Auf der einen Seite Hip-Hop auf der anderen knallharter Pop – Olson im Interview

Erstellt am 3. August 2014 von Hypesrus @hypesrus

Geduld ist eine Tugend, die man als Olson Fan durchaus sein Eigen nennen sollte. Nach einigen Mixtapes, einem Signing bei Vega’s Freunde von Niemand, dem direkt darauffolgenden Verlassen des Labels, einer Namensänderung und einer letzten EP vor drei Jahre, veröffentlicht Olson jetzt am 29.08 sein Debütalbum bei einem Majorlabel. Wie es dazu kam und was uns auf Ballonherz erwartet, verrärt er im Interview:

Dein Album heißt „Ballonherz“ – wie kam es zu diesem Titel und was bedeutet Ballonherz für dich?

Olson: Für mich ist das so ein Bild, das ich mir mal ausgedacht habe. Jeder Mensch wird mit einem Ballonherz geboren, was er mit sich rum trägt. Wenn der Wind stark weht, wird es weg geweht. Es gibt Menschen die folgenden dann ihrem Herz und gehen dort hin, wo der Wind es hinweht oder sie bleiben einfach stehen. Man trifft immer wieder Menschen in seinem Leben, denen man sein Herz gibt, weil sie etwas für einen bedeuten. Die passen dann darauf auf und halten es fest. Andere lassen es fliegen, lassen die Luft raus oder lassen es zerplatzen. Ballonherz steht als Verbildlichung für Kurzweiligkeit – kurzweilige Liaisons, kurze Freundschaften und für Entscheidungen die man trifft, je nachdem wie gerade der Wind steht. Dieses Bild fand ich einfach interessant und hab den Titel dann deshalb gewählt, weil ich auf dem Album viel davon erzähle, wie ich der Kleinstadt entfliehe und meinem Herzen folge.

Also hast du dir schon einige Gedanken dazu gemacht. Man hat den Eindruck, dass du mit deinem Album sehr viel fröhlicher sein willst, als noch vor Jahren. Das sieht man auch an dem farbenfrohen Cover.

Olson: Eigentlich war es gar nicht meine Absicht das Album als fröhlich zu verkaufen. Auch das Cover hatte ich mir immer ganz anders vorgestellt, aber ich habe jemanden, dem ich sehr vertraue was das grafische angeht und er meinte dann, dass es so gemacht wird. Den ersten Eindruck den man hat ist, dass es ein Bonbonfarbenes Album ist, bei dem es um Red Cup Partys im Pool geht – das ist es dann natürlich nicht, aber es ist schon sehr sehr viel positiver als meine alten Sachen als Olson Rough.

Mittlerweile ist es drei Jahre her seit deiner letzten EP. Wann hast du dich dann schliesslich an dein Album gesetzt? Viele Fans haben schon seit deinem ersten Mixtape auf dein Debütalbum gewartet.

Olson: Den ersten Song habe ich im März 2012 aufgenommen. Der hat danach dann aber noch fünf unterschiedliche Beats bekommen und wurde zweimal neu aufgenommen. Fertig war der dann erst im Herbst. Den letzten Song zum Album habe ich im April 2014 gemacht. Der Aufnahmeprozess hat also ab dem ersten fertigen Track etwa anderthalb Jahre gedauert. Aus der Mixtape Zeit vor 7-8 Jahren wurden aber keine Songs übernommen – das ist alles sehr zeitnah passiert.

Du bist jetzt seit kurzem bei Universal untergekommen – wie kam das denn zustande?  

Olson: Wir haben 4-5 Demosongs gemacht und die dann einfach rumgeschickt. Das Feedback war generell sehr gut. Ein paar Labels waren interessiert, aber wir haben uns dann für Universal entschieden, weil die Vision und das menschliche passte. Universal ist natürlich schon ein großes Musikindustrie Unternehmen, aber dadurch, dass ich hier meine Ansprechpartner habe und mit Umarmung begrüßt werde wenn ich da erscheine, hat das alles garnicht so den Major-Charme für mich.

Eine Zeit lang gab es auch Gerüchte, du würdest zu Prinz Pis Label Keine Liebe gehen.

Olson: Nein, da war nix dran. Seine Management Firma 50/50 kümmert sich um mich und ich zeige ihm manchmal Dinge, Videos oder Songs, zu denen er mir dann seine Meinung gibt. Ausserdem hat er mich dreimal mit auf Tour genommen. In dieser Beziehung stehen wir zueinander, aber bei Keine Liebe war ich nie.

Verspürst du denn mit einem Major Label im Rücken einen gewissen Druck bezüglich der Erwartungen zu deinem Album?

Olson: Nein, garnicht. Der einzige Wunsch den ich habe, ist, dass es so gut läuft, dass die Jungs hier sagen, dass wir noch ein weiteres Album danach zusammen machen können. Das ist mein Mindestanspruch und ich wäre schon etwas traurig, wenn ich das nicht schaffen würde. Ich glaube nicht, dass ich hier geohrfeigt werde, wenn mein Album nicht auf die 1 geht – die Erwartungen hat auch niemand. Es soll alles gesund wachsen und ich denke, dass ist auch das Ziel der Jungs bei Universal.

Die erste Single aus deinem Album war „James Dean“. Bist du damit zufrieden, wie der Song aufgenommen wurde?

Olson: Der Song ist ja so als erstes Lebenszeichen gedacht – ein „Hallo, hier bin ich!“. James Dean ist nicht der stärkste und eingängiste Song des Albums, aber dafür ist das Feedback schon wirklich sehr gut geworden.

