Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd‘

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47° 44′ 36″ nördlicher Breite; 12° 2′ 8″ östlicher Länge


Der 1273 Meter hohe Farrenpoint ist zusammen mit seinem spitzfindigen Nachbarn, dem Sulzberg, nördlichster Vorposten des Mangfallgebirges. Er ist der „Glöckner von Notre Dame“ unter den umliegenden Bergen – denn sein buckeliges Äußeres täuscht. Zermürbende Steilpassagen über die monotone Waldautobahn, die den halben Weg zum Gipfel ausmacht, fordern Bergwanderern und -radlern einiges ab. Der Abstieg vom Farrenpoint garantiert dem Fußgänger den berühmten Knieschnackler und Mountainbikern den berüchtigten Bremsschwund (oder auch Fading, wie man auf gut bairisch sagt).

Unterhalb des Gipfelkreuz liegt, durch Hänge vor Nord- und Westwinden geschützt, die Huber-Alm. Neben der unbewirtschafteten Almhütte bedeckt der dazugehörige Huber-See eine geringe Fläche des Gipfelplateaus; je nach Jahreszeit sind es mal mehr, mal weniger Quadratmeter. Wegen der Nähe zum Jenbachtal halten manche die Lack (bairisch für Lache, Pfütze, Weiher oder kleinen See) für den Rest des geheiminsvollen Rackasees.

Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd‘ Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd‘ Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd‘

Im Laufe seines Aufenthaltes wird der Autor dieses Beitrags Zeuge einer skurrilen Szene: ein glatzköpfiger Mittvierziger mit Nerdbrille und in dezentem Outdoor-Outfit eilt zielstrebig über das Gipfelplateau; offensichtlich klappert er die diversen Aussichtspunkte ab. Am Gipfelkreuz zückt der Mann ein aufklappbares Lederetui und bannt die berauschende Fernsicht auf den Sensor seines Smartphones. Mit der Ruhe ist es spätestens dann vorbei, als der Fotograf das Smartphone seiner ursprünglichen Bestimmung zuführt und ein Telefonat beginnt: er informiert seinen Gesprächspartner darüber, dass er sich momentan noch auf dem „Eierberg“ (sic!) befinde, aber in einer halben Stunde(!) wieder am Parkplatz sei. Ob er (der Gesprächspartner) ihn dann dort abholen könnte?
Ein Bergradl, mit dessen Hilfe der ominöse Besucher seine Verabredung einhalten könnte, kann der Autor dieser Zeilen beim besten Willen nicht entdecken. Auf dem eineinhalb-stündigen Fußweg zurück nach Bad Feilnbach bleibt ihm aber mehr als genug Zeit, über das Schicksal des mitteilungsbedürftigen Wandersmannes zu sinnieren.


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