Aufbau einer Emulsion, die Rohstoffe

Von Jasmin Schneider

Wie versprochen gibt es auch diese Woche wieder ein wenig Theorie zur Cremeherstellung. Heute geht es um den groben Aufbau einer Emulsion, woraus sie besteht, auf was man achten muss und welche Rohstoffe für welchen Hauttyp geeignet sind. Ich habe mich bemüht, alles so knapp und leicht verständlich wie möglich zu beschreiben und die Chemie heraus zu halten. Dadurch klingt es vielleicht etwas kategorisch und über einen Kamm geschert, ich denke jedoch, dass gerade diese Herangehensweise den Einstieg ins Selbstrühren erleichtert. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich nämlich, wie abschreckend Fachgesimpel wirken kann. Und schließlich muss man nicht gleich zu Anfang alles wissen. Finde ich jedenfalls. Am Ende der Seite findet ihr wieder einen Einkaufszettel für Einsteiger, der die wichtigsten Informationen noch einmal zusammenfasst.

Hinweis für Ungeduldige Bitte schaut euch nicht nur die Bilder an, lest euch auch den Text dazu durch! Ich werde mir künftig nämlich nicht mehr die Zeit nehmen, redundante Fragen (Bsp. s.u.) in Kommentaren oder Mails zu beantworten, sorry!

Beispiel für eine redundante Frage Im Text schreibe ich »Pflanzenöl deiner Wahl«, die Frage dazu: »Kann ich auch Traubenkernöl nehmen?« No go!

Weiterführende und sinnvolle Fragen sind mir dagegen weiterhin sehr willkommen! ;)

Aufbau einer Creme /Emulsion

Ganz grundsätzlich besteht eine Creme bzw. Emulsion aus Öl und Wasser. Deshalb spricht man bei der Verarbeitung auch immer von der Ölphase (auch Fettphase) und der Wasserphase.

Öl- oder auch Fettphase und Wasserphase

Das heißt nichts anderes, als das man sämtliche öllöslichen Zutaten in einem, sämtliche wasserlöslichen Zutaten in den anderen Becher füllt, beide schmilzt bzw. aufkocht, um sie dann bei möglichst gleicher Temperatur zusammen zu mixen.

Um Öl und Wasser miteinander zu verbinden, braucht man einen Emulgator. Ein Emulgator hat die Fähigkeit Wasser- und Ölteilchen ganz dicht nebeneinander zu setzen und daraus eine homogene Masse zu machen. Er wird in der Regel zusammen mit den Fetten in der Ölphase eingeschmolzen. Das Ergebnis ist eine Emulsion, will heißen, eine Creme oder Lotion.

Würden wir allerdings Öl, Emulgator und Wasser alleine mischen, hätten wir lediglich eine Sahne, aber noch lange keine Creme. Damit Sahne steif wird, gibt man Sahnesteif hinzu. In der Kosmetik nennt sich das Konsistenzgeber. Konsistenzgeber sind festere Öle, also Fette, in der Kosmetik Butter genannt, wie beispielsweise Sheabutter, aber auch Wachse wie Beeren- oder Rosenwachs und Gele; eben alles, was aus einer Milch eine Creme machen kann.

Unsere fertige Creme hält im Kühlschrank ebenso wie Sahne oder Milch circa 1 Woche. Um sie dauerhaft benutzen zu können, muss sie entweder portionsweise eingefroren oder aber gut konserviert werden. Wir brauchen also einen möglichst natürlichen Konservierer.

Aus diesen Infos ergibt sich grob die folgende Formel:

Schauen wir uns doch mal die einzelnen Komponenten genauer an.

Rohstoff Guide für den schnellen Einstieg

Bezugsquelle
Meine Zutaten kaufe ich möglichst in Bioqualität bei Dragonspice Naturwaren (Partnerlink) oder Amazon (Partnerlink). Das beste Grapefruitkernextrakt gibt es meiner Meinung nach bei Meine Kosmetik. Der Shop ist ein bisschen veraltet, die Rohstoffe sind es aber nicht!

