Was manche zum Sperrmüll geben, finden andere höchst attraktiv: alte Stühle, Sessel, Sofas, Schränke, Regale, Küchenboards, Tische, Fensterrahmen, Geschirr und was eben sonst so raus soll, wenn es dem Besitzer zu alt erscheint.
Nicht erst seit Shabby Chic in ist, stöbern Trödler und Liebhaber durch Sperrmüllhaufen und laden die gefundenen Schätze auf ihre Handkarren – immer öfter rücken sie sogar mit kleinen Transportern an, um ihre Fundstücke abzutransportieren. Abgestaubt und eventuell ein bisschen aufgemöbelt, lässt sich auf Flohmärkten gutes Geld damit verdienen.
Besonders gefragt sind derzeit Möbelstücke und Utensilien aus Industriebetrieben und Werkstätten: alte Rollwägen, Paletten, Stühle und Hocker – zum Teil in original Bauhaus-Design – sowie Spinde, Werkstattregale oder riesige Lampen. Alle in schwerer, haltbarer Qualität und mit möglichst viel Patina. Mir ist ein ziemlich tolles Rollregal durch die Lappen gegangen, weil ich einfach viel zu lange überlegt habe. Ja, die Teile sind meistens nicht mehr billig zu haben, auch wenn sie mit Gebrauchsspuren übersäht sind.
So ändern sich die Zeiten – aus alt mach neu liegt absolut im Trend! Jahrelang dachte ich, dass mir das handwerkliche Geschick fürs Möbel-Upcycling fehlt, aber nachdem ich erst mal angefangen hatte, staunte ich nicht schlecht, wie mit wenig Aufwand neue Schmuckstücke entstehen.
Das Tolle dabei: Aufmöbeln reduziert die Müllberge. Was noch viel mehr freut: dass das “neue” Lieblingsstück von Anfang an perfekt zum persönlichen Stil passt. Außerdem ein supertoller Eyecatcher ist, den nicht jeder hat. Und das Allerbeste: die neue Kreation bringt eine frische Note in Heim und Garten, bewahrt trotzdem alte Erinnerungen und ist durchs Upcyceln sogar um ein weiteres gemeinsames “Erlebnis” reicher.
Statt zu “vermöbeln” sollte also viel mehr aufgemöbelt werden – nur Mut, es lohnt sich! Allen, die ein ein paar Ideen und Basiswissen brauchen, kann ich wärmstens das Buch “Aufmöbeln. Schönes aus Flohmarktfunden” aus dem Thorbecke Verlag empfehlen und es müssen keineswegs nur Flohmarktfunde sein, die zum Aufmöbeln taugen: ein Gang durch Keller, Dachboden oder Garage fördern ebenfalls passendes Material zutage.
Da geraten beispielsweise alte Korbsessel in einen blumigen Farbrausch, ein schlichter Küchenschrank trägt nach liebevoller Zuwendung ebenfalls ein stylishes Blumenmuster, ausgediente Weinkisten werden zum trendigen Küchenregal und ein weit gereister Koffer setzt sich als Beistelltisch zur Ruhe.
Aus Baubrettern, einer Industriepalette und einer Zinkwanne wird eine sommerlich bunte Gartendusche und hübsch lackierte Kartoffelkisten geben eine prima Gartenküche ab. Thermoskannen, Backformen und Farbkübel werden zu stilvollen Lampenfüßen und zwei Leuchter auf einer restaurierten Holztür ergeben ein ganz besonderes Deko-Leucht-Element.
Einige Ideen sind ganz einfach umzusetzen, für etwas kniffligere Neukreationen gibt es ab Seite 90 detaillierte Arbeitsanleitungen. Das Kapitel “Instandsetzen und Reparieren” hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, denn hier wird erklärt, wie alte Möbel fachgerecht gereinigt, abgebeizt, gepflegt und repariert werden. Auch die Flechtbespannung für die Sitzfläche eines Stuhls wird Schritt für Schritt erklärt.
Türschlösser auswechseln, Marmor pflegen, Lampenelektrik montieren, Intarsien ergänzen, Glas, Keramik oder einen Bilderrahmen reparieren? Alles kein Problem: Zahlreiche Farbfotos ergänzen die Anleitungen und machen das Aufmöbeln zum großen Spaß.
Ausgewählte Einkaufsadressen in Deutschland – und im Internet – ergänzen diesen Ratgeber, der gerade jetzt so richtig Lust drauf macht, alten Möbeln und verstaubtem Hausrat eine originelle Frühjahrskur zu verpassen!
Dominique Paulvé “Aufmöbeln. Schönes aus Flohmarktfunden”, 160 Seiten, Hardcover, 19 Euro 99, Jan Thorbecke Verlag