Aufsichtsrat: Toller Titel! Aber was machen die eigentlich wirklich?

Von Gerd Bewersdorff @derallrounder
Man könnte meinen, diese Herrschaften raten ständig, was sie denn nun zu beaufsichtigen haben. Fast so wie bei Günther Jauch - wer wird Millionär?

Wie sieht es denn aus mit den Qualitäten der Aufsichtsräte? Ausser Moos nichs los? Bild pixabay


Na endlich, oder doch nicht, vielleicht? Neuer Kodex, faule Aufsichtsräte kommen an den Pranger!? Aufsichtsräte kassieren Hunderttausende Euro für wenige Sitzungen pro Jahr. Trotz der guten Bezahlung, werden einige ihrer Verantwortung nicht gerecht. Neue Regeln sollen das ändern. Doch zentrale Probleme werden dabei nicht angepackt.
Deutschlands Aufsichtsräte haben Macht und Verantwortung: Sie entscheiden in allen börsennotierten Unternehmen, ob Topmanager im Vorstand bleiben oder fliegen. Milliardenschwere Übernahmen, Werksschließungen oder Korruptionsfälle landen auf ihrem Tisch. Ein heiß begehrter und gut dotierter Job.
Im Schnitt bekommt der Aufsichtsratschef eines Dax-Unternehmens pro Jahr knapp 340.000 Euro, ein einfaches Mitglied des Kontrollgremiums über 100.000 Euro. Das haben die Aktionärsschützer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ausgerechnet. 2013 überwiesen die 30 Dax-Konzerne ihren Aufsichtsräten insgesamt rund 77,3 Millionen Euro, ein Aufschlag von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Als Nummer eins unter den Kontrolleuren, gemessen an Zahl der Mandate und Einfluss, gilt Ex-Chef des Chemiekonzern Bayer, Werner Wenning. Dahinter kommen Ex-Henkel-Chef Ulrich Lehner und der frühere Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber. Die höchsten Bezüge kassierte 2013 VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch: Rund 1,189 Millionen Euro.
Sind die Kontrolleure - drei Viertel sind unverändert Männer - dies viele Geld auch wert? Hinter vorgehaltener Hand wird in der Wirtschaft gelästert, dass einige der älteren Herren recht selten zu Sitzungen erscheinen. Ihr Stimmrecht übertrügen sie gerne mal einem Kollegen, wenn die Anreise lästig ist oder eine angesetzte Telefonkonferenz nicht in den Terminkalender passt. Manche Manager verdienen als "Multi-Aufsichtsräte" doppelt und dreifach. Auch kleben einige jahrelang an Posten und verhindern, dass jüngere Aufseher nachrücken.
Amtszeit wird begrenzt
Manfred Gentz kennt diese Probleme im exklusiven Zirkel der "Deutschland AG", schließlich gehörte er jahrelang selbst dazu. Als besonnener Finanzvorstand des Stuttgarter Autobauers Daimler verschaffte er sich viel Respekt, ebenso in vielen Aufsichtsräten. Nun ist der 73-Jährige seit fast eineinhalb Jahren Chef der Regierungskommission "Deutscher Corporate Governance Kodex". Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich ein Rat, der seit 2001 im Auftrag des Bundesjustizministeriums viele Regeln aufgestellt hat, was gute Unternehmensführung ausmacht.
Schon lange bemühen sich Gentz und die Kommission um eine Professionalisierung der Aufsichtsräte. Jetzt hat das 14-köpfige Gremium neue Vorschläge für den Kodex erarbeitet: Aufsichtsräte, die jede zweite Sitzung oder mehr schwänzen, sollen künftig genannt werden. Anleger könnten dann im Geschäftsbericht nachlesen, wer es mit seinen Pflichten nicht so genau nimmt. Telefon- und Videokonferenzen sollen aber als Teilnahme zählen.
Damit frisches Blut in die Aufsichtsräte kommt, soll jedes börsennotierte Unternehmen zudem die Amtszeit der Aufseher begrenzen. Wichtig sei eine "Erneuerung und Verjüngung", meint Gentz. Eine feste Zeitgrenze - drei oder fünf Jahre zum Beispiel - will die Kommission aber nicht vorgeben.
Ämterhäufung bleibt
Gleiches gilt für die Ämterhäufung, wo Gentz & Co. nicht rangehen. Gesetzlich erlaubt sind zehn Mandate. Gentz glaubt, dass das Problem der "Berufs-Aufsichtsräte" von alleine nachlässt: "Die Zahl der Mehrfachmandate ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen." Das liege an Aufwand und Druck, den ein Kontrollposten mit sich bringe.
Korruptionsskandale wie bei Siemens haben Topentscheidern vor Augen geführt, dass schnell auch mal Schadenersatz fällig werden kann. Aufsichtsräte wüssten, dass ihr Jobprofil auch "Haftungsdrohungen" umfasse, sagt Gentz. Künftig soll Kandidaten auch vorab gesagt werden, wie viel Zeit für den Kontrolljob draufgehen wird.
Und was machen die Konzerne mit den Empfehlungen, die bis Mai beraten werden und dann im Bundesgesetzblatt stehen könnten? Der "Corporate Governance Kodex" ist rechtlich nicht bindend, kann aber öffentlich Druck aufbauen. Gentz selbst bleibt sich treu. Laute Forderungen sind seine Sache nicht: "Wir lassen uns von dem Grundprinzip leiten, die unternehmerische Freiheit nicht zu sehr zu beeinträchtigen."
Quelle n-tv.de
Wie grandios in deutschen Unternehmen "beaufsichtigt" und kontrolliert wird, erlebt man ja fast täglich. Denken Sie nur an den schönen neuen Flughafen in Berlin. Mehr Schein als Sein! Businessanzug und Beziehungen ...
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