Aufwind?

Von Beautifulvenditti

In grosser Runde sitzen wir jetzt also regelmässig beisammen. Der Lehrer, die Heilpädagogin, die Fachärztin, die Vertreterin des Kantons, die Eltern. Mit am Tisch, wenn auch nicht persönlich anwesend, die Gemeindepolitik, die sich für ein bestimmtes Schulmodell entschieden hat, die Finanzpolitik, die darauf achtet, dass nur derjenige Geld bekommt, der hieb- und stichfest beweisen kann, dass er wirklich nicht anders kann, das Schulsystem, das Mühe hat, mit Kindern klarzukommen, die zwar intelligent aber halt doch deutlich eingeschränkt sind. Dann natürlich das Kind selber, auch nicht persönlich anwesend, aber doch im Zentrum des Gesprächs. 

Man redet, verfasst Berichte, fragt sich, wie es ihm geht, was sich verbessert hat, wo neue Schwierigkeiten aufgetaucht sind, wägt ab, wie es weitergehen soll. Ein anstrengender Prozess, zuweilen auch schmerzhaft, vor allem, wenn man daran denkt, welche Chancen über die Jahre vergeben worden sind. 

Und doch auch ein Prozess, der Mut macht, denn endlich, nach all den Jahren, in denen man das Kind kritisiert und bestraft hat, steht sein Wohlergehen im Zentrum. Endlich sollen nicht mehr die Schwächen ausgemerzt, sondern die Stärken hervorgeholt werden. Endlich ist das Kind nicht mehr der störrische Gegner, sondern der mutige Kämpfer, der nicht vollends aufgegeben hat, sondern immer wieder neuen Anlauf genommen hat, um die vielen Dinge, die es eigentlich können möchte, doch noch zu lernen. Und endlich, nach so langer Zeit, redet man darüber, wie man ihm helfen könnte, damit es nicht mehr alleine kämpfen muss.  

Noch ist vieles unklar, die unterstützenden Massnahmen werden in kleinen Schritten eingeführt, doch schon jetzt ist zu spüren, wie dem Kind eine schwere Last von den Schultern fällt. Und allmählich kommt die Hoffnung auf, dass es vielleicht doch noch den Aufwind bekommt, den es sich stets gewünscht hat, um endlich abheben zu können.