"Auf der Jagd" / "U.S. Marshals" [USA 1998]


Ein Abschreiben, eine Nacherzählung, ein Herunterbeten: "Auf der Jagd" ist "Auf der Flucht", in schlechter. Noch einmal durchquert ein Unschuldiger (ein schaler Harrison-Ford-Ersatz: Wesley Snipes) das halbe Land, um auf eigene Faust (und Waffengewalt) die Schuld einem anderen zuzuschieben – mit angehängtem Epilog, in dem sich das verdeckt haltende Böse offenbart. Naturgemäß überreizt "Auf der Jagd" als ausschlachtende Fortsetzung seinen Lärm. Nicht mehr im Philanthropischen und Flirrenden ist diese zuhause, sondern gewichtet, kommerziell gezielt, offenkundigen Oberflächenpomp ganz anders, der einem gleichermaßen mit mehr Dampf aufgeblasenen Spionagekomplott (Twist-Impertinenz inklusive) zuarbeitet. Ob ein Flugzeugabsturz oder ein Sprung auf das Dach eines Zuges: Wie bereits im Vorgänger erfreut sich der Film neben seiner rohen Städtefotografie an seinen kaum digital verwässerten, wiewohl kenntnisreich ausgearbeiteten Stunts. Sonst aber wirkt "Auf der Jagd" massiger und  plumper, ist nicht mehr im roten Gaspedalbereich unterwegs, sondern in der verschwurbelten Berichterstattung über Details und Zusammenhänge involviert. Das Unvermutete, Bestimmte fehlt dem Film, das nach vorn Gerichtete. "Auf der Jagd" ist horizontal geworden, ein Stoppschild-Parcours. Gern schaut man allerdings einem bärbeißigen, schroffen Tommy Lee Jones ein zweites Mal bei allerhand cholerischen Krisensitzungen zu. Das verhilft dem Wiederholungsstück, das, Hand aufs Herz, sowieso keiner gebraucht hat, zur immerhin froh gestimmten, gefälligen 90er-Retroreise.
5 | 10

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