Genussmanufaktour in Wolfenbüttel, was mag wohl dahinter stecken? Sicher war ich mir nicht, als ich mich auf dem Weg zum Treffpunkt an der Touristeninformation am Marktplatz machte. Aber beim Thema Genuss hoffte ich doch, dass es auch um gutes Essen oder Trinken ging.
Gespannt wartete ich mit meinen 8 anderen Mitstreitern auf den Beginn der Tour. Pünktlich um 13 Uhr traf Ulrich Higl, unser Guide, ein. Bevor wir starteten, bekam jeder Teilnehmer einen schwarzen Wolfenbüttel-Beutel „für die vielen Einkäufe", in dem sich 4 Rabattgutscheine befanden. Das versprach doch schon einiges. Die Tour startete mit der kurzen Vorstellung der einzelnen Teilnehmer. Interessant war, dass ich die einzige war, die nicht aus der näheren Umgebung kam.
Dann konnte es endlich losgehen. Wir starteten in Richtung Marktplatz, wo der tolle Wochenmarkt langsam abgebaut wurde. Zum Glück hatte ich diesen schon vormittags besucht. Vor dem wunderschönen Rathaus stoppten wir das erste Mal, denn hier stand früher das Wohnhaus von Justus Georg Schottelius. Noch nie gehört? Ich vorher auch nicht. Aber der gute Mann ist der Vater der deutschen Grammatik und Erfinder des Semikolon.
Genussmanufaktour in Wolfenbüttel - Genuss und Geschichte
Weiter geht die Tour bis „Klein Venedig". Dieser kleine Bereich an einem alten Kanal ist die schönste Stelle, an der man noch erkennen kann, dass Wolfenbüttel früher von Kanälen durchzogen war. Die Häuser hatten Zugänge zu diesen, um die produzierten Waren zu transportieren. Diese Kanäle waren die wichtigsten Verkehrswege in und um der Stadt. Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese nach und nach zugeschüttet und in Straßen umgewandelt. Heute ist „Klein Venedig" eine schöne Stelle mit schön bepflanzten Blumenkästen an der Brücke. Früher sah es dort wahrscheinlich nicht so aus - und gerochen hat es wohl auch nicht sehr angenehm. Wer sich mehr für die Wasserwege interessiert, findet in Wolfenbüttel an vielen Stellen Hinweisschilder zur Kulturroute Wasserwege.
Die Genussmanufaktour in Wolfenbüttel führte uns weiter durch die Stobenstraße. Hier befanden sie früher die Badehäuser der Stadt, aber auch das ein oder andere Freudenhaus. Hier machte uns Herr Higl auf die unterschiedlich restaurierten Fachwerkhäuser aufmerksam. Erstaunlich fand ich, dass die Restaurierung von den Hausbesitzern aus eigener Tasche bezahlt werden muss. Das erklärt, warum nicht alle Häuser in gutem Zustand sind. In Wolfenbüttel gibt es zudem neben dem Denkmalschutz weitere Vorgaben für die Restaurierung. So müssen z.B. die Fenster alle nach außen geöffnet werden.
Die Fenster gehen nach außen auf
Kaffee, Kirche und Biokost
Schon waren wir an der ersten Genuss-Station der Tour, der Kaffeerösterei & Cafebar Treccino. Die Inhaberin Frau Steinig begrüßte uns herzlich und leitete uns zu einem vorbereiteten Tisch. Hier standen schon die Kaffeetassen bereit, denn hier kam auch der Genuss ins Spiel, wir durften probieren. Frisch aufgebrüht waren zwei unterschiedliche Kaffeesorten, die wir ohne Milch und Zucker testen sollten. Etwas skeptisch war ich schon, denn eigentlich trinke ich Kaffee nur mit Milch. Erstaunt stelle ich fest, wie mild aber trotzdem aromatisch der Kaffee schmeckt. Hier benötigt man wirklich keine Milch. Wie ich erfuhr, liegt dies an der milden und schonenden Röstung der Bohnen. Zum Schluß blieb noch etwas Zeit für Einkäufe, bei denen ein Gutschein eingelöst werden konnte.