Öle

Ich teile meine Pflegeöle gerne in zwei Kategorien ein, in Basisöle und Wirkstofföle. Bei einigen Ölen ist der Übergang fließend. Man kann sie sowohl als Basis- als auch als Wirkstofföl einsetzen, aber lasst euch darüber keine grauen Haare wachsen. Für den Anfang ist es einfacher, kategorisch zu denken und wenn du es erst mal verstanden hast, kommt der Rest von selber.

Basisöle

Unter Basisölen fasse ich alle Öle zusammen, die hitzebeständig und eher günstig in der Anschaffung sind. Sie haben pflegende Eigenschaften und es gibt sie für jeden erdenklichen Hautzustand. Ein Basisöl oder eine Mischung aus mehreren Basisölen machen den Löwenanteil der Öl- bzw. Fettphase (s.o.) einer Emulsion aus, es sollte also mit Bedacht ausgesucht werden.

Anbei ein paar der gängigsten Basisöle und ihre wichtigsten Einsatzmöglichkeiten.

  • Jojoba-, Rizinus-, Pfirsichkern- oder Mandelöl bei normaler bis leicht trockener Haut, für die Haut jeden Alters
  • Aprikosenkern-, Babassuöl bei rissiger, trockener, empfindlicher und Mischhaut, auch mit Unreinheiten
  • Raps-, Sesamöl bei rissiger, trockener, reifer und Mischhaut
  • Distelöl bei öliger und fetter Haut mit Akne
  • Hanf- oder Leinöl bei fett-trockener Haut mit Neigung zur Akne und Unreinheiten
  • Traubenkernöl bei fetter, reifer und Mischhaut, auch mit Unreinheiten, bei jugendlicher Akne
  • Oliven-, Avocadoöl bei sehr trockener, rissiger und reifer Haut
  • Avocadoöl, Hanföl bei Neurodermitis und Schuppenflechte

Der absolute Allrounder unter den Ölen ist streng genommen kein Öl sondern flüssiges Wachs, aber wir nennen es der Einfachheit halber weiterhin Öl, das Jojobaöl. Wenn ich nur ein einziges Öl haben dürfte, wäre es Jojobaöl. Es hält ewig, ist geruchsneutral und kann somit auch als Basis für selbstgemachte Duft- und Massageöle dienen, es pflegt die Haut, zieht tief in sie ein, festigt das Bindegewebe, verbessert die Feuchtigkeitsbindung und beugt Faltenbildung vor. Wenn du dich also nicht so recht entscheiden kannst, rate ich dir zu Jojobaöl.

Junge und Kinderhaut Letztens wurde ich per Mail gefragt, welche Öle man denn bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen nehmen kann, meine Aufzählung höre sich an, als sei alles nur für Problem- oder ältere Haut gedacht. Deshalb anbei eine Aufzählung der »kinderfreundlichen« Öle.
  • Bei kleinen Kindern ist meiner Meinung nach Kokosöl super, denn es riecht lecker und zieht schnell ein. Ich persönlich würde es nicht unbedingt im Gesicht verwenden, denn es kann Unreinheiten auf junger Haut begünstigen. Alternativ gehen auch die folgenden Öle.
  • Solange noch keine Hautunreinheiten aufgetreten sind, rate ich zu Jojoba-, Pfirsichkern-, Aprikosenkern-, Babassu- oder Mandelöl. Sie sind allesamt sehr leicht, verstopfen nicht, unterstützen die Haut bei ihrer normalen Arbeit.
  • Wenn es pubertär wird gelten wiederum die gleichen Tipps wie oben. Allerdings darf man pubertäre Unreinheiten nich zu eng sehen. Solange es nicht zu einer ausgeprägten Akne kommt, reicht es z.B. Traubenkernöl mit etwas Aprikosenkern- und im Notfall (bei öliger Haut) etwas Lein- oder Hanföl zu mischen. Fügt der Wasserphase Aloe Vera hinzu, damit die Haut nicht austrocknet.

