In meinem Bücherregal steht schon der eine oder andere Coffee-Guide für Grossstädte wie z.B. London, welche mich inspirieren und hoffentlich wieder einmal bei der Planung einer Städtereise unterstützen werden. Für Zürich hätte es daneben durchaus noch Platz, was insofern nicht weiter verwundert, da ich ja den (bzw. „einen“) hiesigen Kaffeeführer selber schreibe und ich – soweit ich mich erinnern mag – noch nicht zum Printmedium gewechselt habe. Nun ist es aber trotzdem da, ein kleines Buch das durch die Zürcher Kaffeeszene führt. „Kaffee-Kreise“ heisst das von vier Freundinnen, sechs Graphikern und einem Illustrator kreierte Büchlein, welches 62 nach Stadtkreisen geordnete Zürcher Cafés beinhaltet. Die wohl schwierigste Frage beim Erstellen eines solchen Führers scheint mir jeweils das Auswahlverfahren der Lokale zu sein, nämlich welche, wie viele und warum? Ich besitze Guides die weit über hundert Lokale beinhalten und alle nach Qualität beurteilen. Selber bin ich davon noch weit entfernt, merke aber auch immer wieder wie schwierig es ist eine Linie zwischen Ausschluss und Aufnahme zu definieren – besonders wenn die qualitativ hochwertigen Lokale rar sind und die Grenze zwischen besserem und schlechterem Mittelmass so fliessend verläuft, dass man irgendwann selbst nicht mehr weiss wo man aufhören soll. Die zweite Problematik entsteht durch das vergleichsweise statische Medium Buch. Seit ich den Coffee-Guide schreibe wurden schon diverse Lokale eröffnet, geschlossen oder haben ihr Sortiment verändert, was sich oft mit ein paar Klicks beheben lässt. Entweder kann man nun einfach jährlich in Produktion gehen oder man versucht eine möglichst langlebige Momentaufnahme zu kreieren. Die Macher von „Kaffee-Kreise“ scheinen sich für Letzteres entschieden zu haben und umgehen zudem die ganzen Auswahlrechtfertigungen elegant indem sie schlicht und einfach ihre „persönlichen Lieblingsplätze“ ausgewählt haben. Der Klappentext klingt schon einmal interessant: „Wo findet man den besten Espresso, das gemütlichste Ambiente, und in welchem Café kann man auch noch die Einrichtung kaufen?“ Ein Blick in das Buch offenbart, dass die einzelnen Lokale auf je einer Seite mit einem Kurztext beschrieben werden und mit zusätzlichen Schlagworten versehen sind. Diese informieren unter Anderem bezüglich der Verfügbarkeit von wireless Internet, vielfältiger Presse, oder Aussensitzplätze. Auffallend ist dabei vor Allem die Abwesenheit von Fotos. Dies ist jedoch meines Erachtens der deutlich kleinere Wermutstropfen, denn die schönen Illustrationen unterstützen das gedankliche Ausmalen der beschriebenen Lokale beim Lesen. Was ich eindeutig mehr vermisse, ist der oft fehlende Bezug zum (leider oft nur vermeintlichen) Herzstück eines Cafés – der Kaffee. Das Augenmerk der Texte ist meist deutlich auf das Ambiente oder sonstige Besonderheiten der Lokale gerichtet, und aufgrund der Auswahl der Lokale wird noch einmal deutlich, dass Kaffeequalität definitiv kein Kriterium dafür gewesen sein kann, weshalb einige Lokale zu den Lieblingsplätzen der Autoren wurden. Selbst die auf dem Klappentext versprochene Frage nach dem besten Espresso bleibt auch beim wiederholten Durchlesen unbeantwortet. So soll der kleine Führer wohl viel mehr zum selber Entdecken anregen, als dem Leser vorzukauen, wo er hinzugehen hat. Alles in Allem ist „Kaffee-Kreise“ aber ein hübsches Buch das die Zürcher Kaffeekultur von heute passend widerspiegelt. Empfehlen würde ich es gerade auch wegen den jeweils einführenden Informationen zu den Stadtkreisen an Nicht-Zürcher die gerne ab und zu auf einen Kaffee in die Limmatstadt kommen. Aber auch Stadtkinder dürften vielleicht noch das eine oder andere Lokal kennenlernen, gerade in Kreisen in denen man sich nicht so häufig aufhält. Während man für Informationen rund um den Kaffee um das lesen des Coffee-Guide Zürich nach wie vor nicht herum kommt, ist „Kaffee-Kreise“ ist ein künstlerischer Ansatz durch besondere Lokalitäten in Zürich zu führen der eine schöne Ergänzung für Bücherliebhaber ist. Kaffee-Kreise gibt es im Handel oder im Internet.