Britisches, allzu Britisches.
Den hätte ich mir mal schon früher näher zu Gemüte führen sollen. Mehr als eine flüchtige Bekanntschaft mit dem letzen Album Jim Morays, "Low Culture", war nicht drin. Irgendwie hatte es wohl nicht genügend Initialzündung geboten, gut dass ich mich dann mal etwas näher mit "Skulk" beschäftigt habe, dem neuesten Werk des umtriebigen Multiinstrumentalisten. Bislang heimlich still und leise über bandcamp veröffentlicht, darf man sich im April auch über einen physischen Release freuen, Grund genug schon einmal die Vofreude zu schüren.
Bereits der erste Song "The Captain's Apprentice" weist den Weg ganz gut auf die bevorstehende dreiviertel Stunde, Folk britischer Prägung, der zwar durchaus den ein oder anderen historischen Bezug sucht, alldieweil der Mut zum Experiment doch durchaus spürbar wird. So werden klassiche Themen und Figuren in neue Kleider geschneidert und zuweilen in eine nahezu bildhaft anmutende Szenerie gestellt. "Lord Douglas" wirkt hier zum Beispiel mit seinem stoischen Gitarrenpicking wie ein kleiner Alasdair Roberts-Klon und das altertümliche "Horkstone Grawe" mit seinen feinen Gesangsharmonien erklingt wie aus einer anderen Epoche und nutzt unter anderem den Support der wunderbaren Jackie Oates.Immer dann wenn Moray seinen Folkstücken das Mehr an Raum bietet und entweder mit raumgreifender Eleganz wie bei "Seven Long Years" strahlende Blechbläser, Glockenspiel und Chorgesang zu einem pathetischen Rundumschlag ausholt oder fast schon aufreizend die musikalische Raffinesse seiner Mitmuskanten in den Vordergrund rückt wie beim Kinderlied "Hind Etin" erwacht "Skulk" aus seiner puren Reinheit und erreicht genau dann seine zahlreichen Höhepunkte. Der Klaviereinstieg bei "The Captain's Apprentice" ganz zu Anfang ist so ein Moment, genauso wie es der erste Refrain des Fleetwood Mac-Covers "Big Love" einer ist.Die Instrumentierung auf Morays fünftem Studioalbum ist darüber hinaus über jeden Zweifel erhaben. Er selbst virtuos und klangvoll an Stimmband, akustischer und electriktrischer Gitarre, E-Bass, Schlagzeug, Klavier, Orgel, Keyboard, Bouzouki, Banjo, Concertina und Melodeon schart neben Oates noch weitere Musiker der Brit-Folk-Szene um sich. Ganz dem Titel entsprechend schleicht sich "Skulk" in seiner ganzen Pracht unvermittelt an, um sich auch sicherlich auch nachhaltig im Ohr festzusetzen.
Big Love by jimmoray