Wirkstofföle

Unter Wirstoffölen fasse ich alle Öle zusammen, die temperaturempfindlich sind und in ganz geringer Konzentration große Wirkung erzielen. Ich bezeichne sie ungern als teuer, wenn auch ihr Preis teilweise deutlich über dem von Basisölen liegt. Dafür hat man länger an ihnen, weil man viel weniger davon braucht. Anbei ein paar der gängigsten Wirstofföle und ihre wichtigsten Einsatzmöglichkeiten.

  • Arganöl bei trockener und reifer Haut, jugendlicher Akne, Anti-Aging, auch bei Neurodermitis und Schuppenflechte
  • Wildrosenöl bei Pigmentstörungen, Narben, Couperose, Schuppenflechte, Anti-Age, auch bei jungen Gesichtern mit ersten Problemen
  • Nachtkerze bei Schuppenflechte und Neurodermitis
  • Macadamianuss-, Borretschsamenöl bei extrem trockener, geschädigter Haut

Einen wirklichen Allrounder gibt es unter den Wirkstoffölen nicht, man muss sie nach eigenen Bedürfnissen aussuchen. Wenn ich persönlich mich für eins entscheiden müsste, würde ich zu Arganöl greifen. Es verbessert das Feuchthaltevermögen der Haut, polstert dadurch Fältchen auf und beugt der vorzeitigen Hautalterung vor. Trockener Haut hilft es ihre Schutzschicht wieder aufzubauen, es ist auch hervorragend für die Haare geeignet. Außerdem hinterlässt es meiner Meinung nach einen schönen »Glow« auf der Haut. Also keinen Glanz, mehr so einen gesunden Schein, der dich einfach schöner, strahlender aussehen lässt.

Hinweis Wirkstofföle sind zwar ebenfalls Bestandteile der Ölphase (s.o.), sollten aber nicht mit erhitzt werden. Ich füge sie gerne erst am Schluss hinzu, wenn die Emulsion schon etwas abgekühlt ist.

Konsistenzgeber

Konsistenzgeber machen eine Creme griffig und »streichfähig«. Sie lassen sich grob in 3 Kategorien einteilen: In Fette und Fettalkohole und Wachse , die allesamt öllöslich sind, also mit in der Ölphase eingeschmolzen werden. Eine Sonderstellung unter den Konsistenzgebern sind die Gele bzw. Gelbildner, die wasserlöslich sind. Ich neige wie die meisten Selbstrührer dazu, zwei oder sogar alle drei Arten in einer Creme zu mischen, je nachdem welche Konsistenz mir vorschwebt. Ich finde, das ist etwas, was jeder für sich über die Zeit hinweg lernt, deshalb möchte ich an dieser Stelle auch gar keine Ratschläge geben, wie genau eine Creme auszusehen oder sich anzufühlen hat. Wichtig ist, dass sie stabil ist, gut einzieht und optimal pflegt.

Fette (und Fettalkohole)

Konsistenzgebende Fette sind nichts anderes als feste Öle, z.B. Kakao- und Sheabutter wie ihr sie bereits von der Bodybutter kennt. Sie wirken hautpflegend, härten allerdings weniger stark als Wachse, weshalb man sie meistens mit einem weiteren Konsistenzgeber kombiniert. In Cremes sollten sie grundsätzlich sparsam verwendet werden, weil sie die Haut nicht nur pflegen, sondern auch verstopfen können.