Was sofort auffällt ist, dass du jetzt sehr viel singst. Das war sicherlich für einige nicht vorhersehbar. Wie kamst du zu der Idee, deinen Rap mit Gesang zu verbinden?

Olson: Das kam dann als der Song „Feuerwerk“ entstanden ist. Ich habe ganz normal geschrieben, aber dann hatte ich eine Stelle bei der es aus dem Rap ausgebrochen ist und sehr melodiös wurde. Das hat mir dann so gut gefallen, dass ich dachte, das könnte man öfters mal machen. Ich hab mich dann so da rein gelebt, weil es mir richtig Spaß gemacht hat.

Du hast zum größten Teil mit den Beatgees an deinem Album gearbeitet. Wie seid ihr da vorgegangen?

Olson: Wir haben uns immer zusammen hingesetzt und haben von Null an gestartet die Instrumentals zu produzieren. Ich hatte vorher in Garage Band ein paar Akkorde eingespielt, auf die ich dann auch schon geschrieben habe. Mit den Akkorden bin ich dann zu den Beatgees gegangen und daraus haben wir dann das eigentlich Instrumental gebaut. Philipp von den Beatgees hat mir manchmal Sachen mitgegeben, bei denen ich dann aber auch nur die Akkorde gut fand – also hat man alles andere rausgeschmissen und daraus wieder etwas neues produziert. Ich war schon sehr involviert in die Produktion.

Hast du selbst denn auch Ahnung vom Beats bauen? Könntest du für dich selber produzieren?

Olson: Ja, könnte ich schon, aber mir fehlen einfach die Tricks, wie man alles gut klingen lässt. Ich weiss schon wie ich Drums setzen und wie ich Sachen einspielen kann, aber von Equalizern, Höhen, Mitten, Tiefen usw. habe ich keine Ahnung. Am Ende würde es wahrscheinlich nicht gut klingen. Durch den gemeinsamen Produktionsprozess habe ich jetzt aber einiges dazu gelernt.

Wie siehts bei dir mit dem Schreiben aus? Hast du eine Songidee bevor du einen Beat bekommst oder kommt die Inspiration erst, wenn du ein fertiges Instrumental vor dir hast?

Olson: Das ist total unterschiedlich. Entweder hab ich nur eine Zeile, eine Melodie, ein Thema ohne Beat im Kopf oder mir fällt etwas ein nachdem ich ein Instrumental gehört habe. Bei Ballonherz hatte ich ja eine gewisse Geschichte zu erzählen, deswegen war thematisch schonmal eine Grenze gesteckt an die ich mich gehalten habe.

Also war dir schon klar, dass du nicht einfach Songs sammelst und dann die besten raussuchst, sondern wusstest wo es hin soll?!

Olson: Genau. Wir haben dann auch wirklich alle Songs genommen, die wir gemacht haben. Es sind noch so 2-3 Bonustracks entstanden, bei denen wir überlegt hatten, die auf iTunes anzubieten – letztendlich haben wir das nicht gemacht, weil das Album für sich stehen sollte.

Als wir dir Tracklist zu deinem Album das erste Mal gesehen haben, ist uns der Song „Megafon“ aufgefallen. Einen älterer Song von dir trägt den gleichen Titel. Wie kommt es dazu, dass du diesen neuen Song wieder so genannt hast?

Olson: Weil ich es kann (lacht). Ich hatte wieder diese Zeile im Kopf „Ich will dass die Welt weiß…“, die ich ja schon in dem alten Song benutzt hatte. Also habe ich den neuen Song einfach ganz plakativ wieder „Megafon“ genannt, um die Connection herzustellen. Einmal gibt es „Ich will dass die Welt weiß…“ 2011 und einmal 2014. Einfach um auch die Entwicklung zu sehen. Damals war ich noch eher böse – heute bin ich gechillt.

Machst du dir Gedanken darum, dass die Rap-Fans deine Musik nicht feiern könnten – mal abgesehen von den alten Olson Rough Fans? Gibt es eine Zeilgruppe für dich?

Olson: Um die Rap-Fans habe ich mir schon Gedanken gemacht. Es ist mir bewußt, dass viele abspringen werden. Aber um Zielgruppen habe ich mich nicht gekümmert. Ich weiß, dass es ein mutiger Weg ist, den ich gewählt habe und damit ein Risiko eingehe. Das Risiko wollte ich aber in Kauf nehmen, dafür dass ich das machen kann, auf das ich Bock habe. Hätte ich diese alten Sachen gemacht, wäre ich wohl eine todsichere Schiene gefahren. Sicherlich wäre ich nicht durch die Decke gegangen, aber ich hätte bestimmt keine Hater gehabt – die hatte ich damals nie. Aber das war ich halt nicht mehr. Man hat sich einfach umorientiert und ich bin sehr zufrieden mit meiner Mucke.

Wenn du sagst, das ist genau die Musik die du machen wolltest, wie würdest du die dann selbst beschreiben?

Olson: Irgendjemand sagte mal vor kurzer Zeit „Das ist Hip-Pop“. Es ist alles sehr poppig, aber es hat halt doch noch sehr Rap-artige Reime und Flowpattern und 808 Drums das ganze Album durch. Auf der einen Seite Hip-Hop auf der anderen knallharter Pop.

Features findet man auf deinem Album nicht. Hast du dich bewusst dazu entschieden?

Olson: Ja. Die Songs auf dem Album basieren auf Erfahrungen aus meinem Leben, ich habe keine Geschichten erfunden. Für Features war alles viel zu selbstsüchtig und autobiograpisch, als dass ich dort noch thematisch jemanden hätte einbringen können.

Dann wünschen wir die auf jeden Fall viel Glück mit deinem Album und danke für deine Zeit!