Auf nach Saudi-Arabien. Visa-Antrag mit Promisichtung.

Meine Oma hat immer gesagt: „Wenn einer eine Reise tut, hat er was zu erzählen.“ Ein Spruch, der nicht treffender sein könnte, wenn es um unsere Familienreisen nach Saudi Arabien geht.

Im Jahr 2010 zum Beispiel waren wir für eine Nacht in Kairo gestrandet, weil man uns im Transit nicht weiter reisen lassen wollte wegen eines angeblich falschen Visums. Beim Besuch 2007 wurden wir (drei Leute) von nicht weniger als 5 Autos mit insgesamt 9 Verwandten abgeholt.

Kurz: Nach Saudi Arabien reisen ist jedes Mal ein wahnsinniges Abenteuer, dessen Ausmaß und Ausgang man vorher nie absehen kann.

Nun also mal wieder der Plan, in diesem Jahr die Familie in Jeddah zu besuchen. Das Abenteuer beginnt für uns schon immer mit der Visabeschaffung. Da wir mit deutschen Pässen reisen, braucht es eine offizielle Einladung durch die Familie vor Ort, eine Genehmigung des saudischen Außenministeriums und noch 1 Million anderer Papiere, bis einmal ein Visum ausgestellt werden kann. Bisher konnte all das per Post zum Konsulat nach Berlin erledigt werden – nervig, viele Briefmarken, aber am Ende ja auch kein Problem.

Seit 2013 nunmehr, erfahren wir von der Homepage der saudischen Botschaft, kümmert sich eine eigene Agentur ausschließlich um Saudi Arabiens Visaangelegenheiten. Nicht genug all die Emails, Papiere, Fotos, Einladungen, nein, nun braucht es auch noch einen so genannten Verwandtschaftsnachweis, der uns als Nichten und Neffen unseres Onkels, der uns einlädt, identifiziert. Und – als Sahnehäubchen muss jeder einzelne Visaanwärter persönlich im Büro der Agentur vorsprechen, um dort seine biometrischen Daten abzugeben.

Dazu sei gesagt, dass unsere kleine Reisegruppe schön verstreut in der Republik lebt und man ja nun erstmal einen gemeinsamen Termin finden muss, an dem alle gemeinsam einen Tag frei nehmen und nach Frankfurt pilgern können, um dort einen Fingerabdruck abzugeben.

Naja, andere Familien machen Ausflüge in den Zoo oder ins Phantasialand, wir fahren nach Frankfurt in die saudische Visaagentur.

Die Sicherheitsvorschriften für die Agentur kann man auf der Seite nachlesen – keine elektronischen Geräte, keine Taschen oder Koffer, lediglich die beizubringenden Dokumente sind in einer Plastiktüte (NICHT Jutebeutel!) mitzubringen. Die Saudis wieder, bloß nix Umweltfreundliches tun…

Auf nach Saudi-Arabien. Visa-Antrag mit Promisichtung.

Als gute und regelkonforme Deutsche packen wir also unsere Unterlagen in eine durchsichtige Plastiktüte, schließen unsere Taschen, Handys und Jacken im Auto ein und suchen das Büro auf der Frankfurter Gutleutstraße (schön, dass man gerade DORT das Visum zur Achse des Bösen beantragen muss… Humor haben sie ja, die Arabistaner …)

Auf der Seite war auch zu lesen, dass die Sicherheitsdetektoren vor Ort unbedenklich seien für Menschen mit Herzschrittmachern. Vor Ort wird mir auch klar, warum – es gibt nämlich gar keine Sicherheitsdetektoren dort. Überhaupt sind wir alles etwas enttäuscht. Wir haben Alcatraz oder zumindest einen russischen Gulag erwartet, treffen aber nur auf die etwas sauberere, hübschere Variante eines kleinstädtischen Arbeitsamtes. Andere Kunden sitzen auch mit Rollkoffern, Rucksäcken und Mänteln im Foyer. Außer uns hat niemand eine Plastiktüte dabei …

Auf nach Saudi-Arabien. Visa-Antrag mit Promisichtung.

 Wir werden einfach eingelassen, am Empfang prüft ein netter Ägypter (Die Saudis … sogar im Ausland wird die hergebrachte … äh… sagen wir, ARBEITERpolitik weiter betrieben …) unsere Unterlagen und wir werden zum Counter durchgewunken. Alle sind freundlich, alle sind nett, zum Sonderpreis von 300 Euro und 30 Cent gibt es 3 Visa, Papiere werden unterschrieben und der Vorgang scheint zum Ende zu kommen.

Auf meine Nachfrage, wann denn unsere Fingerabdrücke genommen werden, sagt der gute Angestellte doch tatsächlich: „Am Flughafen in Jeddah.“

Wie bitte?? Und warum musste wir dann alle drei aus Bonn, Hamburg und dem Ruhrpott extra persönlich nach Frankfurt anreisen??

„Ach, ab 2015 wollen wir das hier im Büro machen, den Raum gibt es schon, wir haben aber die Maschinen noch nicht. Wir wollen nur schon mal üben und die Leute daran gewöhnen, dass sie hierher kommen.“ ….. So sind sie, die Saudis … Bürokratie ist, wenn man trotz Plastiktüte lacht.

Einen Trost gibt es aber doch. Das System gilt für alle. Kurz bevor wir an den Counter gebeten werden, verlässt ein leicht untersetzter, bebrillter Mann die Agentur. Im Vorbeigehen wünscht er uns noch einen schönen Tag. Meine Mutter: „Den kenn ich, ich glaub, der hat mal bei uns gearbeitet.“ Ich darauf: „Mama, das war Roland Koch.“

Mein Bruder und ich haben ihn übrigens aus Protest nicht zurück gegrüßt. Vielleicht treffen wir uns ja im Flugzeug nach Saudi Arabien wieder.

Wer wissen möchte, wie es mit der Reise nächste Woche weiter geht und was wir vor Ort alles erleben, bleibt hier dabei und schaut uns auf Instagram zu. Enjoy!


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