Iranische Frauen anno 2014. (Foto: Sedlacik)
Der Weimarer Stanislav Sedlacik, ein gebürtiger Slowake und seit gut 40 Jahren in Thüringen lebend, hat im Frühjahr 2014 eine touristische Bildungsreise in die Islamische Republik Iran unternommen. Seine Eindrücke hat er freigeist-weimar.de zur Verfügung gestellt.Viel wusste ich ja schon aus den Geschichtsbüchern, so dass Persien eine Wiege der Zivilisation ist, und andererseits verbreitet der Ex-Bundesbanker Thilo Sarrazin (SPD) seine widersprüchlichen Thesen über die Muslime im allgemeinen.
Mit großem Interesse trat ich also diese Reise, vom IRAN-Haus Weimar empfohlen und mitorganisiert, an und liess mich auf dieses Abenteuer ein. Das Flugzeug von IRAN-Air startete verspätet auf dem Flughafen in Frankfurt/ Main und landete aber bereits in Belgrad, doch eigentlich wollte ich ja nach Teheran. Ich war schockiert, als ich erfuhr, dass die Maschine in Frankfurt nicht betankt worden war und deshalb der Zwischenstopp in Belgrad notwendig wurde. Das Flugzeug wurde erst dort betankt. Dabei mussten alle Passagiere mussten drin sitzen bleiben – ich fand das sehr beängstigend. Wenn die Maschine sie Feuer gefangen hätte, wäre wohl niemand übrig geblieben. Nun, die einen werden sagen, selber Schuld, warum müssen Sie dorthin fliegen, aber von unseren Angehörigen hätten sich die deutschen Behörden schon die Frage gefallen lassen müssen: Warum haben sie die Maschine in Deutschland landen und ohne aufzutanken wieder starten lassen?
Im Flughafen Teheran warteten wir auf die Abfertigung und am großen Bildschirm lief da gerade eine lebhafte Diskussion zwischen zwei “Nonnen” und drei Männern. Da ich leider nichts verstand, fragte ich unseren Reisebegleiter Pirusan aus Weimar, über was reden sie dort und wer sind die Leute?
Es wurde über die Fußballmeisterschaft im Brasilien diskutiert und im Iran spielen auch die Frauen begeistert Fußball, nur leider international haben sie bis jetzt keinen Erfolg gehabt. Die nonnenähnliche Kleidung (ein Ganzkörperschleier) wird von allen Frauen getragen und auch die Touristinnen müssen ein Kopftuch und langärmelige weite Kleidung tragen. Unterwegs haben wir später aber gesehen, dass manche jüngere Frauen die schwarze Kleidung nach und nach durch bunte und auch figurbetonte langärmelige Sachen ersetzen.
Ich habe den Iran als ein spannendes Land erlebt: Die Bevölkerung ist warmherzig, gastfreundlich und neugierig gegenüber den Besuchern aus dem Ausland. Damit widerspricht das den westlichen Klischees über die Feindseligkeit der Muslime gegenüber den Fremden.
Somit muss ich einem klugen Mann Recht geben, welcher gesagt hat: “Wer hat ‘dem Westen’ das Recht gegeben, zu bestimmen, wie wir zu leben haben?”
Dieses Land ist zeitlos alt und zugleich extrem jung, stockkonservativ und dennoch höchst dynamisch. Mit rund 78 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 1.648.195 Quadratkilometern zählt der Iran zu den 20 bevölkerungsreichsten und größten Staaten der Welt. 70 Prozent der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt. Der derzeitige jährliche Bevölkerungszuwachs beträgt etwa 0,88 Prozent. Die durchschnittliche Anzahl an Kindern je Frau fiel von 2,2 im Jahr 2000 auf ca. 1,7 im Jahr 2007.
Auf der Straße gibt es kaum Fahrräder zu sehen, nur Motorräder in Massen, wo neben dem Fahrer manchmal noch die Frau und zwei Kinder drauf sitzen. Viele PKW´s werden von Frauen gefahren. Die westliche Blockade bricht diesen stolzen Menschen keinesfalls das Rückgrat. Auf dem Straßenrad reparierte ein Mann sein Taxi Marke Renault und sagte uns, dass er keine Ersatzteile aus Frankreich bekommt, wie andere seiner Kollegen auch, aber sie müssen mit unseren Uralttaxis unsere Familien ernähren. Sie seien gezwungen, sich selbst zu helfen und wie man sehen könne, würden sie es auch ohne “den Westen” schaffen.
Tatsächlich gibt es für ddie Lösung des Iran-Konfliktes nur zwei Möglichkeiten: Kampf der Kulturen oder Dialog der verschiedenen Kulturen. Ich bin für den Dialog und deshalb empfehle ich allen friedliebenden Menschen eine solche Iran-Reise.
Zum Schluss ein altes persisches Sprichwort: “Die einen streiten viel um Glauben und Bekenntnis. Die anderen grübeln tief nach Wissen und Erkenntnis. So wird es gehen, bis einst der Ruf sie schreckt: Es fehlt den einen wie den anderen von euch zur Wahrheit das Verständnis.”
Stanislav Sedlacik
[Erstveröffentlichung: Freigeist Weimar]