Mango- und Sheabutter sind gute Konsistenzgeber für Cremes und Lotions

Ebenfalls als Konsistenzgeber werden so genannte Fettalkohole eingesetzt, die zwar Alkohole sind, aber der Haut nicht schaden. Sie begünstigen die Streicheigenschaft einer Creme, schützen die Haut vor dem Austrocknen, halten sie weich und geschmeidig. Am bekanntesten unter ihnen ist sicher der Wollwachsalkohol, der allerdings tierischen Ursprungs ist und deshalb nicht in meine Cremes kommt. Ich nutze ausschließlich pflanzliche Fettalkohole und bin damit sehr zufrieden.

Anbei die gängigsten Fette und Fettalkohole und ihre wichtigsten Einsatzmöglichkeiten.

  • Sheabutter, die Mutter aller Buttern ist ein ganz hervorragender Zusatz für sahnige Cremes mit hoher Pflegewirkung. Sie macht sich sehr gut bei trockener oder geschädigter Haut, auch bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Schuppenflechte, bei reifer Haut und in Nachtcremes.
  • Mangobutter ist meiner Meinung nach etwas universeller als Sheabutter einsetzbar, sie ist leichter, nicht so fettig und fühlt sich irgendwie frischer, feuchter auf der Haut an als Sheabutter. Allgemein wird sie bei spröder und rissiger Haut angepriesen, ich finde allerdings, Mangobutter ist auch super für normale Haut geeignet. Auch bei Kids und jungen Erwachsenen.
  • Kakaobutter ist gut geeignet für Bodybutter und -lotions, bei sehr trockener oder reifer Haut und in Nachtcremes. Sie hinterlässt meiner Erfahrung nach einen leichten Fettfilm, weshalb ich persönlich sie in Gesichtscremes meide. Sie tendiert auch dazu die Poren (im Gesicht) zu verstopfen, was zu Hautunreinheiten führen kann. Als Körperbutter finde ich sie hingegen super!
  • Cupuaçubutter riecht ein bisschen nach Schokolade, hat aber sonst wenig mit Kakaobutter gemein. Sie ist nämlich schön leicht, zieht super schnell ein, stärkt die Barriereschicht, hält die Feuchtigkeit und reguliert den Fetthaushalt der Haut. Ich mag sie sogar noch ein wenig mehr als Mangobutter, weil sie weniger »schmalzartig« ist und auch keine Ölkristalle bildet, wenn man sie falsch erhitzt. Sie ist gut für empfindliche, trockene und normale Haut geeignet. Auch bei Kids und jungen Erwachsenen.
  • Cetylalkohol pflanzlicher Herkunft ist sozusagen der Weichmacher unter den Konsistenzgebern. Richtig dosiert macht er die Haut wunderbar geschmeidig. Er wird besonders bei unreiner und fettiger Haut empfohlen, verwendet man ihn sparsam, glättet er aber auch trockene und schuppige Haut. Eine weitere interessante Eigenschaft von Cetylalkohol ist, dass er bei höherer Konzentration ein trockenes Hautgefühl hinterlässt, was im Normalfall zwar unerwünscht, aber im speziellen auch gewollt sein kann. Ich denke dabei an Luftartisten, allen voran Pole Dancer, die auf den Grip ihrer Haut angewiesen sind.

Dürfte ich nur ein Fett auswählen, fiele meine Wahl auf Mangobutter. Sie ist universell einsetzbar, einfach zu verarbeiten und pflegt ausreichend.

Wachse

Wie Fette und Fettalkohole verhelfen auch Wachse einer Creme zu einer festeren Konsistenz. Ich benutze sie vorwiegend in meinen ölbasierten Rezepturen wie das Anti Age Gel und das Regenerationsserum mit Avocadin oder aber um Bodybutter und Deo fest zu machen. In Cremes und Lotions verwende ich sie eher sparsam, denn sie verändern ganz deutlich das Hautgefühl. Ein bisschen zuviel Wachs und du hast das Gefühl, du trägst eine Maske. In Hand- und Fußlotions mag das toll sein, da fühlt es sich wie ein schützender Film an, aber in Gesichtsprodukten muss ich das nicht haben. Grundsätzlich kannst du dir folgendes merken: je härter das Wachs, also je höher der Schmelzpunkt, desto deutlicher spürst du es auf der Haut.

