Auf der Suche nach etwas Dauerhaftem

Es ist vielleicht eine gewagte Behauptung, aber ich würde doch sagen, die Beziehung Mensch-Wallholz habe früher oft ein ganzes Erwachsenenleben lang gehalten. Mit der Aussteuer fing es an, dann folgten vergnügliche Jahre in der Küche und das traurige Ende kam erst, wenn die menschliche Hälfte des Paares das Zeitliche segnete. Nicht selten blieb so ein Wallholz dann noch in der Familie und wurde in Ehren gehalten, bis es eines Tages dann doch den Geist aufgab.

Meine eigene Wallholz-Beziehungsgeschichte ist weitaus wechselhafter. Sie ist geprägt von Brüchen, Unzuverlässigkeit und Beziehungsverweigerung. Frühere Generationen würden, wenn sie von meinem Wallholzverschleiss wüssten, vor Empörung erröten und sagen, ich sei ein Flittchen. Da ich so etwas nicht auf mir sitzen lassen kann, bin ich, nachdem kürzlich wieder eine Beziehung in die Brüche gegangen ist, in mich gegangen und habe mich gefragt, ob es denn wirklich an mir liegt, dass ich mich noch immer nicht fest an ein Wallholz habe binden können. Zwei Vorwürfe muss ich mir dabei machen:

  1. Beim ersten Zerwürfnis lag es tatsächlich an mir. Es war ein traumhaft schönes Stück, rot geäderter Marmor, edle Verarbeitung, schwer und doch flink. Ein Geschenk von einem lieben Menschen. Glaubt mir, ich habe es geliebt mit jeder Faser meiner Bäckerseele, aber Liebe allein reicht leider nicht. Man müsste mit einer solchen Kostbarkeit auch umgehen können, denn Marmor verzeiht keine Fehler. Nun, ich war noch nicht reif genug und so genügte eine kleine Ungeschicklichkeit, um meinem Wallholz, das ja eigentlich gar kein Holz war, ein Ende zu bereiten. Alles, was von dieser Beziehung blieb, waren einige Marmorsplitter und verklärte Erinnerungen.
  2. Zwar habe ich mich nie mit dem Billigsten begnügt, aber ich habe mich doch immer wieder dazu verleiten lassen, zu kaufen, was gerade verfügbar war, anstatt abzuwarten, bis ich dem Richtigen begegnete. Meistens blieb mir ja auch keine Zeit, mich länger umzusehen, da ich nicht bereit war, auf das Backen zu verzichten.

Dies also meine zwei Fehler, alles andere liegt nicht an mir, sondern daran, dass die Hölzer heutzutage zu nichts mehr taugen. Das Zeug ist einfach nicht mehr für eine lebenslange Beziehung gemacht. Klar, die Dinger sehen ganz solide aus, sind meistens recht hübsch anzusehen und prahlen mit beeindruckenden Fähigkeiten. Eine Schwachstelle haben sie aber alle, doch die wird gewöhnlich erst sichtbar, wenn es hart auf hart geht. Du glaubst, alles sei in bester Ordnung und dann plötzlich, bei der hundertsten Portion Plunderteig, brechen sie mir nichts, dir nichts heulend zusammen und wollen nicht mehr weitermachen. Und weil Plunderteig keine schwächlichen Wallhölzer duldet, bis du gezwungen, umgehend für Ersatz zu sorgen.

„Diesmal nicht“, habe ich mir geschworen und mit dem in der Mitte gebrochenen Nudelholz so gut als möglich weitergemacht. „Diesmal muss es etwas Dauerhaftes sein, koste es, was es wolle.“ Kosten wird es, das wurde mir schon beim ersten kurzen Stöbern klar, aber das muss jetzt einfach sein. Ich bin es leid, mich immer und immer wieder auf ein neues Wallholz einzulassen und darum kommt mir erst ein Ersatz ins Haus, wenn es das Richtige ist.

Ach, und kommt mir jetzt bitte nicht mit diesen italienischen Hölzern ohne Griff. Mit denen komme ich gar nicht klar.

Und noch etwas: Zum Glück gehöre ich nicht zu der Sorte Frauen, die mit dem Wallholz Einbrecher abwehrt. Hätte mich ja ganz schrecklich blamiert, wenn so ein Memmenholz gleich beim ersten Schlag heulend zusammengebrochen wäre.

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