Gutes Grafikdesign ist nicht mehr unbedingt eine Frage von Begabung oder hohen Werbebudgets.
Im Internet gibt es einige Angebote, die Logos und Grafiken für kleines Geld anbieten. Anhand vom Houseschuh-Logo beschreibe ich, wie einfach es ist ein professionelles Logo zu bekommen.
Als vorläufigen Abschluss der vierteiligen Outsourcing-Serie zeige ich dir hier, wie ich einen virtuelle Helfer für ein größeres Grafik-Projekt gefunden habe.
Houseschuh ist mein musikalisches Baby, das als Webradio in diesem Jahr sieben Jahre alt wurde. Ursprünglich stammt der Name von einer falsch gehörten Songzeile. Ein Freund erzählte mir die Anekdote, dass die Vocals von "I'll House You" so klingen wie "Mein Houseschuh". Booyah, "Houseschuh" war geboren.
Bevor ich Houseschuh von einem reinen Webradio zu einem Podcast gemacht habe, wollte ich unbedingt das Houseschuh-Logo modernisieren.
Grafikdesign-Grundlagen für Einsteiger
Die Grundlagen des Grafikdesigns lernte ich nebenbei, als ich Mitte der 1990 Jahre Partys mit Freunden veranstaltete. Als Werbung brauchten wir natürlich Flyer, die wir selbst per Coreldraw erstellt haben.
Schnell habe ich mir einige Tipps von erfahrenen Grafikern abgeschaut. Als unerfahrener Pixelschubser sollte man sich an diese Basisregeln halten, dann wirken die Layouts nicht zu selbstgestrickt:
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Verwende nur eine Schriftart und maximal zwei Schriftgrößen
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Verwende nicht mehr als zwei Farben, außer du weißt ganz genau, was du tust
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Lies nach, was der "Goldene Schnitt" ( Link zu Wikipedia) bedeutet
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Reduziere den Textumfang auf die Hälfte. Für Plakate kürzt den du Text am besten noch einmal auf die Hälfte.
Das erste Design stöpselte ich aus meiner Lieblingsschriftart und einem Foto zusammen. Dafür nutzte ich das Bild von ein paar Chucks die locker auf einem Sitz liegen.
Das Foto vermittelte den Eindruck von Lässigkeit, der zum Housesound passt. Es war purer Zufall, dass Converse ab dem Jahr 2007 eine Renaissance erlebte. Die "Houseschuhe" waren ihrer Zeit nur einen Tick voraus.
Allerdings hatte dieses Foto den Nachteil, dass ich den Hintergrund aufwändig retuschieren musste. Außerdem konnte ich das Foto nicht in jedes Hoch- oder Querformat bringen, wie ich es gerade benötigte.
Das Bild hatte ich als Stockfoto von photocase.com lizenziert. Die Kosten für eine exklusive Bild-Lizenz waren mir zu hoch, also erwarb ich nur die normalen Verwertungsrechte für sämtliche Medien. Die Lizenzbedingungen verpflichteten mich überall den Fotografen und die Internetplattform nennen zu müssen.
Für die Houseschuh-Anfänge mein eigener Entwurf bestimmt die richtige Entscheidung.
Langfristig wollte ich jedoch nicht mehr von anderen Personen abhängig sein. Und ich wollte das Design modernisieren sowie etwas abstrakter gestalten.
Dann hörte ich von der Grafiker-Plattform 12Designer die kurze Zeit später zu 99Designs wurde. Dort bewerben sich Grafiker mit fertigen Design-Entwürfen auf deine Ausschreibung.
Aus hunderten eingereichten Designvorschlägen kannst du deinen Lieblingsentwurf herauspicken und zahlst nur für diesen Grafiker.
Crowdgesourctes Profi-Design
Den Auftrag für ein neues Logo hatte ich als Projekt ausgeschrieben. Innerhalb von drei Wochen reichten 13 Designer insgesamt 75 Entwürfe für das neue Houseschuh-Logo ein.
Die Namen von Star-Designern und super-bekannten Werbeagenturen fand ich zwar nicht unter den Bewerbern. Dazu war auch mein Budget von ein paar hundert Euro etwas zu gering. Aber für das Geld liefern ebenso begabte Kreative tolle Ideen und fertige Entwürfe.
Die Anmeldung bei 99Designs ist kostenlos. Je nach Auftragsart und Projekt-Umfang bekommt man einen Mindestpreis vorgeschlagen, zusätzlich berechnet 99Designs eine einmalige Gebühr pro Auftrag.