Beerenwachs von CMD Kosmetik, eins meiner Favoriten!

Anbei die gängigsten (pflanzlichen) Wachse und ihre Einsatzmöglichkeiten.

  • Beerenwachs, auch Japanwachs, ist ein sehr weiches Wachs, es schmilzt bereits bei etwa 50°C. Wie alle Konsistenzgeber hat es so genannte »co-emulgierende Eigenschaften«, was soviel bedeutet wie, es hilft Öl- und Wasser in der Emulsion zusammen zu halten. Dadurch wird die Creme stabiler. Beerenwachs hinterlässt ein leichtes Hautgefühl und bildet in entsprechender Dosierung so gut wie keinen Film auf der Haut.
  • Rosenwachs ist purer Luxus. Es hat einen Schmelzpunkt von ca. 60°C. Es duftet deutlich nach Rose, weshalb ich vom Einsatz im Gesicht oder als Lippenpflege abrate. Es macht sich hingegen ganz großartig in Whips, Bodypeelings und in leichten Lotions und hinterlässt ein ultra geschmeidiges Hautgefühl.
  • Candelillawachs ist mit einem Schmelzpunkt um die 70°C ein hartes Wachs und dadurch sehr filmbildend. Ich liebe es in Bodybutter, weil es einen ganz hinreißenden Glanz hinterlässt, den man auch in sehr geringer Dosierung (1-2%) auch in Lotions einfangen kann. Für Gesichtscremes ist es meiner Meinung nach nicht geeignet.
  • Carnaubawachs ist das härteste aller mir bekannten Wachse. Sein Schmelzpunkt liegt bei etwas über 80°C. Ich verwende es in meinen Deosticks, damit sie auch im Sommerurlaub bei über 40 Grad Haltung bewahren. Es ist auch für Bodybutter und Lippenstifte geeignet, ich persönlich würde es nicht in Emulsionen verarbeiten, da es leicht klumpt und beim Abkühlen Stückchen hinterlassen kann.

Gele

Gele nehmen als Konsistenzgeber eine gesonderte Stellung ein. Die meisten von Ihnen sind nämlich nicht öllöslich, will heißen, man fügt sie der Wasserphase zu. Ich neige dazu, sie vor dem Rührprozess in einem kleinen Teil des Wassers zu lösen und sie wie die Wirkstofföle erst während der Cool-Down-Phase einzurühren. Dadurch ergibt sich meiner Meinung nach eine schönere Textur. Auch fertige Gele wie das temperaturempfindliche Aloe Vera Gel gebe ich erst am Schluss hinzu.

Aloe Gel

Anbei meine Gelfavoriten und ihre Einsatzmöglichkeiten.

