nicht etwas verpassen!

Aber klar, auch den weniger Eingefleischten werden Fruits de Mer und etwas Fisch geboten.

Zarter Lachs in der kleinen Portion

Und auch der Lachs ist äusserst zart und steht seinen fleischlichen Antipoden in nichts nach.

Ehrensache…

Les Desserts

Auch zum Dessert wird nicht mit der kleinen Kelle angerichtet: Die Cremeschnitte gibt es gleich mal am sprichwörtlichen Meter… Nach so einer gewaltigen Schlachtplatte müsste das reichen. Da geht keiner mehr hungrig vom Tisch!

Cremeschnitte am Meter

Dabei schwört Hoteldirektor Brucker auf kleinere Portionen. #findiguet

Entsprechend gibt es die Entrées in einer kleinen und grossen Portion, die Hauptgerichte in den Grössen 50, 100 oder 200 Gramm. Sehr kundenfreundlich! Und sogar die Preise sind gemessen an Qualität und zentraler, nobler Lage vergleichsweise sehr moderat.

Ohne mich gross aus dem Fenster zu lehnen: Ich prophezeie ein volles Haus!

Oft meinen sie heute in guten Restaurants, unsereins mit doch etwas überdimensionierten Portionen etwas Gutes tun zu wollen. Das ist zwar lecker, danach ist aber mit vollem Magen kaum noch an Schlaf zu denken. Wobei man so natürlich das Hotelzimmer überhaupt geniessen kann und nicht einfach den geldwerten Teil verschläft. Auch wieder praktisch…

Menu hinter der offenen Showküche

Gestaltung von Hausarchitektin Tilla Theus

Die zum Teil martialisch anmutenden Ornamente an den Wänden — Äxte und Messer, für mein Verständnis — stammen aus dem vormaligen Metzgermuseum. Dieses wurde aufgelöst, weil jetzt das Gym des Hotels dort untergebracht ist, nachdem es selber den Plänen für das neue Restaurant weichen musste.

Metzger-Utensilien allenthalben

Solcherlei Rangements gestalten sich im Hotel Widder wegen der engen Platzverhältnisse in die Unterwelt, nachdem ja auch auf der Dachterrasse nichts mehr zu machen ist. So befindet sich die Hauptküche entsprechend im 3. UG, die Lüftungsanlage im 5. UG… Wenn man da bloss nicht mit dem Grundwasser in Konflikt kommt! Aber Stararchitektin Tilla Theus wird es im Griff haben. Sie plant ja auch schon seit 30 Jahren (!) für das Hotel Widder…

Mit viel Gefühl für den Ort und die Historie entwirft sie immer wieder filigrane und praktische Elemente. Besonders augenfällig sind im AuGust die eigens entworfenen an Schienen befestigten Deckenleuchten.

Deckenleuchten und Salami an Schienen

Die sonst auch für Fleischerhaken geeigneten Stangen finden sich überall im Restaurant in wechselnder Funktion. Der eigentliche Clou an den Deckenleuchten ist aber ihre Verschiebbarkeit entlang der Stangen und Stromschienen: So lässt sich das Restaurant flexibel umdekorieren mit mehr oder weniger Tischen, aber immer einer passenden Lampe dazu.

Denn raffinierterweise liess sich Hoteldirektor Brucker von der Stadt Zürich eine Terrasse auf dem Rennweg gewähren, nachdem er keine Bäume setzen durfte. Im Sommer werden wir also in den Genuss eines Strassenrestaurants kommen, weshalb im Innern weniger Tische gebraucht werden. Die Fenster werden praktisch ebenerdig zu öffnen sein, der Zugang auf die Terrasse wird durch die im Winter als Garderoben genutzten früheren Türen erfolgen. Ganz schön ausgeklügelt!

Rennweg und flexibel einsetzbare Holztische mit der üblichen Tilla Theus Nut



Wohl bekomm’s den Freunden der fleischlichen Lüste!

Allerbesten Dank dem herzlichen Hoteldirektorenpaar Brucker für die grosszügige Einladung und der neu und offensichtlich erfolgreich gestarteten PR-Agentur von Katja Grauwiler und Gian Testa für die Vermittlung des Eröffnungs-Events!

Der Reisebericht AuGust im Hotel Widder: Neues Paradies für Fleischtiger! von Walter Schärer ist erschienen bei reisememo.ch - Schweizer Reiseblog über Design- und Boutique-Hotels.