Dafür bieten sie die technische Plattform, den Kontakt zu unzähligen Designern sowie eine Art Treuhand-Konto.
Ich muss den Betrag also vorab einzahlen, das gibt den Designern die Sicherheit, dass ich wirklich bezahlen werde. Über das Treuhand-Konto erhält der Gewinner das Geld aber erst gutgeschrieben, wenn ich mit der Qualität der Arbeit zufrieden bin und die Zahlung freigebe.
Das Briefing oder Wie beschreibe ich, was ich erwarte?
Nichts ist schwieriger als in Worte zu fassen, was du dir grafisch vorstellst. Auf der Crowdsourcing-Designer-Plattform gibt es einige Tipps zum richtigen Briefing.
Du kannst gerne auch meine Beschreibung als Vorlage für dein Projekt benutzen:
Houseschuh braucht deine Hilfe für ein neues Logo
Unter dem Namen Houseschuh betreibe ich ein Web-Radio für hoch-qualitative House-Musik. Es ist ein Nischen-Sender für Songs abseits des Mainstreams, genauer gesagt: "Soulful, Funky, Club, Electro & Progressive House Music".
Das Logo soll folgende Werte transportieren:
- Edle House Music
- persönlich ausgewählte Songs, gemixt von einem DJ, der seit 1987 auf House steht
- Wortspiel: House + Schuh
- Globale Ausrichtung, die Hörer kennen keine Landesgrenzen (Deutschland, Argentinien, Ukraine, Spanien, UK, etc.)Das Logo benötige ich zunächst für die Webseiten houseschuh.com und laut.fm/houseschuh.
Später werde ich das Logo für folgende Medien nutzen:- CD-Cover
- iPhone App
- Youtube-Videos
- Flyer, PlakateLinks zu bestehende Internet-Seiten
www.rewerb.com/houseschuh.html
www.facebook.com/houseschuh
www.laut.fm/houseschuhHabe ich etwas vergessen oder musst du noch ganz dringend etwas wissen? Dann schreibe bitte eine kurze Frage zu diesem Logo-Projekt.
Absichtlich mache ich keine Vorgaben zum Farbschema. Du bist viel kreativer als ich. Also lasse ich mich von deinen Ideen überraschen.
Vielen Dank an alle Designer, die mitmachen!
Gewünschte Formate: PSD EPS JPG PNG
Als Entwurf reicht ein 800 Pixel breite Grafik. Das endgültige Logo soll eine Grafik-Datei im Vektor-Format sein, da ich unterschiedliche Größen benötige.
Web: 100 Pixel bis 800 Pixel (72 DPI)
App: 400 Pixel bis 1900 Pixel (300 DPI)
Print: 12 cm (300 DPI)
Plakat: 150 cm (150 DPI)
Erfahrungen mit Design-Plattformen
Die ersten Entwürfe entsprachen noch nicht ganz meinen Vorstellungen. Im Verlauf dieser Ausschreibung lernte ich dazu, wie ich die Designer unterstützen muss.
Ich musste lernen den Designern mehrfach täglich mein Feedback zu geben. Dabei sollte ich meine Meinung ganz klar schreiben und nichts in Watte verpacken.
Als Feedback gab mir ein Designer zu Bedenken:
"Entwürfe abzulehnen muss dir nicht Leid tun, es zeigt dem Designer, dass der Entwurf in deinen Augen eben nicht funktioniert.
Mit einer Ablehnung ersparst du uns unnötige Mehrarbeit, indem wir sonst versuchen würden die Grundidee zu variieren oder zu verbessern.
Da sind klare Ansagen für beide Seiten besser. Und die meisten können mit konstruktiver Kritik mehr anfangen als mit Nicht- oder Mitleids-Bewertungen."
Nachdem ich das in meinen Anmerkungen zu den ersten Entwürfen berüksichtigte, wurden die Qualität besser und entsprach eher meinen Vorstellungen.
Da sich die Logo-Entwürfe in viele Richtungen entwickelten, fiel mir die Entscheidung immer schwerer. Zu jedem Entwurf fallen mir Vorteile ein, aber auch Nachteile.
Schließlich wollte ich die Houseschuh-Hörer bei Facebook nach ihrem Favouriten-Entwurf fragen. Diese Entscheidung kündigte ich in der Projektausschreibung an:
Hallo,
vielen Dank für deine Entwürfe zum Houseschuh Logo-Projekt.In meinem Kommentar auf der Übersichtsseite hatte ich überlegt die Laufzeit des Projekts zu verlängern. Der heutige Vormittag zeigte mir jedoch, dass die Ideen in eine falsche Richtung gehen. Obwohl ich gelernt habe, viel Feedback zu schreiben.