  • Aloe Vera Gel, spendet Feuchtigkeit, unterstützt die Wundheilung, wirkt gegen Juckreiz, hilft trockener Haut geschmeidig zu werden und und und. Ich glaube, es gibt kaum ein besseres Gel für eine Creme als Aloe Vera. Tatsächlich rühre ich es überall mit ein. Ich liebe dieses Zeug! Aloe Vera Gel gibt es in Pulverform zum Anrühren oder als fertiges Gel. Verwechsele das Gel nicht mit dem Saft oder dem Konzentrat. Dem Saft muss man meist einen Gelbildner (s.u.) hinzufügen, damit er tatsächlich als Konsistenzgeber geeignet ist. Das Konzentrat ist flüssig und deshalb ein Wirkstoff und kein Konsistenzgeber.
  • Xanthan transparent ergibt ein sehr leichtes Gel, das meiner Meinung nach der Emulsion einen »schönen Touch« verleiht. Sie wird leicht, feucht und nicht fettig. Außerdem zieht es gut ein, hat aber keine große Wirkung auf die Haut. Ich verwende es als Allrounder, aber eher als reinen Verdicker oder als »Emulgatorersatz«, z.B. in meinem Make-Up Entferner oder im Deo-Roller. 
  • Hyaluronsäure ist ebenfalls ein so genannter Gelbildner, allerdings ist das Gel recht flüssig, weshalb man es mit weiteren Gelbildnern andickt, um konsistenzgebende Eigenschaften zu erreichen. Hyaluronsäure ist unbestritten einer der besten Feuchtigkeitspender überhaupt. Ich habe ihr bereits einen ganzen Artikel inklusive Rezept gewidmet: Hyaluron Gel & Serum Basisrezept. Das Serum kann man in Cremes verarbeiten, ich persönlich finde es allerdings sinnvoller, es einfach vor der Tages- und Nachtpflege pur aufzutragen.
  • Kieselsäure (nicht zu verwechseln mit Kieselerde) ist ein super Zusatz in Cremes gegen Hautunreinheiten. Allerdings sollte sie sparsam verwendet werden, da sie austrocknend wirkt. Kieselsäure ist sowohl öl- als auch wasserlöslich und macht ein schönes kompaktes Gel. Man kann das Pulver in geringer Dosierung auch pur in Pudern verwenden, um sie fluffiger zu halten und ein Verklumpen zu verhindern, z.B. in Deopuder, da reichen schon 0,5 gr. Pass ein bisschen auf bei der Verarbeitung, Kieselsäure ist zwar vollkommen ungiftig, staubt aber wie die Hölle und fühlt sich auf den Schleimhäuten absolut nicht gut an.

Mein Favorit ist Aloe Vera Gel. Xanthan macht die Creme zwar haptisch angenehmer und weniger puddingartig, aber ich sehe keinen Gewinn darin, eine Komponente in meine Creme zu rühren, die vielleicht gut aussieht oder sich schön anfühl, meiner Haut aber nichts bringt. Aber das muss jeder für sich entscheiden.

Rühren einer Emulsion

Emulgatoren

Wenn es um Emulgatoren geht, bin ich faul und gar nicht experimentierfreudig. Ich benutze meistens Emulsan oder Lamecreme, weil ich weiß, wie und vor allem, dass sie funktionieren. Alle halbe Jahr nehme ich mir vor, mal was anderes auszuprobieren, aber das liegt dann meistens ewig in meinem Vorratsschrank. Daher bin ich an dieser Stelle womöglich kein so guter Ratgeber, sorry!

  • Emulsan ist einfach zu verarbeiten, solange man es über 70° C erhitzt und gut besonders gut geeignet bei feuchtigkeitsarmer und trockener Haut. Es bildet einen leichten Film, die Haut fühlt sich weich und glatt an.
  • Lamecreme erzeugt zwar eher schwere Cremes, aber ist dafür auch (fast) absolut fool-proof in der Verarbeitung. Ich nehme es gern für Nachtcremes oder Cremes mit salbenartigem Charakter.
  • Lysolecithin rührt mit ausreichend Konsistenzgebern wunderschön leichte Cremes in zartem Vanilleton, ist aber auch ein Pain in the Arse, denn es hinterlässt die Creme auch gerne mal zu flüssig (und ich meine wie Wasser). Ich benutze es meistens zusammen mit Emulsan, wenn ich eine leichte Lotion rühren möchte. Einmal ist mir eine Lotion zu fest geworden, ein paar Tropfen Lyso haben sie »aufgeweicht« und wieder milchiger gemacht. Außerdem benutze ich ganz old-school Lyso in Badeölen (die meisten benutzen darin Mulsifan, das ich persönlich nicht mag). Lyso kann sich schon mal unten absetzen, aber ein guter Shake macht alles wieder gut. In Badesalz kann es den gefürchteten Fettrand in der Wanne verhindern.

Wasser

Die Wasserkomponente ist genau das, Wasser. Man kann dem Wasser alle möglichen Wirkstoffe unterjubeln, aber grundsätzlich reden wir von ganz normalen Wasser. Theoretisch kann man sowohl abgekochtes Leitungswasser als auch Mineralwasser verwenden, allerdings möchte man in der Kosmetik weder Kalk noch Mineralien oder Baketerien im Wasser haben. Besser geeignet ist entmineralisiertes, chemisch reines, destilliertes Wasser oder aber Pflanzenhydrolate.

Ich nehme am liebsten Rosenwasser, wobei das aber schon recht teuer ist. Destilliertes Wasser bekommt man hingegen für’n Klicker und’n Knopp. Achte darauf, dass es für Kosmetik bzw. medizinische Zwecke geeignet ist.

Konservierer

Beim Konservierer gehen die Meinungen weit auseinander. Ich mag Chemiekeulen nicht und habe mich deshalb nach einigem Hin und Her für synthetische Duftstoffe wie Heliozimt und Biokons in Wassern und Gelen entschieden (wobei ich auch oft einfach vorkonserviertes Hydrolat als Basis verwende und darüberhinaus gar nicht extra konserviere) sowie Kaliumsorbat in Kombination mit Grapefruitkernextrakt wie von Brigitte Bräutigam empfohlen für Lotions und Cremes. Letztere Variante scheint mir die natürlichste zu sein, sie ist theoretisch essbar, gut verträglich und hält was als sie verspricht.

Wer andere Konservierer benutzen möchte, kann das gerne machen. Folge dann einfach der Packungsanweisung.

Einkaufszettel für Einsteiger

Bezugsquelle
Meine Zutaten kaufe ich möglichst in Bioqualität bei Dragonspice Naturwaren (Partnerlink) oder Amazon (Partnerlink). Das beste Grapefruitkernextrakt gibt es meiner Meinung nach bei Meine Kosmetik. Der Shop ist ein bisschen veraltet, die Rohstoffe sind es aber nicht!

s. dazu auch Das richtige Zubehör zur Cremeherstellung

Wenn du einfach ohne viel zu überlegen loslegen möchtest, empfehle ich dir mit folgenden Zutaten einzusteigen. Bitte bedenke jedoch, dass ich deinen Hautzustand nicht kenne und du vielleicht den ein oder anderen Wirkstoff selbst aussuchen musst. Schau dir dazu oben die jeweiligen Beschreibungen an.

Basisöl Jojobaöl ist immer eine gute Wahl und für jede Haut geeignet. Ebenso Mandelöl, es zieht tief ein und macht die Haut weich. Bei trockener Haut rate ich zu Aprikosenkernöl, Distel bei fettiger Haut, Hanf- und Leinöl bei Akne.

Wirkstofföl Arganöl für einen strahlenden Teint und Anti-Aging oder Wildrose gegen Rötungen, Narben und Pigmentflecken.

Konsistenzgeber Wer es reichhaltig mag, greift zu (raffinierter) Sheabutter, Mangobutter ist etwas leichter. Aloe Vera Gel ist ebenfalls von Vorteil, weil es nicht nur die Konsistenz verbessert, sondern auch ohne Ende Feuchtigkeit spendet. Würde ich auch jeden Fall nehmen!

Emulgator Ich rate zu Emulsan oder Lamecreme, sie sind am einfachsten zu handhaben.

Wasser Destilliertes Wasser oder Rosenwasser

Konservierer Ich rate zu reinem Grapefruitkernextrakt in Kombination mit Kaliumsorbat.

Zitronensäure o.ö. zum Einstellen des PH-Werts; s. dazu auch PH-Wert in der Naturkosmetik.

Weiterführende Artikel

  • Leitfaden Cremeherstellung
  • PH-Wert in der Naturkosmetik
  • Zubehör zur Cremeherstellung