Die Thematik der Orestie ist aktueller denn je, das kann man in Zeiten der Demokratiekrise kaum leugnen. Die Umsetzung bzw. “Über”setzung des Stoffes in Jan Decortes “O Death” trägt umgekehrt nicht unbedingt aktuellen Ereignissen Rechnung. Warum auch nicht, warum muss Offensichtlichkeit her? Wir sind im Theater, nicht in der Schule. Großartig das Bühnenbild, Optik Hochofen, drei Fenster, aus denen Flammen schlagen. Fantastisch: Anna Maria Sturm (bekannt aus Marcus H. Rosenmüllers “Beste Zeit” und “Beste Gegend”), nackt und ganz in roter Körperfarbe, virtuos in ihrer Stimme und Körperlichkeit. Neben den Kalauern, der Sprache, die Mythen genüsslich als Gerüchte in der Klatschpresse verortet, findet sich ein starker Fokus auf choreographisch gesetzen Zeichen und Bewegungen. Sprachspiel, “Texte sind Partituren”: “Was man isst, ist man.” Und wenn Walter Hess es vom Himmel flammend herabblitzen lässt, dann sieht man das. Meditative Stimmung, Gitarrenmusik, Spaß am Text.
Wie sollte man sich auf dieses Stück vorbereiten?
1. Spaß an der Orestie haben! Und Infos dazu.
2. Wach sein, sehr wach, koffeeinkaffeewach.
3. Über die etwas selbstverliebte Darstellungswut hinwegsehen, ebenso über eine inhomogene Schauspielertruppe und allzu viel Musik.
Besuchte Vorstellung: 16.05.2013, weitere Vorstellungen 21., 23., 24., 30.05. und 03., 06., 23., 26.06., jeweils 20:00 Uhr
© Danny Willems