Eben noch war sein Olymp bevölkert mit Feuerwehrmännern, Bauarbeitern und Ambulanzfahrern. Als Halbgötter akzeptierte er Polizisten und Zivilschützer. Für Ritter, Dinosaurier, Piraten und anderes Gesindel hatte er keine Verwendung. Zu kämpferisch, zu laut, zu weit von der Realität entfernt waren sie. Wenn seine grossen Brüder zu Ehren der Helden der Vergangenheit einen Ritterkampf durchführten, wandte er sich nahezu angewidert ab.
Das alles war gestern. Heute sass er am frühen Morgen im Bett und bewunderte andächtig die Bilder in einem Ritterbuch. “Schau, Mama, ein echter Ritter. Der hat eine richtige Rüstung. Und hier eine Burg. Wow, das Pferd ist ja riesig!” Erst glaubte ich noch an einen Zufall. Vielleicht hatte er sich im Buch geirrt und gab nur vor, sich für den Inhalt zu interessieren, weil er zu bequem war, sich andere Lektüre zu besorgen. Wenig später aber ertappte ich ihn dabei, wie er seiner kleinen Cousine voller Begeisterung das Buch mit den Ritterrüstungen zeigte, am Nachmittag befasste er sich eingehend mit dem Thema “Brandbekämpfung in der Ritterzeit”.
Spätestens jetzt gab es keinen Zweifel mehr daran, dass Feuerwehr & Co allmählich ihren Reiz verlieren, das Prinzchen macht sich dazu auf, das Mittelalter zu erkunden. Ich hätte wissen müssen, dass das kommt, habe ich diese Entwicklung doch bereits dreimal mitgemacht. Ein Entwicklungsschritt, den ich grundsätzlich begrüsse, denn in der Vergangenheit kenne ich mich besser aus als auf Baustellen. Etwas besorgt bin ich nur, weil der Wandel ausgerechnet jetzt stattfindet. Prinzchens Weihnachtsgeschenke sind nämlich bereits gekauft und es hat keinen einzigen Ritter dabei.