Heute Abend werde ich alle Entwürfe genau betrachten, ausdrucken, von der Seite anschauen, Webseiten-Dummys damit bauen. Und die Hörer vom Webradio Houseschuh um ihre Meinung zu zwei bis drei Entwürfen bitten.
Bitte habe deshalb etwas Geduld, es wird etwas dauern, bis ich den Gewinner bekannt gebe. Voraussichtlich werde ich bis Freitag brauchen.
Also nochmal ganz herzlichen Dank für deine Mühe. Ich versuche alle Entscheidungen so transparent wir möglich zu machen. Falls du Fragen hast oder Kritik loswerden willst, schicke mir bitte eine Nachricht oder schreibe einen kurzen Kommentar auf die Projektseite.
Viele Grüße,
Thorsten aka DJ Rewerb
Das Sieger-Logo ließ ich also von den Hörer küren. Doch vorher fragte ich die Designer, ob sie damit einverstanden wären. Im Prinzip war das für sie in Ordnung. Einer gab mir jedoch zu Bedenken, dass ich auch meine eigene Meinung in die endgültige Entscheidung einfließen lassen sollte. Sonst würde ich am Ende mit einem Logo dastehen, dass zwar den meisten Zuspruch findet aber mir selbst überhaupt nicht gefällt.
Dieses Prinzip der mehrstufigen Entscheidung und meine Leser/Hörer zu fragen, habe ich auch für das Cover-Design meines E-Books "House Classics" wiederholt. Das Beispiel beschreibe ich im zweiten Teil der Outsourcing-Serie.
Schließlich entschied ich mich für das Logo der Ein-Mann-Werbeagentur Cenco Comunicación & Publicidad aus Spanien. Der Designer bekam sein Geld und ich alle Grafiken in der höchsten Auflösung sowie das Recht mein neues Logo überall verwenden zu dürfen.
Für dieses Logo-Design muss ich jetzt niemanden mehr als Urheber erwähnen oder die Webseite verlinken.
Für und Wider von Crowdsourcing-Plattformen
In der Werbeagenturszene stoßen Design-Plattformen wie 99Designs nicht auf Gegenliebe. Viele befürchten den Ausverkauf kreativer Arbeit.
Plötzlich wird die Arbeit von Grafikern für jedermann bezahlbar. Und es stimmt, dass 12 Designer ihre Arbeitszeit umsonst in mein Projekt investiert haben.
Auf der anderen Seite wäre ich bestimmt nicht zu einer Werbeagentur gegangen, weil das mein bescheidenes Budget nicht zulässt. Auf der anderen Seite bezweifle ich, dass mir eine Werbeagentur 75 Vorschläge mit den unterschiedlichsten Ideen hätte machen können.
Es entsteht also ein ganz neuer Markt für Grafikdesign-Dienstleistungen. Dort zählt nicht die Ausbildung, stylische Loft-Büros oder das ganze Drumherum des Agenturlebens. Wichtig ist das Ergebnis. Einzelne Personen mit guten Ideen konkurrieren plötzlich mit etablierten Agenturen. Ist verständlich, dass das nicht jedem gefällt.
Als Auftraggeber bin ich mir der Verantwortung und Verpflichtung bewusst. Deshalb behandle ich alle Teilnehmer immer fair. Es ist jedem freigestellt, ob er mitmachen will oder nicht.
Wenn du mal in die Welt der Grafik-Dienstleistungen hinein schnuppern willst, sei es, weil du deine Webseite umgestalten lassen willst, oder ein neues Logo brauchst, dann kannst du hier ein kostenloses Nutzerkonto bei 99Design erstellen.
Eine deutsche Alternative ist DesignenLassen.de, damit habe ich allerdings keinerlei Erfahrung gemacht. Das Prinzip ist identisch. Du schreibst dein Projekt aus, Designer machen Vorschläge und du bezahlst für die Arbeit die dir am besten gefällt.
Hast du bei dieser oder ähnlichen Plattformen schon etwas in Auftrag gegeben, dann schreibe doch bitte einen kurzen Kommentar weiter unten auf der Seite.
Die weiteren Teile dieser Blogpost-Serie zum Thema Outsourcing findest du hier: