Auf ne Currywurst nach Berlin

Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen. Wenn man diesem Sprichwort Glauben schenkt, können der Hase und ich eine ganze Menge erzählen. Letzten Dienstag ging es spontan nach Berlin, denn wir hatten Lust auf einen Museumsbesuch. Schon seit dem Besuch des Landesmuseums in Braunschweig schwärmte mir der Hase vom Pergamonmuseum in Berlin vor. Eine riesige Sammlung mit Artefakten aus dem alten Ägypten zur Zeit der Pharaonen wollte dort besichtigt werden. Genau das Richtige für mich, die schon seit dem Schulunterricht in der 5. Klasse davon fasziniert war.

Vor genau einem Jahr war ich mit meiner Freundin Doreen das letzte Mal in Berlin, als wir uns das Musical “Hinterm Horizont” im Theater am Potsdamer Platz anschauten. Seitdem bin ich temporärer Udo Lindenberg-Fan und auch dieses Mal wurde ich am Steuer des kleinen grauen Polos schon ein bisschen nervös, als wir geradewegs durch Spandau Richtung Charlottenburg fuhren. Das Schönste für mich ist immer (wenn man aus Richtung Westen kommt) die Straße des 17. Juni entlangzufahren und schon von weitem die Siegessäule und das Brandenburger Tor zu erkennen. Das gibt mir immer das Gefühl in Berlin angekommen zu sein.

Das Autochen stellten wir an einem der vielen kostenlosen Parkplätze unweit der Siegessäule ab und machten einen kleinen Schwenk durch den Tiergarten Richtung Schloss Bellevue, in dessen Park Tags zuvor der Große Zapfenstreich zur Verabschiedung von Ex-Bundespräsident Wulff stattfand. An der Spree schlenderten wir durchs Regierungsviertel am Reichstag vorbei und genossen die ersten warmen Sonnenstrahlen des Frühlings.

Bald darauf waren wir auch schon an der Museumsinsel angekommen und besuchten als erstes das Neue Museum, in dem eine beeindruckende archäologische Sammlung ausgestellt ist. Die Ausstellungsstücke umfassen die Geschichte der Alten Welt vom Vorderen Orient bis zum Atlantik und von Afrika bis Skandinavien oder wie es Hallo Spencer vereinfacht ausgedrückt hätte: Von Osten nach Westen und von Norden nach Süden. Allen voran die weltberühmte Büste von Nofretete warten hier Sarkophage, Steinskulpturen und Totenbücher der Ägypter sowie zahlreiche Tonkrüge und Figuren der Sammlung Trojanischer Altertümer drauf, besichtigt und bestaunt zu werden. Wie vielfältig diese Ausstellung ist, verdeutlicht der berühmte Neandertalerschädel von Le Moustier, der im obersten Stock des Museums inmitten von Dioramen  ausgestellt ist.

Pergamonmuseum Berlin

Nachdem wir uns durch die Ausstellung gestaunt hatten, legten wir eine kurze Pause ein und ließen uns ein Mittagessen am Alexanderplatz schmecken. Doch obwohl mir schon die Füße schmerzten, waren wir immer noch museumshungrig und standen kurze Zeit später vor dem Pergamonmuseum, in dem es noch bis Ende September eine Panorama-Ausstellung der antiken Metropole Pergamon des Künstlers Yadegar Asisi zu bewundern gibt. Wir entschieden uns allerdings für die Dauerausstellung. Beim Betreten der ersten Halle bestaunten wir mit großen Augen das, was wir dort vorfanden: Eine überwältigende Rekonstruktion des Pergamonaltars, der von antiken Säulen eingefasst und mit einem imposanten Fries  verziert ist.

Neben Pergamon, einer antiken griechischen Stadt, die in der heutigen Türkei liegt, widmet sich die Ausstellung auch einer der wichtigsten Städte im Altertum: Babylon. Ebenso wie im Neuen Museum sind die Exponate hier ebenfalls mit viel Liebe zum Detail restauriert und rekonstruiert worden.

Pergamonaltar Berlin

Pergamonmuseum

Das Markttor von Milet im römischen Stil ist genauso beeindruckend wie der vordere Teil des blauen Ischtar-Tors, das der babylonische König Nebukadnezar II. zu Ehren seines Gottes Marduk erbauen ließ. Die Geschichte des Sündenpfuhls Babylon ist faszinierend und wird in dem Museum interessant und umfangreich dargestellt und auch die dazugehörigen Informationen werden unterhaltsam erzählt.

Erzählt? Ja, ich gestehe. Wir hatten uns zu Beginn unserer Entdeckungstour ein wichtiges Indiz, an dem man festmachen kann, dass man merklich älter wird, ausgeliehen: Einen Audioguide! Noch vor einigen Jahren hätte ich mir nie im Leben so ein Ding um den Hals gehängt; heute finde ich die Geschichten darauf sogar schon schön.  Kurz bevor das Museum seine Pforten schloss, hatten wir alles gesehen und jede Halle inspiziert. Mir brannten ganz schön die Füße und mein Rücken spielte auch langsam nicht mehr mit. Puh, und jetzt noch zurück zum Auto laufen, das wir kilometerweit entfernt abgestellt hatten.

Ischtartor PergamonmuseumVon den vielen Eindrücken gefesselt gingen wir in Richtung Unter den Linden, in der festen Absicht noch eine Currywurst zu essen. Berlin ohne Currywurst verlassen? Für den Hasen als Currywurstliebhaber völlig undenkbar. So holten wir uns an seinem Berliner Stammimbiss in der Friedrichstraße noch eine Currywurst mit Darm und Brötchen (Bei uns gibt es Currywurst in genau einer Variante – wer eine Extrawurst gebraten haben will, bekommt sie in Berlin. In Braunschweig hätte er einfach mal Pech gehabt.), ruhten die müden Füßchen noch ein bisschen aus und wackelten dann durchs Regierungsviertel wieder in Richtung Schloss Bellevue.

Irgendwie kam ich dann auf die Idee, man könnte ja den Weg seitlich am Schloss vorbei nehmen und so vielleicht dahinter einen Blick in den Garten erhaschen, den man Vortags überall im Fernsehen bewundern konnte. Nicht, dass mir die Füße nicht schon genug weh taten… Trotzdem liefen wir los, der Weg war länger als gedacht und natürlich konnten wir außer einem Zaun, Kameras und Sichtschutzelementen nichts erkennen. Aber dafür wissen wir nun, dass sich kein Garten, sondern vielmehr ein großer Park hinter dem Schloss befindet und wie der Tiergarten im Dunkeln aussieht. Zum Glück kreuzte nur ein Fuchs unseren Weg und keine Wildschweine. Die können doch recht unangenehm werden und wer vermutet die schon mitten in Berlin?!

Als wir schließlich am Auto ankamen waren wir froh, dass wir uns endlich hinsitzen konnten und dann ging Piggeldi mit Frederick nach Hause. Nein, im Ernst: Es war ein toller Tag in Berlin und schon bald wollen wir wieder in die Stadt an der Spree fahren, um dort neue Abenteuer zu erleben. Berlin, wir lieben dich!


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