Auf der Suche nach DELETE – Funktion für den Kopf

Ich musst dem Gott jetzt Lob aussprechen. Er ist schon ein ziemlich talentierter Tüftler, denn als er uns schuf, dachte er an fast alles, damit sein Konstrukt Mensch soweit es geht fehlerfrei funktioniert und ihm vom Leben auferlegte Aufgaben erfüllt. Wir haben einen Kopf zum Denken, Hände um etwas im Leben zu bewegen und Beine um dorthin zu gehen wo wir unser Glück vermuten. Auch die Organe um den Fortbestand zu sichern funktionieren (meistens) also ein Produktionsstopp des aktuellen Modells ist zur Zeit ausgeschlossen. Den Gerüchten zufolge haben auch manche ein Herz mit dem sie sogar lieben…halte ich allerdings für eine Spekulation. Nur eins hat der Gott bei seiner Planung nicht berücksichtigt. Eine Funktion mit deren Hilfe man die unerwünschten Daten von der inneren Festplatte löschen kann damit es nicht zu lästigen Systemabstürzen kommt. Keine Ahnung, vielleicht hat der Gott nur bei manchen nicht daran gedacht, vielleicht ist diese nützliche Funktion bei Euch integriert bei mir aber definitiv nicht! Es kommt selten vor, dass ich schlecht gelaunt bin. Ich stehe fröhlich auf, voller Energie fange ich den Tag an, es gelingt meistens fast alles was ich mir vornehme und dann das….ohne Vorwarnung tauchen alte Bilder auf und versiffen mir den Tag. Gesichter, die ich am liebsten vergessen würde, Erinnerungen an Ereignisse die damals zwar schön gewesen sein mögen, jedoch jetzt eine Belastung darstellen weil sie alte Wunden an der Heilung hindern, innere Analysen was gewesen wäre wenn ich an einer Lebenskreuzung nicht links abgebogen wäre sondern rechts. Mein Gott, wer braucht diesen Datenmüll? Ich verdammt nochmal nicht, nur lassen sich diese Prozesse irgendwie nicht einstellen, laufen im Hintergrund, bringen das System ins Wanken und sorgen für lästige Abstürze, nach denen ich mich fühle als hätte mich jemand durch einen verdammten Aktenvernichter gejagt. Ich werde weiterhin nach Möglichkeiten suchen, die alten Bilder aus dem Speicher zu löschen. Ich habe nämlich keine Lust, dass mich der Anblick eines bestimmten Bahngleises daran erinnert, dass ich dort, vor Jahren, jemanden für immer verabschiedet habe oder ein simpler Song aus dem Radio meinen Tag ruiniert weil dadurch Bilder eines Ereignissen hervorrufen werden, das geschätzte 128 Jahre zurück liegt aber immer noch nicht dort ist wo es eigentlich längst begraben sein müsste…auf dem Friedhof alter Erinnerungen.