Leider hatten wir nicht unendlich Zeit sondern mussten weiter. Einen kurzen Stopp legten wir am Model der Stadtmitte ein. Hier erfuhren wir weitere interessante Dinge über die Geschichte und Entwicklung der Stadt Wolfenbüttel. Leider verdunkelte sich der Himmel immer mehr und es fing an zu regnen. Nur mit Mühe erreichten wir halbwegs trocken den nächsten Stopp der Tour.
Im Regionalwaren- und Naturkostladen Kornblume wurden wir schon mit einigen Leckereien erwartet. Während wir probierten, erfuhren wir vom Inhaber einiges über die Geschichte und Philosophie des Ladens. Eröffnet 1981 in den Anfängen der Biobewegung ist die Kornblume heute ein Geschäft, daß für regionale, nachhaltige und ökologische Produkte steht. Mit viel Liebe und Herzblut werden hier immer wieder neue regionale Produzenten entdeckt, geprüft und ins Sortiment aufgenommen. Andererseits wird auch eine Kosmetiklinie aus dem Sortiment genommen, die zwar für Bio steht, aber von einen großen französischen Kosmetikkonzern aufgekauft wurde. Nachdem alle probiert und das eine oder andere gekauft haben ging es weiter Richtung Holzmarkt.
Dort hatte Herr Higl wieder einige Anekdoten aus der Geschichte des Markts und der angrenzenden St. Trinitatiskirche für uns bereit. Man merkte, dass er gebürtiger Wolfenbüttler ist. Zu vielen kleinen Dingen entlang des Weges hatte er eine Geschichte, selbst zu einem geparkten Oldtimer. Immer wieder traf er Bekannte, doch für mehr als einen Gruß war keine Zeit. Denn wir wurden ja schon in der nächsten Station erwartet.
Diesmal stand das Thema Feinkost im Vordergrund. Im Barrique Wolfenbüttel stand ein Bulgursalat sowie ein Weißwein für uns bereit. Aber im Barrique darf auch so sehr viel probiert werden, an jeder Ecke standen Kleinigkeiten zur Verkostung bereit. Neben vielen Weinen, Spirituosen, Essig und Ölen werden hier auch Pestos, Gewürzmischungen und vieles mehr verkauft. So konnte, wer wollte, die Gewürze für den leckeren Salat direkt kaufen.
Torte zum Abschied
Die letzte Station führte die Genussmanufaktour zum Cafe Wolfenbüttler Tortenkultur. Da die Sonne wieder schien, konnten wir draußen sitzen. Doch auch ein Blick ins Innere des Cafes lohnte sich. In die Gasträume im ersten Stock des alten Hauses gelangt man durch relativ niedrige Türen, die Wände scheinen etwas schief und man fühlt sich direkt in eine andere Zeit versetzt. Wirklich schön.
Als süßen Abschluss bekam jeder zu der Tasse Kaffee eine kleines Stückchen Mohn-, Himbeere- und Tiramisutorte. Sehr lecker. Hier klang die Genussmanufaktour in Wolfenbüttel gemütlich aus. Pläne für den Abend wurden ausgetauscht, ich wurde befragt, warum ich denn ein Wochenende in Wolfenbüttel verbringe und alle waren sich einig, das dies eine sehr schöne Tour war.
Information: Die Genussmanufaktour ist für Teilnehmer ab 18 Jahren buchbar. Die Geschäfte sind von Tour zu Tour unterschiedlich, man kann diese also öfter machen. Tickets kosten 25 € p.P. und eine Anmeldung ist erforderlich. Termine und weitere Informationen findest du auf der Seite der Lessingstadt Wolfenbüttel.
Offenlegung: Zur Genussmanufaktour in Wolfenbüttel wurde ich vom Tourismus Wolfenbüttel eingeladen. Vielen Dank dafür. Meine Meinung bleibt von der Einladung natürlich unberührt.